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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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dagelegen, doch nun begann sich sein Rücken zu krümmen, als wolle er eine Brücke machen.
    Beamon hatte zuerst gar nicht weiter darauf geachtet, da er endlich seine Runde durch das Gebäude drehen und wieder heimfahren wollte. Aber der Mann begann zu schreien, und sein Rücken wölbte sich immer stärker, sodass bald nur noch der Kopf und die Fersen Kontakt mit der Trage hatten.
    Beamon war wie angewurzelt stehen geblieben. Gerade als er sicher war, er könne unter ihm durchkriechen, kippte der Mann auf das Pflaster. Seine Schreie verstummten, da ihm die Luft wegblieb, obwohl seine Lippen sich immer noch stumm bewegten. Und immer noch krümmte er sich wie von Sinnen. Beamon war aus seiner Trance aufgewacht, als der Mann umgefallen war, aber er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Angespannt wartete er darauf, das unvermeidliche Knacken zu hören, da er sicher war, dass jeden Moment das Rückgrat zerbrechen würde.
    Doch schließlich sackte der Mann zusammen, und seine flatternden Augenlider schlossen sich, als er das Bewusstsein verlor.
    Beamon packte einen Sanitäter, der zufällig in seiner Reichweite stand. »Was, zur Hölle, geht hier vor sich?« Er kannte die Symptome der Drogenvergiftung in- und auswendig, doch von so etwas hatte er noch nie gehört.
    Der junge Sanitäter riss sich los und wollte schon davon rennen, als er ihn plötzlich erkannte. In den letzten Wochen war Beamon, ohne es zu wollen, der meistfotografierte Mann Amerikas geworden.
    »Sieht aus wie ein anderes Gift«, sagte er schlicht.
    »Welches?«
    Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Hab jemanden sagen hören, es sei Strychnin – aber ich hab von Giften keine große Ahnung.«
    Damit eilte er davon, und Beamon ging weiter auf das Gebäude zu. Er sah, dass die Fenster entweder geöffnet oder herausgebrochen worden waren. Die bösartigen Augen hatten sich in leere Höhlen verwandelt.
    An der Treppe packte jemand seinen Arm. Ein Feuerwehrmann, der hier offenbar das Kommando hatte.
    »Mr. Beamon? Ich bin Shannon Calloway.« Er streckte eine Hand aus. »Tut mir Leid, die Sache mit Ihrem Neffen.«
    »Danke. Und nennen Sie mich Mark.« Beamon schüttelte ihm die Hand.
    »Sie können nicht ohne Atemschutz reingehen.« Calloway deutete auf die Atemschutzmaske, die er sich aus dem Gesicht geschoben hatte. Ein Schlauch führte zu einem Presslufttank auf seinem Rücken.
    »Ist da drin ein Feuer?« Beamon hatte bislang keinerlei Anzeichen von Rauch bemerkt.
    »Nein – kein Feuer. Aber anscheinend ist das Gift im Crack gewesen. Es lagen ziemlich viele rauchende Pfeifen herum, und wir wollen keine Risiken eingehen.«
    Beamon wich ein Stück zurück, als ein stämmiger Feuerwehrmann mit einem weiteren Opfer die Treppe heruntergerannt kam. Er würde auf gar keinen Fall eine solche Maske aufsetzen und damit durch diesen Backsteinfriedhof laufen, nur damit die Presse zufrieden war.
    »Ich kann Ihnen eine besorgen …«, begann Calloway.
    »Hier drin ist alles klar, Shannon«, unterbrach ihn ein Mann, der aus dem ersten Stock kam und den schweren Tank von seinem Rücken zog. »Die Luft ist in Ordnung.«
    »Also dann«, sagte Calloway und deutete auf die dunkle Öffnung, wo einst die Eingangstüren gewesen waren. »Bitte einzutreten.«
    Beamon brauchte einige Minuten, bis seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Durch das Gebäude hallten die Rufe der Rettungssanitäter und das Krachen von Äxten. Er blieb an der Treppe stehen und zwang sich, tief Atem zu holen, den er unbewusst angehalten hatte. Das Bild des verrenkten Sterbenden stand ihm unaufhörlich vor Augen.
    Nachdem er sich ein wenig ruhiger fühlte, stieg er die Stufen hinauf und versuchte zur Ablenkung, die Graffiti an den Wänden zu entziffern. »Achtung!«, brüllte eine Stimme, und schwere Schritte kamen die Treppe hinunter. Zwei Feuerwehrleute schleppten auf einer Trage einen übergewichtigen Mann. Beide waren kräftige Burschen und hätten unter normalen Umständen sicher keinerlei Probleme gehabt. Doch hier herrschten keine normalen Umstände. Der Mann auf der Trage wurde von Krämpfen geschüttelt und stemmte sich gegen die Gurte, mit denen er festgeschnallt war, wodurch die Trage immer wieder gegen die Wände des schmalen Treppenhauses schlug. Beamon drückte sich flach an die Seite, aber es war schon zu spät. Die harte Kante der Trage rammte mit voller Wucht gegen seine Brust. Die Feuerwehrleute schienen es nicht zu bemerken oder zumindest nicht zur Kenntnis zu nehmen.

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