Mark Beamon 01 - Der Auftrag
gut.« Prompt ging ihm der Stoß daneben. Er hatte in diesen Tagen Schwierigkeiten, sich auf irgendwas zu konzentrieren
Sie nickte und verließ leise den Raum. Als er ihr hinterher schaute, spürte er, wie ihm Tränen in die Augen stiegen.
Sein Plan hatte nicht funktioniert. Im Rückblick war es eine dumme und verzweifelte Aktion gewesen. Der Mann, den er verraten hatte, war tot, ebenso sein Mörder, und John Hobart trieb immer noch unerkannt sein Unwesen. Warum hatte er nicht einfach dem FBI mitgeteilt, dass Hobart hinter der ganzen Sache steckte? Unzählige Male hatte er sich seit Nelsons Tod diese Frage gestellt. Dabei war die Antwort ganz einfach. Angst. Er hatte immer Angst gehabt vor John Hobart mit seinen kalten starren Augen, die deutlich verrieten, dass er keine Moral kannte. Diese Angst war ein kleiner Preis dafür gewesen, sich Hobarts Fähigkeiten für seine Kirche dienstbar zu machen. Aber längst hatte sich ihr Verhältnis umgekehrt. Er war nicht mehr länger sein Vorgesetzter, und Hobart konnte völlig skrupellos schalten und walten, wie er wollte.
Blake lehnte seinen Queue gegen den Tisch und griff nach der Schokolade. Dampf stieg durch die geschlagene Sahne auf. Er schlürfte die heiße Flüssigkeit, obwohl er wusste, dass er es später bereuen würde. In den vergangenen Monaten hatte er permanent nur Angst gehabt. Es war ein unbeschreibliches Gefühl – als ob er ständig kurz davor sei, keine Luft mehr zu bekommen, als ob etwas Schreckliches gleich hinter der nächsten Ecke auf ihn lauere. Und in diesem Zustand vertrug er weder Zucker noch Koffein.
Er kauerte sich auf das Sofa und trank die Schokolade aus, als sein Handy läutete, das er stets dabeihatte, um Geschäfte zu tätigen, die seine Gemeindemitglieder vielleicht nicht so ganz verstanden
»Hallo?«
»Hallo, Reverend.«
Blake stockte der Atem. Hobart.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Ich weiß, dass Sie es waren.«
»Wovon reden Sie? Ich habe Sie schon vor Monaten gefeuert. Warum rufen Sie mich zu Hause an?«
Blake hatte sich diese Strategie im Verlauf der letzten Woche zurechtgelegt. Es gab keine wirklichen Beweise, dass er etwas mit dem CDFS zu tun hatte. Hobart hatte lediglich einige unbedeutende Dollars von den Konten der Kirche abgeschöpft.
Am anderen Ende der Leitung herrschte für einen Moment Schweigen. Blake wartete ängstlich, ob sein Plan funktionieren würde.
»Wenn Sie nichts mehr mit uns zu tun haben wollen – gut. Aber dann halten Sie sich auch besser ganz raus, Reverend. Falls das FBI noch mal einen Tipp bekommt, ist Ihre Familie dran.«
Blake stockte der Atem.
»Ich lasse Sie dabei zusehen, wie ich sie in Stücke schneide. Und falls ich erwischt werde, sorge ich dafür, dass es jemand anderer macht. Verstanden?«
Tausend wirre Gedanken gingen Blake durch den Sinn, doch er brachte kein einziges Wort heraus. Wie hatte er seine Familie nur in eine derartige Gefahr bringen können?
»Verstanden?«, wiederholte Hobart. Seine Stimme klang weder ärgerlich noch drohend; sie war kalt und sachlich.
»Ja.«
»Sehr gut, Reverend. Auf Wiederhören.«Es klickte, und das Freizeichen erklang. Blake legte das Handy auf den Tisch und weinte.
Fünfzig Meilen entfernt schaltete John Hobart seinen Computer ein. Jetzt musste er ziemlich schnell zusehen, dass er das ganze Unternehmen beendete. Er hatte immer noch die Nummer des Computers der Kirche und die nötigen Passwörter, um sich Zugriff auf alle Konten zu verschaffen. Es sah so aus, als würde er bald abhauen müssen, aber vorher konnte er sich ruhig noch ein wenig Taschengeld beschaffen.
»Reverend Blake? Hier ist ein Mann, der Sie sprechen will. Er sagt, es sei dringend«, meldete Blakes Sekretärin.
»Hat er einen Termin?« Blake blickte auf seinen Kalender. Dort war kein Eintrag.
Sie schloss leise die Tür hinter sich. »Nein, Sir, aber er ist vom FBI.«
Blake blieb vollkommen ruhig. Nach den vergangenen zwei Monaten ständiger Anspannung war es ihm gleichgültig, was passierte. Er wollte einfach nur diesen unerträglichen Druck loswerden.
»Bitte, führen Sie ihn herein.«
»Reverend Blake, es tut mir Leid, Sie unangemeldet zu stören, aber es ist dringend.«
Blake drückte die Hand des Agenten. Sie war kühl und trocken. »Machen Sie sich keine Gedanken.« Er deutete auf den Konferenztisch in der Ecke des Büros.
Das FBI muss ziemlich gut zahlen , dachte er und betrachtete den teuren Anzug seines Besuchers. Die Uhr an seinem Handgelenk schien eine Rolex
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