Marissa Blumenthal 02 - Trauma
erheblich angenehmer.«
Die beiden Chinesen sahen einander an und gehorchten. Paul ging zum Schreibtisch, nahm den Revolver weg und steckte ihn sich in die Hosentasche. Dann trat er hinter den Wachmann und tastete ihn ab. Nachdem er festgestellt hatte, daß er keine weiteren Waffen bei sich hatte, wandte er sich dem Mann im grauen Anzug zu.
Blitzschnell wirbelte der Mann im grauen Anzug herum, stieß einen gutturalen Schrei aus und trat Paul die Schußwaffe aus der Hand, daß sie quer durchs Zimmer flog und in der Nähe der Fenster klappernd auf dem Boden landete.
Ohne eine Sekunde zu verlieren, trat der Mann aus geduckter Haltung und wieder mit einem Schrei ein zweites Mal zu. Dabei zielte er nach Pauls Kopf.
Der erste Tritt hatte Paul überrumpelt, auf den zweiten war er gefaßt. Als erfahrener Straßenkämpfer duckte er den Tritt ab, packte einen Stuhl und schlug ihn dem Angreifer vor den Unterleib. Stuhl und Mann landeten ineinander verkeilt auf dem Boden.
Nun bewies auch der Wachmann, daß er in Nahkampftechniken ausgebildet war. Aus geduckter Haltung stürzte er sich von der Seite auf Paul, der gerade vergeblich versuchte, den langläufigen Colt aus der Hosentasche zu ziehen. Kurz entschlossen ließ er die Waffe los, packte eine Lampe vom Beistelltisch und konterte damit die blitzschnellen Vorstöße des Wachmanns.
Bald schwirrten weitere Stühle durch die Luft, und Marissa und Wendy flohen in den Ultraschallraum. Sie hatten nur ein Ziel im Auge: in die Krankenstation zu gelangen, wo sie in Sicherheit sein würden.
Sie zerrten die Tür zum Ultraschallraum auf, den sie erst vor wenigen Minuten verlassen hatten, schalteten in aller Eile das Licht ein und rannten durch die Tür ins Labor. Dort fand Wendy als erste den Lichtschalter und betätigte ihn. Marissa machte die Tür zu. Dann sah sie den Schlüssel und schloß hinter sich ab.
Sie gönnten sich keinen Augenblick Ruhe, sondern rannten zwischen Labortischen und Brutkammern zu der Tür, die auf den Hauptflur hinausging. Doch bevor sie draußen waren, hörten sie, wie jemand an der verschlossenen Tür hinter ihnen rüttelte. Gleich darauf wurde das Sichtfenster eingeschlagen.
In wilder Panik kamen sie bei der Flurtür an, mußten aber feststellen, daß sie abgeschlossen war. Nun versuchten sie das Schloß mit Gewalt zu sprengen. Da sah Marissa im Umdrehen, daß der Wachmann gerade ins Zimmer kam und auf sie zustürmte. Sie schnappte sich die gläsernen Laborgefäße, die sie erreichen konnte, und schleuderte sie dem Angreifer entgegen. Die zersplitternden Gläser hielten den Wachmann etwas auf, konnten seinen Vormarsch aber nicht stoppen.
Schließlich schaffte es Wendy, die Flurtür aufzureißen, und die beiden Frauen stürzten in den dunklen Korridor. Um nicht in den Warteraum zu gelangen, wandten sie sich nach rechts. In panischer Angst rannten sie Hals über Kopf den Flur entlang und hofften, auf diesem Weg eine zweite Wendeltreppe zu finden.
An der rechtwinkligen Ecke mußten sie abbremsen. In der Eile fielen sie fast übereinander. Beim Weiterlaufen sahen sie in der neuen Richtung am Ende des Gangs ein Fenster, durch das gedämpftes Licht von draußen hereinfiel. Doch leider gab es hier keine roten Ausgangsleuchten. Hinter sich hörten sie, wie die Labortür aufgerissen wurde. Der Wachmann war also nicht weit hinter ihnen.
Am Fenster fand Marissas und Wendys Flucht ein jähes Ende. Der Flur ging nicht weiter. Hektisch probierten sie die Türen rechts und links. Beide waren abgeschlossen. Da tauchte auch schon in der Flurbiegung der Wachmann auf. Jetzt kam er auf sie zu. Er hatte es nicht mehr nötig, sich zu beeilen. Denn er hatte sie in der Falle.
Rechts an der Wand entdeckte Marissa eine Glasverkleidung. Sie riß sie auf und packte den schweren Messingverschluß eines Feuerlöschapparats. Der Schlauch fiel heraus und legte sich in Schlangenwindungen auf den Boden.
»Dreh das Ventil auf!« schrie Marissa.
Wendy griff in den Verschlag und versuchte den Knopf zu drehen. Er rührte sich nicht. Sie versuchte es mit beiden Händen und zog und zerrte mit allen Kräften. Plötzlich gab das Ventil nach. Wendy drehte es weiter auf.
Marissa hielt den schweren Verschluß in beiden Händen und richtete ihn auf den durch den Flur kommenden Wachmann. Sie war auf einiges gefaßt gewesen, doch die Wucht, mit der der Wasserstrahl schließlich aus dem Schlauch schoß, übertraf alles. Sie wurde zurückgeschleudert und mußte den Schlauch loslassen. Unter
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