Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Geschmack von Blut und die Veränderungen, die sich durch diese Lösung ergeben könnten, zu gefallen.
Beamon hob die Hände und versuchte, Laura gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen, doch er hatte natürlich keine Chance.
»Einen kleinen Spaziergang gemacht, wie ich höre?«
»Frische Luft ist gut für die kleinen grauen Zellen«, erwiderte Beamon und imitierte den belgischen Akzent seines Lieblingsdetektivs aus der Literatur.
»Sie können das nicht dauernd machen, Mark«, flüsterte sie ihm eindringlich zu. »Jedes Mal, wenn Sie zu spät zu den Besprechungen kommen, fangen Tom und die anderen an, hier rumzurennen, schauen den Leuten über die Schulter und machen sie nervös. Es kostet mich eine Stunde, bis ich alle beruhigt habe und die Arbeit weitergeht.«
»Ich mache das nur, damit ich sehen kann, wie Ihre Ohrenspitzen rot werden.«
Ihre rechte Hand fuhr unwillkürlich zu ihrem Ohr, und sie ließ sie hastig wieder sinken. »Sie haben offenbar riesigen Spaß dran, meine Nerven zu strapazieren, was?«
Er grinste und deutete mit einer übertriebenen Geste in Richtung des Konferenzraums, wo die anderen schon versammelt waren.
»Einen kleinen Spaziergang gemacht?«
Frank Richter und Laura hatten offensichtlich miteinander geredet.
Beamon gab keine Antwort und wandte sich an Tom Sherman. »Tut mir Leid, dass ich zu spät bin.« Sherman zuckte nur die Schultern.
Neben Richter und Sherman waren noch Dick Trevor und Trace Fontain anwesend. Beamon zwängte sich in seinen Stuhl. Der Tisch, den sie sich ausgesucht hatten, war ein bisschen zu klein für die Gruppe.
»Also, was hast du für uns, Mark?«, fragte Sherman.
»Zur Abwechslung endlich mal was Gutes.« Er klappte seinen übergroßen Aktenkoffer auf und zog einen kompliziert aussehenden Stereorecorder und ein leicht verknülltes Blatt Papier heraus, auf dem seine letzten Notizen standen.
»Die ersten guten Neuigkeiten sind, dass die Zahl der Toten zurückgegangen ist. Im Zusammenhang mit Koks gibt es fast gar keine mehr – abgesehen von dieser Geschichte mit Crack kürzlich hier in Washington, aber das war offenbar ein Einzelfall. Die Todesfälle durch Heroin scheinen ebenfalls abzunehmen.«
Lauras Tabellen hatten sich als überraschend exakt erwiesen und wurden gern zu Rate gezogen, um die Zahl der Toten abzuschätzen, die man noch zu erwarten hatte. Die Tatsache, dass es eine völlig zwecklose Übung war, schien man vor lauter Versessenheit auf Statistiken ganz zu übersehen.
»Was hast du über dieses vergiftete Crack herausfinden können?«, unterbrach Richter.
»Nicht viel. Bei dem Gift handelte es sich um Strychnin – vermutlich in Form eines handelsüblichen Rattengifts; wir müssten heute Nachmittag die Bestätigung bekommen. Natürlich versuchen wir zu ermitteln, wo es herstammt, aber wie ihr wisst, sieht es da eher finster aus.«
»Warum?«, warf Sherman ein.
»Nun, drei Viertel der Zeugen sind tot, und die anderen wollen nicht reden. Es scheint, dass die Gemeinde der Drogenkonsumenten sich eingeredet hat, hinter allem stecke nur die Regierung, und wir täten bloß so, als wollten wir die Sache aufklären, um auf diese Weise Informationen zu sammeln über Verteilerwege …« Er verstummte.
Tom Sherman schaute ihn unsicher an. »Gibt es sonst noch was?«
»Laura hat eine Theorie über die Strychninvergiftung. Und so ungern ich es zugebe, sie könnte Recht haben.«
Alle Blicke richteten sich auf Laura.
»Meiner Ansicht nach ist das Ganze eine ziemlich schludrige Aktion gewesen. Die Tatsache, dass diese Fälle von Strychninvergiftung nur in einem einzelnen Wohnblock aufgetreten sind und es bis heute keine weiteren gegeben hat, deutet darauf hin, dass die Drogen ziemlich weit unten in der Verteilerkette vergiftet wurden. Außerdem war das Gift wahrscheinlich irgendein Zeug, das jedermann in unzähligen Läden im Großraum von Washington kaufen kann. Deshalb habe ich … haben wir uns gefragt, ob überhaupt das CDFS dahinter steckt.«
»Ein Nachahmungstäter?«, meinte Sherman.
»Das wäre eine Möglichkeit. Ich denke, Sie werden mir zustimmen, dass das alles gar nicht zu dem passt, was wir bisher über das CDFS wissen.«
»Ich hoffe, Sie irren sich«, seufzte Sherman.
Der Gedanke daran, dass es im ganzen Land zu Nachahmungstaten kam, sorgte allgemein für Bestürzung. Eine falsche Fährte in jedem einzelnen Bundesstaat.
»Das kann gut sein«, meinte Beamon. »Wenn ich zum CDFS gehörte, würde ich jedenfalls verschiedene Drogen
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