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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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hatte.
    »Dachte, du hättest vielleicht was zu verkaufen.«
    Karns nickte nachdenklich. Seiner unbewegten Miene war nicht anzumerken, welche Gedanken ihm durch den Sinn gingen. »Vielleicht. Was brauchst du?«
    »Crack, Mann.«
    Karns nickte erneut.
    »Ich hab aber keine Lust, in diese Scheiße mit reingezogen zu werden, in der du steckst. Weiß jemand, dass du hier bist – abgesehen von deinem Begleiter?«
    Tek schüttelte den Kopf, und Karns glaubte ihm. Auf gar keinen Fall würde er wollen, dass seine Konkurrenten davon Wind bekamen, falls er einen neuen Lieferanten fand. Außerdem waren Tek und sein Freund – Twan hieß er, wenn er sich richtig erinnerte – selbst eifrige Crackraucher, wie jeder wusste. Eine solche Gelegenheit musste er nutzen, Hobart hin oder her.
    »Wie viel brauchst du?«
    »Ich hab einen Riesen.«
    »Lass sehen.«
    Tek griff langsam in seine Tasche. Karns beobachtete jede Bewegung angespannt, obwohl er wusste, dass die Jackentasche zu klein war, um eine Tec-9 zu beherbergen – die einzige Waffe, die der junge Mann angeblich benutzte. Tek zog ein Geldbündel heraus.
    Karns deutete auf einen alten Plastikstuhl in der Ecke des Raums. »Setz dich. Ich bin sofort wieder da.«
    Er eilte durch die Küche, wo er für einen Moment stehen blieb, um die Herdplatte mit dem Chili abzuschalten, das anfing überzukochen. Im hinteren Bereich der Küche war eine neue massive Metalltür, die in einen fensterlosen Keller führte. Der perfekte Platz, um Waren zu lagern und eine fast uneinnehmbare Festung, in die man sich zurückziehen konnte, falls es einmal nötig sein sollte.
    Nur eine Schreibtischlampe, die auf einem kleinen Tisch stand, spendete etwas Licht. An eine Backsteinwand war mit langen rostigen Nägeln ein Regal befestigt, auf dem mindestens zwanzig Schuhschachteln lagen.
    Karns zog drei bestimmte Schachteln nach vorn und tastete in den Spinnweben dahinter, bis seine Finger auf bröckeligen Backstein trafen. Ein Stück weiter nach rechts stieß er auf eine weitere Schachtel. Diese war von den anderen nur durch den roten Aufkleber zu unterscheiden, der auf allen anderen blau war.
    Karns nahm den Deckel ab und warf kleine Ampullen in den staubigen Turnbeutel, der zu seinen Füßen lag. Prüfend hob er den Beutel hoch und warf ein paar weitere Ampullen hinein. Dann zog er den Reißverschluss zu und ging wieder die Treppe hinauf nach oben.
    »So, bitte sehr«, sagte er und reichte ihn Tek, der bei Karns plötzlichem Erscheinen erschrocken von seinem Stuhl aufgesprungen war. Er öffnete den Beutel und schaute hinein. Das Misstrauen verschwand von seinem Gesicht.
    Tek drückte ihm das Bündel Scheine in die Hand und zog den Beutel wieder zu. Karns beschloss, ihm eine Chance zu geben. Höchstwahrscheinlich würde Tek zu seinen Kunden eilen, sie beliefern und dann daheim die Ware selbst probieren. »Übrigens hab ich das Zeug noch nicht getestet. Ich arbeite jetzt nämlich mit einem neuen Lieferanten.«
    Tek schaute auf.
    »Es dürfte aber mindestens so gut sein wie das, was ich früher hatte – sag mir gelegentlich Bescheid, was du meinst.«
    Tek hängte sich den Beutel über die Schulter, machte jedoch keine Anstalten zu gehen. Es sah aus, als wolle er etwas sagen.
    Karns wusste genau, was ihm durch den Kopf ging. In Washington hatte es weit weniger Todesfälle durch vergiftete Drogen gegeben, als man hätte vermuten können – oder sogar viele offenbar gehofft hatten. Trotzdem war der Tod noch immer allgegenwärtig – in sämtlichen Wohnzimmern, vierundzwanzig Stunden am Tag, in grellen Farben und mit Stereo-Ton.
    Die Reaktion der Farbigen auf diese Gefahr war erstaunlich gewesen. Die meisten vertraten die Theorie, dass hinter dieser ganzen Sache die weiße Regierung steckte, die auf diese Weise die farbige Bevölkerung auslöschen wollte. In diesem Fall wäre es eigentlich am vernünftigsten gewesen, die Finger von Drogen zu lassen und dadurch das Komplott der Regierung zu vereiteln. Doch genau das Gegenteil war passiert. Für junge Schwarze gehörte es sich, den starken Mann zu markieren, auch wenn es oft genug ihr Verderben gewesen war, und nach ihrer verqueren Logik glaubten sie, es wäre ein Eingeständnis der Angst und ein Sieg der verhassten Weißen, wenn sie auf Koks verzichteten. Soweit er es beurteilen konnte, war der Gebrauch von Kokain unter den Farbigen in Southeast Washington überhaupt nicht zurückgegangen. Er wusste sogar von mindestens einer Gang, die neue Mitglieder bei ihrem

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