Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Mietwagen, und sie haben überhaupt keine Chance, dich je ausfindig zu machen.«
»Vielleicht. Aber sie sind es nicht, um die ich mir Sorgen mache. Wenn sie merken, dass ich nicht zurückkomme und sie mich nicht finden können, werden sie dem FBI einen Tipp geben. Als der momentane Anführer des Kartells wird Luis Colombar unter ziemlichem Druck stehen, diese Sache rasch zu bereinigen.«
Swenson schien immer noch nicht zu verstehen. »Und was nutzt es, sie zu töten? Die Kolumbianer werden bloß umso früher das FBI informieren. Und wir bringen uns unnötig in Gefahr.«
Hobart trank einen Schluck Bier und fragte sich, wie es möglich war, dass sein Partner so viele Jahre bei der Drogenfahndung gewesen war und immer noch nicht die Denkweise des Gegners verstand.
»Vertrau mir, Bob.« Er stand auf und verließ das Büro. Trotz der feuchten Kälte ging er in Hemdsärmeln rings um das Gebäude und hinauf in seine Wohnung. Dort schlenderte er zum Schachbrett, das neben dem Fernseher stand, und rückte zwei blaue Bauern vor, sodass sie den König bedrohten. Lange stand er vor dem Brett, verschob im Geiste die Spielfiguren und dachte sich raffinierte Angriffe und Verteidigungsstrategien aus. Schließlich riss er sich los und holte aus dem Kühlschrank noch ein kaltes Bier.
24. Kapitel
New York City 28. Februar
Phil Newberry – zumindest hatte er sich in den letzten Monaten so genannt – war in ein vertrauliches Gespräch vertieft mit einem Mann, der massig und einfältig genug war, dass man ihn für einen professionellen Ringer hätte halten können.
Sie hatten sich ein paar Mal in dem Lagerhaus getroffen, wo er arbeitete – seit Ewigkeiten, wie es ihm allmählich vorkam –, und mit jedem Drink, den der Riese hinuntergekippt hatte – inzwischen mindestens schon vierzehn –, war ihre Freundschaft stärker geworden.
Diesmal half ihm keiner seiner üblichen Tricks. Er hatte schon Drinks verwässert, auf den Boden gegossen, auf dem Klo ›vergessen‹ und gegen die fast leeren Gläser seiner Kameraden ausgetauscht, doch sein neuer Freund hatte ihm gerade einen dreifachen Wodka ausgegeben und beugte sich dicht zu ihm, damit er ihn trotz des Lärms der Jukebox und der anderen Gäste verstehen konnte.
Also nicht viel Hoffnung, sich zu drücken.
Der Riese – Tim Carey, wenn er sich richtig erinnerte – hob auffordernd sein Bier. Newberry nahm das Glas, tippte damit gegen seine Flasche und trank. Die Flüssigkeit schien ihm die ganze Speiseröhre zu verbrennen. Er griff nach Careys Bier und kippte es in einem Zug hinunter, schüttelte sich heftig und grinste.
Carey winkte lachend dem Barkeeper.
»Diesmal ein Bier, Mann«, rief Newberry. »Noch einen Schnaps, und ich falle von diesem verdammten Hocker.« Carey hielt seine leere Flasche und zwei Finger hoch.
Newberry blickte sich prüfend in der Bar um. Dunkel und übel riechend, genau wie eine Hafenkneipe sein sollte. Er hatte die Theorie, dass man in Bars immer die gleichen Gerüche fand – Schweiß, Rauch, Parfüm, Schimmel, Fett. Nur die jeweilige Kombination war unterschiedlich. In ›The Rat‹ dominierte Schimmel und Fett.
»Das geht auf mich, Mann«, sagte Newberry und packte Careys steinharten rechten Arm. Aus seiner Hosentasche zog er ein Bündel Geldscheine heraus, schälte sorgfältig zehn Dollar ab und legte sie auf den Tisch.
Carey beugte sich wieder näher zu ihm und setzte seine Geschichte fort. Newberry hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Er hatte zu vieles im Kopf, als dass er dem Gespräch die nötige Aufmerksamkeit widmen konnte, um jedes Wort zu verstehen. Außerdem hatte gerade jemand ein paar Münzen in die Jukebox gesteckt, und irgendein Countrysong dudelte in verzerrter Lautstärke durch den Raum.
Einsätze als Undercover-Agent waren immer hart. Obwohl er ihn nicht besonders gut kannte, mochte er Carey, der trotz seiner imponierenden Gestalt ungefähr so gewalttätig war wie ein Robbenbaby und ihm vertraulich erzählte, er habe Angst, dass sein Sohn in schlechte Gesellschaft geraten sei. Es war eine Geschichte, die Newberry während seiner Jahre als Polizist hunderte Male gehört hatte. Er wandte den Blick ab, als der besorgte Vater meinte, womöglich nehme der Junge sogar Drogen – und damit riskiere er doch heutzutage sein Leben
Carey war nicht der Einzige, mit dem er sich in den rund drei Monaten in DiPrizzios Lagerhaus angefreundet hatte. Er war bei Kollegen zu Hause zum Essen eingeladen gewesen, hatte ihre Kinder in der
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