Mark Beamon 01 - Der Auftrag
schaute fast demonstrativ auf seine teure Uhr.
»Wir haben Informationen, dass das CDFS es auf eine Drogenlieferung an Sie abgesehen hat.«
DiPrizzio zuckte mit keiner Wimper. »Das ist lächerlich. Ich bin ein gesetzestreuer Bürger und ein ehrenwerter Geschäftsmann. Das möchte ich noch mal ausdrücklich wiederholen – ein gesetzestreuer Bürger und ehrenwerter Geschäftsmann. Es verwundert mich immer wieder, dass das FBI mich und meine Familie fortgesetzt schikaniert, nur weil wir erfolgreich und italienischer Abstammung sind. Sie haben absolut keinen Beweis, dass ich je etwas Schlimmeres getan habe, als mal im Halteverbot zu parken.«
DiPrizzio schien sich für seine Opferrolle erwärmen zu wollen, und Beamon hatte keine Zeit für derartige Spielchen. Er deutete zu den Fenstern des Konferenzraums, gegen die der Regen prasselte, dass es aussah, als stünde das Gebäude in einer Autowaschanlage.
»Es ist heute so ein schöner Tag. Hätten Sie nicht Lust, mir ein paar Sehenswürdigkeiten zu zeigen – Sie sind doch mit dem Wagen hier, oder?«
DiPrizzio schien für einen Moment überrascht, gewann aber schnell seine Fassung wieder. »Gern.«
»Prima. Joe, du kannst Glenn ein bisschen herumführen. Tony zeigt mir unterdessen den Times Square.«
Montrose begann sich aus seinem Stuhl zu quälen und wollte protestieren. Aber sein Klient war bereits aufgestanden und ging mit Beamon zur Tür.
»Herrgott!«, rief Beamon, dass seine Stimme von den Wänden der Parkgarage widerhallte. »Was, zur Hölle, haben Sie vor – mich unfruchtbar zu machen?« DiPrizzios Chauffeur hatte mit eisernem Griff seine Hoden gepackt.
»Tut mir Leid, Sir. Aber das scheint eine beliebte Stelle für versteckte Mikros zu sein.« Er hatte ein sadistisches Grinsen auf dem Gesicht. Vermutlich wollte er immer schon mal einen FBI-Mann bei den Eiern packen.
»Na, ich hoffe, Sie sind zufrieden«, sagte Beamon und rieb sich vorsichtig seinen Schritt.
»Fast.« Der Chauffeur beugte sich in die Limousine und holte aus dem Fach an der Tür einen Metalldetektor, wie man ihn auf Flughäfen benutzte. Sorgfältig fuhr er damit jeden Zentimeter von Beamons Körper ab. Es piepste bei seiner Gürtelschnalle und der Armbanduhr.
DiPrizzio schien überrascht. »Keine Waffe, Agent Beamon?«
»Ruiniert bloß den Sitz meines Anzugs.« Er glättete seine abgewetzten Revers.
DiPrizzio lachte und öffnete ihm die Hintertür. Beamon stieg ein.
»Fahr einfach los, Billy.« Der Chauffeur grunzte und setzte sich hinters Steuer.
»Netter Wagen. Ist das eine Bar?«
»Exakt. Wie wäre es mit einem Cocktail?«
»Wenn Sie auch einen nehmen?«
DiPrizzio schenkte zwei Bushmills ein. Der Wagen verließ die Parkgarage und glitt fast lautlos durch den dichten New Yorker Verkehr.
»Also, was haben Sie gesagt, Agent Beamon?«
»Mark, bitte.«
»Mark.«
»Ich habe gesagt, dass das CDFS es vermutlich auf eine Lieferung abgesehen hat, die Sie erwarten.«
DiPrizzio nickte nachdenklich und nippte an seinem Glas. »Interessant. Was schlagen Sie vor?«
Beamon ließ sich seine Erleichterung nicht anmerken. Er war beinahe schon sicher gewesen, dass er überhaupt nichts bezwecken würde. »Wir kennen das Datum und wissen ungefähr wo. Ich schlage vor, dass Sie uns sagen, wo das Zeug genau angeliefert wird, und wir schnappen diesen Kerl – wie man so sagt – auf frischer Tat.«
DiPrizzio lachte laut auf. »Ihr Freund Sheets ist seit fast fünf Jahren hinter mir her, Mark – und jetzt möchten Sie, dass ich Sie direkt zu meiner Ware führe und Ihnen die Beweise gegen mich auf dem Silbertablett präsentiere?« Er tupfte sich die Augenwinkel mit einem leinenen Taschentuch. »Das ist gut.«
»Hören Sie, ich sage es wirklich nur sehr ungern, aber wir stehen in diesem Fall auf derselben Seite. Wir wollen beide, dass diese Burschen gefasst werden – Sie wollen, dass die Nachfrage für Ihre Ware wieder steigt, und ich will, dass nicht noch mehr Menschen umkommen. Ich garantiere Ihnen, dass wir alles vergessen werden, was wir sehen.« Beamon griff nach der Flasche Bushmills, füllte sich sein leeres Glas und schenkte auch DiPrizzio nach.
»Da Sie mich nun vorgewarnt haben, brauche ich Sie eigentlich nicht mehr. Oder?«
»Kommen Sie, Tony. Es könnte überall und jederzeit passieren. Sie müssten für die nächsten sechs Monate viermal so viel Leute einstellen, was Sie viermal so viel kosten würde – und es gäbe trotzdem keine Garantie, dass Sie diesen Kerl
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