Mark Beamon 01 - Der Auftrag
sein, aber wie gewöhnlich fühlte er sich, als habe er den halben Tag vertrödelt .
»Ich nutze eben gern die Arbeitsstunden.«
Beamon schnaubte nur und ging zur Kaffeemaschine. »Auch einen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Hab bereits zwei Tassen intus, das reicht.«
»Na, dann folgen Sie mir bitte in mein Wohnzimmer.« Beamon ging auf einen leeren Konferenzraum zu. »Erzählen Sie mir, was es Neues gibt.«
Laura hatte einen Schnellhefter unter den Arm geklemmt und schloss die Tür. So aufgeregt, wie er sie noch nie erlebt hatte, verkündete sie: »Unsere Jungs warten schon vor der Kfz-Zulassungsstelle von Maryland und gehen dann sämtliche Cherokees durch. Anschließend werden die jeweiligen Führerscheine geprüft, ob die Angaben zur Beschreibung unseres Verdächtigen passen.«
»Wann können wir mit einer Liste rechnen?«
Laura zuckte die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, aber in ein paar Stunden kann ich Ihnen bestimmt mehr sagen. Der Name unseres toten Schützen ist übrigens William Karns.«
Sie setzte sich Beamon gegenüber an den kleinen Tisch und schob ihm den Schnellhefter zu. Beamon begann zu lesen.
»Seine Fingerabdrücke waren gespeichert, weil er ein ehemaliger Polizist war.«
»Interessant – genau wie Nelson. Scheint mir kein Zufall zu sein.«
»Es wird noch besser. Wir haben drei Zeugen dafür, dass Karns in einem verlassenen Haus gelebt hat, das nur ein paar Block von diesem Wohnkomplex entfernt liegt, in dem so viele Menschen mit Strychnin vergiftet wurden.«
»Also war er vermutlich nicht bloß irgendein Irrer – und es sieht so aus, als hätten Sie sich geirrt, dass die Strychningeschichte nur eine Nachahmungstat war.«
»Es sieht so aus, als hätten wir uns geirrt«, verbesserte Laura ihn leicht verärgert. »Einige Agenten schauen sich gerade sein Umfeld an und überprüfen seine Bekannten.«
»Ich habe heute Morgen keine Zeitung gelesen. Was meint die Presse?«
»Hauptsächlich ergeht sie sich in wilden Spekulationen. Die Journalisten kennen natürlich noch nicht seinen Namen und stellen alle möglichen Theorien auf – er habe sich selbst umgebracht, das FBI habe ihn getötet oder einer seiner eigenen Leute …« Sie verstummte.
»Kommen Sie, was noch?«
Laura wandte den Blick ab. »Sie werden ziemlich heftig kritisiert.«
»Ja, die Presse scheint so eine Art Hassliebe für mich zu empfinden.«
»Ich verstehe nicht, wie Sie das so locker wegstecken können, Mark. Die Sache mit Nelson war nicht einmal Ihre Idee, aber niemand sagt einen Mucks, alle ziehen die Köpfe ein und lassen Sie allein im Regen stehen.«
»Das ist eben Politik, Laura. Ich hoffe, Sie merken sich das für die Zukunft. Sorgen Sie immer dafür, dass Sie sich einen bequemen Sessel ausgeguckt haben, ehe die Musik aufhört.«
»Klar, Sie geben mir dafür ja ein verdammt gutes Beispiel.«
Beamon lachte. »Das ist eine von den Situationen, in denen gilt: ›Tu, was ich sage und nicht, was ich tue‹. Sie werden noch merken, dass ich mich häufiger nicht an meine eigenen guten Ratschläge halte.«
Laura lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Ich hoffe jedenfalls, Sie wissen, dass ich hinter Ihnen stehe, Mark.«
»Das lassen Sie mal schön bleiben. Sie gehen auch in Deckung, wenn es sein muss.«
Laura protestierte sichtlich gekränkt. »Wie können Sie denken …«
Beamon winkte ab. »Ich weiß, dass Sie bereit sind, mit mir gemeinsam unterzugehen, Laura, und das bedeutet mir viel. Aber das hat keinen Sinn. Außerdem rechne ich darauf, dass Sie eines Tages Direktor sind und mich in die Chefetage befördern.«
Laura lächelte gezwungen. »Vielleicht mache ich das dann sogar.«
Beamon kippte seinen Stuhl zurück und stemmte seine Füße gegen den Tischrand. »Genug von diesem politischen Mist. Kriminelle zu jagen soll schließlich Spaß machen. Sind Sie bereit für einen kleinen Ausflug?«
»Was meinen Sie?«
»Was meinen Sie, was meinen Sie? Ich meine, lassen Sie uns von hier verschwinden, bei Denny’s ein deftiges Frühstück nehmen und richtige Detektivarbeit machen. Nur wir zwei – den ganzen Tag lang. Genau wie Starsky und Hutch.« Er nahm die Füße vom Tisch und stand auf.
»Mark, ich kann nicht so einfach weg …«
»Ach was, das FBI überlebt auch mal einen Tag, ohne dass Sie im Büro sind, Laura. Delegieren Sie – so macht man das doch heute. Wir brechen in einer halben Stunde auf.«
Er trank den Rest seines Kaffees aus und ging zur Tür. Laura hastete davon, um zu versuchen, die Arbeit
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