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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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irgendwie abzulenken und nicht an das denken zu müssen, was ihn gleich erwartete.
    Vor weniger als einer Stunde waren mehrere schwere Vergiftungen gemeldet worden, nur ein paar Meilen vom J.-Edgar-Hoover-Gebäude entfernt. Kurz darauf war Sherman ins SIOC gestürmt.
    Beamon hatte sich nach Kräften gesträubt. Er hatte behauptet, dass er in Papierkram ersticke und anklingen lassen, es gäbe wichtige Spuren, die er verfolgen müsse. Doch es hatte ihm nichts genutzt. Sherman hatte wie immer geduldig zugehört und ihm dann ziemlich unmissverständlich gesagt, er solle sich endlich in Bewegung setzen. Es würde keinen besonders guten Eindruck machen, wenn sich bei einer solchen Geschichte, die praktisch vor ihrer Haustür passierte, niemand vom FBI sehen ließe.
    Die Zigarette war fast bis zum Filter heruntergebrannt. Beamon nahm einen letzten tiefen Zug und warf die Kippe aus dem schmalen Spalt im Fenster. Dann schaltete er den Motor ein und fuhr los.
    Als er aus der ruhigen Nebenstraße bog, schien er in eine andere Welt zu kommen, voll greller Lichter und hektischer Betriebsamkeit. Die Straßen, die zu einem hässlichen Klotz von einem Gebäude führten, waren mit gelbschwarz gestreiften Absperrungen blockiert. Überall drängten sich Menschen, von denen viele nur Bademäntel trugen, die sie hastig über ihre Schlafanzüge geworfen hatten. Die blitzenden Lichter der Streifenwagen und Feuerwehrautos wurden überstrahlt von kräftigen Scheinwerfern, wie Zirkusse und Gebrauchtwagenhändler sie einsetzten. Sie waren auf einem asphaltierten Spielplatz vor dem Wohnblock aufgestellt worden, damit die Rettungssanitäter sich um die Opfer kümmern konnten.
    Die Beleuchtung verlieh dem Gebäude ein fast bösartiges Aussehen. Der Maschendrahtzaun, der seine Fassade bedeckte, wurde zu Zähnen und die Fenster zu leblosen Augen.
    Beamon fuhr näher heran. Einige Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr, und die Menschen machten ihm sichtlich verärgert Platz. Ungefähr fünfzehn Meter vor den Absperrungen kam er nicht mehr weiter, da die Menge zu dicht wurde. Beamon bog auf den Bürgersteig und stieg aus.
    »Tut mir Leid, Sir. Hier dürfen Sie nicht durch«, sagte ein müder Polizist. In der Absperrung gab es eine Lücke, damit die Rettungswagen hinein und hinaus fahren konnten, und er verhinderte, dass sich dort Zuschauer hindurch drängelten, die begierig darauf waren, mehr zu sehen. Ständig lief er hin und her.
    Beamon zog seinen Dienstausweis heraus und zeigte ihn unauffällig vor, als der Beamte wieder in seine Nähe kam. Er nickte nur wortlos.
    Hinter der Absperrung herrschte noch schlimmerer Trubel. Unzählige Leute liefen hin und her und trugen alle möglichen Ausrüstungsgegenstände mit sich. Kinder – frisch verwaist – wurden wie Schafe in Gruppen zu den Feuerwehrwagen getrieben.
    Unsicher ging er weiter und fühlte sich zunehmend idiotischer. Es gab nichts, was er hier tun konnte, außer sich sehen zu lassen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Gruppe, die wesentlich schwerer zu bändigen zu sein schien als die anderen. Drei Polizisten hatten Mühe, sie zurückzuhalten. Die Presse.
    Beamon änderte seine Richtung ein wenig und nahm einen Weg zum Gebäude, bei dem er in knapp fünf Metern Entfernung an den lärmenden Reportern vorbeikommen würde. Damit dürfte Sherman wohl zufrieden sein.
    Einer der Reporter erkannte ihn schon von weitem. Er rief ihm eine Frage zu und gab seinem Kameramann einen Wink. Die anderen wurden ebenfalls aufmerksam, und schon prasselten die Fragen auf ihn ein.
    Er bedeutete ihnen nur mit einer unverbindliche Geste, dass er keinen Kommentar abgeben würde, und setzte langsam seinen Weg fort. Er fühlte sich allein und unbeteiligt.
    Einige Schritte weiter sah er einen Reporter, dem es gelungen war, an den Absperrungen vorbeizukommen. Er hielt ein Kind am Arm fest, das sicher nicht älter als zwölf war, und versuchte, es zu interviewen. Vermutlich fragte er, wie es sich jetzt fühlte, da seine Eltern tot waren. Beamon dachte kurz daran, dem Kind zu helfen, überlegte es sich aber anders. Das war nicht seine Sache.
    Je weiter er kam, desto schauriger wurde die Szenerie. Überall sah er grotesk verzerrte Menschen. Direkt vor ihm lag ein Mann auf einer weißen Trage. Er trug nur Boxershorts mit Herzmuster, und sein Gesicht schien alt und zerfurcht, aber dann bemerkte Beamon, dass das nur an den grellen Scheinwerfern lag. Sein Körper war straff und muskulös.
    Eben noch hatte er relativ ruhig

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