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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Aufnahmeritual angeblich vergiftetes Crack hatte rauchen lassen. Wie sich herausgestellt hatte, war es zwar in Ordnung gewesen, aber das hatten sie vorher nicht wissen können.
    »Was ist – hast du Angst, es könnte dreckig sein?«, fragte Karns. Dieser Ausdruck hatte sich für vergiftetes Koks eingebürgert. Tek reagierte genau wie erwartet.
    »Ich? Ich hab vor dem Scheiß keine Angst, du Idiot.« Er riss die Tür auf und ging rückwärts nach draußen, wobei er Karns im Blick behielt, der ihm mit verschränkten Armen nachschaute.
    Tek trabte mit seinem Freund die Straße hinauf. Spielerisch rempelten sie einander an und schienen den kräftigen Wind gar nicht zu bemerken. Karns staunte darüber, wie jung und lebendig sie wirkten. Das Bild der beiden jungen Männer, die tot auf einem schmutzigen Teppich neben einer rauchenden Crackpfeife lagen, stieg in ihm auf, und er grinste.
    »Du warst aber ziemlich lange da drin«, keuchte Twan. »Haste ihm einen geblasen?« Er grinste boshaft.
    »Arschloch«, erwiderte Tek mit gespieltem Ärger und wollte ihm einen Schlag an den Kopf versetzen. Sein Freund konnte gerade noch ausweichen.
    In der Tasche, die Tek über der Schulter hängen hatte, klirrten verführerisch die Ampullen.
    »Lass uns bei mir vorbeigehen und ein bisschen was rauchen«, schlug Twan vor. Er hatte vor zwei Tagen seinen Vorrat verbraucht und gierte nach einer Pfeife.
    »Nichts da – erst das Geschäft.« Sie verlangsamten ihr Tempo, und Twan hielt sich keuchend die Seiten.
    Ihr erster Halt war ein dreistöckiger Wohnkomplex, der wie eine riesige Schachtel aus Ziegelsteinen zwischen den benachbarten Häusern wirkte. Mitte der siebziger Jahre war das weiß verputzte Gebäude im Rahmen der Stadtsanierung als Vorzeigeobjekt errichtet worden. Der Bürgermeister persönlich hatte es damals feierlich eingeweiht und von einer neuen Zeit für die sozial schwachen Mitbürger gesprochen, ehe er zu dringenderen Angelegenheiten davongeeilt war.
    Der Verputz war im Lauf der Jahre abgebröckelt, und die Hoffnungen der Bewohner waren längst verflogen. Anfang der achtziger Jahre war ein junges Mädchen über das Metallgeländer geklettert, das die Gänge säumte, die außen an den Wohnungen vorbeiführten, und hatte sich durch einen Sprung in die Tiefe das Leben genommen.
    Daraufhin hatte die Stadtverwaltung die gesamte Vorderfront des Gebäudes mit Maschendraht überzogen. Die Leute hatten gewitzelt, dass die Bullen nicht zufrieden damit seien, die Bewohner in den Knast zu stecken, jetzt wollten sie gleich das ganze Gebäude einsperren. Aber man hatte es hingenommen und resigniert.
    Die beiden jungen Männer gingen rasch über den asphaltierten Spielplatz auf die schweren Eingangstüren zu. Eine davon ließ sich nicht mehr richtig schließen, da das Holz brüchig geworden war und sich Risse gebildet hatten.
    Im Inneren war es deswegen nicht viel wärmer als draußen, doch als sie die Treppe hinaufstiegen, wurde die Luft stickiger, und man hörte die üblichen Geräusche wie in jedem Mietshaus – Babygeschrei, zankende Stimmen, einen Fernseher, den eine alte Frau laut genug gestellt hatte, um was zu hören.
    Die Nummern an den Türen der einzelnen Wohnungen waren schon lange abgerissen worden – das Werk zerstörungslustiger Jugendlicher, die auch den Glühbirnen längst den Garaus gemacht hatten. Tek kannte das Gebäude jedoch gut genug, um sich im Dunkeln zurechtzufinden. Das war eine Grundvoraussetzung für seinen Job.
    Er klopfte energisch an die Tür seines ersten Kunden. Twan stand ein paar Schritte hinter ihm und behielt die dunkle Treppe im Blick. Die rechte Hand hatte er lässig unter sein Sweatshirt geschoben.
    Mark Beamon lehnte sich zurück und wartete, dass der Zigarettenanzünder heraussprang. Die Straße erschien ihm unnatürlich still und dunkel, und die ganze Umgebung wirkte wie ein altes Schwarzweißfoto. Das einzig Lebendige war sein blasses Spiegelbild in der Windschutzscheibe.
    Dieser verfluchte Tom Sherman , dachte er und tippte ungeduldig auf den Zigarettenanzünder, als könne er dadurch das Aufheizen beschleunigen. Eigentlich sollte er jetzt in seinem geborgten Haus in Capitol Hill gemütlich und leicht angesäuselt vor dem Fernseher sitzen; stattdessen versteckte er sich mitten im Niemandsland von Washington in seinem Wagen.
    Ein Klicken kam vom Armaturenbrett. Endlich! Er brauchte dringend eine Dosis Nikotin. Er schaute dem Rauch hinterher, der durch das dunkle Wageninnere trieb, um sich

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