Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Das war natürlich kein stichhaltiger Beweis, aber es müsste Swenson wenigstens vorläufig beruhigen.
»Trotzdem müssen wir zusehen, dass wir von hier verschwinden«, meinte Swenson. »Früher oder später wird man über Nelson und Karns auf dich kommen.«
»Ja, aber so gut habe ich sie gar nicht gekannt. Selbst wenn ein paar hundert Agenten an der Sache dran sind, werden sie mindestens vier Wochen brauchen, bis sie über meinen Namen stolpern. Wir haben also noch gut zwei Wochen, um alles in Ruhe zu beenden.«
Swenson schwieg.
»Ich muss jetzt unbedingt noch einiges fertig machen, Bob. Entschuldige, ja?«
»Was hast du heute vor?«
»Ich bin in ungefähr einer Stunde weg und abends wieder da.«
»Vielleicht können wir uns dann mal zusammensetzen und besprechen, wie es weitergehen soll«, sagte Swenson hoffnungsvoll. An der Tür blieb er stehen und schaute auf das Schachbrett neben dem Fernseher. Die weißen Bauern, die Nelson und Karns repräsentierten, lagen auf der Seite, ebenso zwei blaue Bauern, die für die toten Killer des Kartells standen.
Nachdem Hobart wieder allein war, drehte er den Ausdruck auf seinem Schreibtisch um und machte damit weiter, mit Hilfe eines Lineals die endlosen Zahlenkolonnen durchzugehen.
Die Liste hatte er von einem alten Bekannten erhalten, der bei der Telefongesellschaft arbeitete. Phil Nelsons Festnahme hatte ihn wie ein Blitz getroffen. Stundenlang war er im Geist alles durchgegangen und hatte gegrübelt, wo er möglicherweise einen Fehler gemacht hatte.
Am Ende war er zu dem Schluss gekommen, dass Nelson die Sache vermutlich irgendwie vermasselt hatte. Das war eben ein Risiko, das man bei solchen Operationen immer einging – es war unmöglich, alles selbst zu machen.
Er hatte Nelsons Festnahme schlicht als bedauerliche Tatsache verbucht und war an diesem Abend mit der Zuversicht zu Bett gegangen, dass er in den nächsten beiden Wochen damit weitermachen konnte, die öffentliche Meinung in seinem Sinne zu beeinflussen und danach unauffällig aus dem Land zu verschwinden.
Es war fast drei Uhr morgens gewesen, als er mit einem Ruck im Bett aufgefahren war. Er hatte Blake gegenüber damals im Motel die Sache mit DiPrizzio erwähnt. Könnte der Reverend womöglich das FBI angerufen haben? Hobart verwarf den Gedanken zuerst, hatte aber nicht mehr einschlafen können, und da es ihm einfach keine Ruhe ließ, war er am nächsten Tag die Strecke zwischen Blakes Büro, seinem Haus und dem Motel abgefahren und hatte sich Nummern aller Münztelefone aufgeschrieben, die er sah.
Sein Bekannter bei der Telefongesellschaft war fast erstickt bei der langen Liste, aber Hobart hatte erklärt, dass der Reverend Morddrohungen bekomme und er festzustellen versuche, wer dahinter stecke. Da sein Bekannter ein ergebener Anhänger von Blake war, hatte er sich an einige Leute gewandt, die ihm einen Gefallen schuldig waren, und eine Liste von Nummern erhalten, die an den entsprechenden Tagen von diesen Telefonen aus angerufen worden waren.
Hobart rieb sich seine schmerzenden Augen. Die Telefongesellschaft hätte per Computer leicht jede Verbindung mit der Hotline des FBI herausfiltern können, was ihm etliche Stunden Langeweile und eine Migräne erspart hätte. Allerdings kannte jedermann im ganzen Land diese Nummer, die man seit zwei Monaten permanent auf sämtlichen Bildschirmen in Amerika lesen konnte.
Auf der vorletzten Seite wurde er endlich fündig. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und warf den dicken Computerausdruck in den Papierkorb. Er hatte seinen früheren Arbeitgeber unterschätzt. Blake war ein perfekter Schauspieler. Nicht das Geringste war ihm anzumerken gewesen, was in ihm vor sich ging und was er beabsichtigte, als er das Motel verlassen hatte.
Jetzt wusste er es also. Die Frage war, was konnte er damit anfangen?
***
Mark Beamon blieb in der offenen Tür des SIOC stehen, wo es sowieso immer lebhaft zuging, doch heute herrschte die pure Hektik. Einige Agenten telefonierten, andere tippten wild auf ihren Laptops herum, im Fernseher lief CNN. Dieser ganze Wirbel ließ ihn den Druck noch stärker empfinden, der ohnehin ständig auf ihm lastete.
Laura beugte sich über die Schulter eines Mannes, um etwas von seinem Computerschirm abzulesen. Beamon bahnte sich den Weg zu ihr und nickte flüchtig den Agenten zu, die ihm einen guten Morgen wünschten.
»Herrgott, Laura – leben Sie eigentlich hier?« Es war halb acht. Er hatte gehofft, dieses Mal vor ihr im Büro zu
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