Mark Beamon 01 - Der Auftrag
»Das ist wahr, aber ich denke, jetzt habe ich einen Weg gefunden.«
»Hast du vor, für die Präsidentschaft zu kandidieren? Ich sehe dich nicht gerade als den Typ, der dauernd Babys küsst.«
»Ich werde die Drogenlieferungen in die USA vergiften.«
Swenson ließ den Rest des Schinkenstücks auf den Tisch fallen und stand auf, ging in die Küche und schenkte sich einen Kaffee ein. Hobart machte sich wieder an sein Frühstück.
»Du meinst es tatsächlich ernst«, sagte Swenson aus der Küche. Es war eine Feststellung und keine Frage. Er kam zurück, setzte sich wieder und trank einen Schluck aus dem dampfenden Becher. Eine tiefe Falte erschien auf seiner Stirn, während er überlegte.
»Warum nicht? Du stimmst mir sicher zu, dass dann das ganze Problem schnell bereinigt wäre.«
Swenson nickte. »Ja, es würde funktionieren. Vorausgesetzt, man macht’s im richtigen Maßstab.«
Hobart hatte eigentlich eine enthusiastischere Reaktion erwartet. Wäre Swenson nicht so verbittert darüber, dass seine Frau von einem Drogenkonsumenten getötet worden war, hätte er nicht im Traum daran gedacht, ihn für dieses Unternehmen anzuheuern. Wenn Helen noch lebte, wäre er zweifellos sofort ins nächste FBI-Büro marschiert und hätte ihn verpfiffen. Aber sie lag mit abgetrenntem Kopf in einem Sarg irgendwo in Chicago, und das war der entscheidende Punkt.
Unauffällig griff Hobart unter den Tisch und schloss seine Hand um einen Baseballschläger, den er heute Morgen auf sechzig Zentimeter Länge abgesägt und dort festgeklebt hatte. Außer Robert Swenson hatte er keinen Freund, auf den diese Bezeichnung zutraf, aber er musste entweder mitmachen oder verschwinden.
Es wäre nicht weiter schwierig. Er würde Swensons Leiche in den Cadillac schaffen und ihn über den Rand einer der gewundenen Bergstraßen stoßen, die diese ganze Gegend durchzogen. Es war zwar ein Risiko, aber die hiesigen Polizisten waren keine Experten. Und es war weniger riskant, als ihn laufen zu lassen.
Swenson schwieg fast fünf Minuten lang, und Hobarts Hand begann zu schwitzen, dass der Schläger feucht und rutschig wurde. »Ich bin dabei«, sagte er schließlich. Hobart lockerte seinen Griff.
»Aber wir müssten ziemlich viel Geld zusammenkratzen, um so ein Unternehmen starten zu können.«
Bei dem Wort ›wir‹ ließ Hobart den Schläger los und wischte sich die feuchte Handfläche an der Hose ab. »Ist bereits geschehen.«
»Dann ist Blake mit dabei?«
»Nein.« Hobarts Ton und seine Miene machten klar, dass man Blakes Name besser nie wieder erwähnte. Swenson verstand und wechselte das Thema.
»Wie viele Leute brauchen wir, was meinst du?«
»Ungefähr noch acht. Ich habe sie bereits herbestellt. Der Erste kommt um drei.«
»Leute, die du schon länger kennst?«
»Zum größten Teil«, erwiderte er vage und begann die Teller vom Tisch zu räumen.
»Was ist, wenn du sie fragst und sie sind nicht interessiert?«
»Das ist mein Problem. Ich kümmere mich um die Anwerbung, und du bringst inzwischen in Baltimore alles in Ordnung, was du dort noch zu regeln hast.«
»Sag mir nur noch eins, ehe ich abfahre.«
»Klar. Was?«
»Wie, zur Hölle, wollen wir das Ganze durchziehen?«
Rasch wurde es drei Uhr. Swenson war vor knapp einer Stunde losgefahren, nachdem sie einige Einzelheiten der Aktion durchgesprochen hatten. Es war erstaunlich, wie sehr es half, mit jemandem über alles reden zu können. Ideen, die bei einsamen Grübeleien brillant erschienen waren, konnten laut ausgesprochen ganz dumm klingen.
»Johnny! Mensch, wie geht’s dir!«
Hobarts zweiter Kandidat war erschienen und kam auf das Haus zu.
Bill Karns war beim Drogendezernat in Chicago gewesen, als sie sich kennen gelernt hatten. Inzwischen hatte er den Dienst quittiert und arbeitete als privater Ermittler. Seine Frau war vor ein paar Jahren gestorben, und sonst hatte er keine Angehörigen mehr. Wenn er freie Auswahl gehabt hätte, hätte Hobart ihn vermutlich nicht ausgesucht. Seiner Meinung nach war Karns ein undisziplinierter Schwachkopf, aber er wusste, dass Karns begeistert auf seinen Plan anspringen würde. Er war mindestens so ein Fanatiker wie er selbst.
»Sieht so aus, als hättest du ein wenig zugenommen, seit ich das letzte Mal in L.A. war«, bemerkte Hobart und deutete auf die Speckrolle um Karns Taille.
»Du weißt doch, wie es ist, Johnny.« Karns war der einzige Mensch auf der Welt, der ihn Johnny nannte. Er hatte vergessen, wie sehr ihn das schon immer
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