Mark Beamon 01 - Der Auftrag
unter die Arme.
»Hast du noch ein paar Minuten, Mark?« Es war eigentlich keine Frage. Die anderen beeilten sich, das Zimmer zu verlassen. Laura war die Letzte und mühte sich, die Tür zu schließen, während sie in einer Hand einen Kaffeebecher hielt und in der anderen den tragbaren Stereorecorder. Sherman stand auf, reichte ihr das baumelnde Kabel und schloss leise die Tür.
Beamon schob die Stühle rechts und links etwas zur Seite, damit er Platz genug hatte, um die Beine auszustrecken. Liebend gern hätte er jetzt eine Zigarette geraucht, aber er verkniff es sich.
»Glaubst du, dein Treffen mit DiPrizzio könnte was bringen, Mark?«
»Wahrscheinlich nicht – aber wir müssen alles versuchen. Also, was ist los, Tommy? Du hast mich doch nicht wegen dieser Frage nachsitzen lassen.«
»Ach, jeden Tag die gleiche Scheiße. Probleme, Probleme.« Sein Lächeln war gezwungen. Beamon nickte ermutigend.
»Calahan und ich haben uns gestern mit dem Präsidenten getroffen.«
»Hab ich gehört – mein Beileid.«
Wieder lächelte Sherman gequält.
»Der Präsident ist nicht gerade glücklich, Mark. Ich würde sogar sagen, dass er dabei ist, in Panik zu geraten.« Beamon öffnete den Mund, doch sein Freund ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Die Reaktion der Bevölkerung hat ihn ziemlich überrumpelt und in eine unmögliche politische Position gebracht. Er muss das CDFS als radikale Gruppe verdammen, aber das kann er nicht allzu nachdrücklich, ohne die vielen Leute zu verärgern, die für das CDFS sind.«
»Ich habe eine ganz verrückte Idee, Tommy«, entgegnete Beamon verärgert. »Warum, zum Teufel, entscheidet er sich nicht einfach für eine Seite und sagt, wie er wirklich denkt, statt sich von einem Haufen Kriecher vorschwatzen zu lassen, was die Mehrheit der Wähler angeblich hören will? Es ist ihre eigene Schuld, gottverdammt! Wenn die Jungs auf dem Capitol Hill nicht ihre ganze Zeit damit verbringen würden, Mädchen zu jagen und Gelder für den nächsten Wahlkampf zu sammeln, hätte es so was wie das CDFS vielleicht nie gegeben.«
»Es ist nun mal, wie es ist, Mark, das weißt du selbst. Du hältst dich gern an Fakten, und Fakt ist Folgendes: Präsident Jameson hat nur eine einzige Chance, den nächsten Wahlkampf zu gewinnen – nämlich dann, wenn diese Kerle rasch geschnappt werden. Er hofft, dass das Thema bis dahin in Vergessenheit geraten ist. Er meint es ernst, Mark. Er hat uns tatsächlich zu verstehen gegeben, dass es für das Land am besten wäre, wenn es gar nicht erst zu einer ewig langen Gerichtsverhandlung käme.«
Beamon schaute ihn ungläubig an. »Das ist nicht dein Ernst! Was hast du gesagt?«
»Ich habe ihm gesagt, wir täten so was nicht.«
Beamon schnaubte. »Herrgott!«
»Das bleibt strikt unter uns, Mark. Ich will dir nur deutlich machen, was Sache ist.«
»Was meinst du damit?« Er wusste es sehr gut.
»Dich wird letzten Endes jeder verantwortlich machen – so oder so.« Sherman konnte ihm nicht in die Augen schauen. »Tut mir Leid, dass ich dich in diese Sache reingezogen habe.«
Beamon schlug ihm auf die Schulter.
»Kopf hoch, Tommy. Ich wusste ja, auf was ich mich einließ.« Das stimmte natürlich nicht ganz. Niemand hatte vorhersagen können, wie dieser Fall die gesamte Nation spalten würde.
»Wer hat noch mal gesagt, dass es so was wie schlechte Publicity nicht gibt? Du würdest nicht glauben, was für Anrufe ich aus der Privatindustrie kriege – ich werde jedenfalls nicht als armer Schlucker in den Ruhestand gehen müssen.«
Das entsprach durchaus den Tatsachen. Es gab nichts, das die amerikanische Öffentlichkeit mehr respektierte als Ruhm. Unternehmen aller Art rannten ihm buchstäblich die Tür ein und boten ihm die unterschiedlichsten Positionen an. Jedes Angebot war spektakulärer als das vorherige. Und für seine Autobiografie hatte man ihm bereits einen Vorschuss von 1,2 Millionen Dollar garantiert.
Sherman fühlte sich offenbar ein wenig getröstet und schwieg, als sein Freund der Versuchung nachgab und in dem schlecht belüfteten Raum eine Zigarette anzündete. Wenigstens war der Filter noch dran.
»Du kannst mir glauben, Tommy, ich sehe diesen Fall nicht als amüsanten Zeitvertreib, ich tue vielmehr alles, was ich kann.«
»Ich kritisiere dich auch nicht, Mark. Du bist der beste Mann für den Job. Das habe ich auch Jameson gestern wieder gesagt.«
»Hat er es geglaubt?«
»Schön, dich zu sehen, Joe«, sagte Beamon und streckte die Hand aus. Er
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