Mark Beamon 01 - Der Auftrag
aufzuspringen. Er vergrub nur sein Gesicht zwischen den Knien und schützte seine Augen.
»Deine letzte Chance.« Hobart warf den fast leeren Kanister weg und zog ein Feuerzeug aus der Tasche. Manion schaute auf, als er es anknipste, und schien schreien zu wollen. Hobart drückte fester mit dem Messer zu, sodass er nur ein jämmerliches Winseln hervorbrachte und gebannt auf die zitternde Flamme starrte.
Hobart hatte zwar durchaus die Absicht, Manion zu töten, falls er sich weiterhin widersetzte, allerdings auf eine weniger dramatische Art und Weise. Ein schreiender Feuerball, der durch das Haus rannte, würde nur Aufmerksamkeit erregen.
Manion schloss die Augen und begann leise zu schluchzen.
Hobart wurde langsam ungeduldig. »Komm schon, Petey, wie lautet deine Entscheidung?«
5. Kapitel
In der N ä he von Cumberland, Maryland 1. November
John Hobart stellte den Tempomat auf Sechsundsechzig Meilen ein und machte es sich in seinem Sitz bequem. Es war ein herrlicher Abend. Die Luft war kühl, aber nicht kalt, und kristallklar. Der neue Jeep glitt so sanft wie ein RollsRoyce über den leeren Highway. Durch das gläserne Schiebedach konnte er die Sterne sehen. Gelegentlich schaute er auf die Straße, um sicherzugehen, dass er auf der richtigen Spur blieb.
Kurz vor sieben hatte er Peter Manion verlassen und sich durch den dichten Stadtverkehr geschlängelt. Nachdem er die Vororte Baltimores hinter sich hatte, war er durch die grasige Hügellandschaft Marylands gefahren. Das Radio war schwächer geworden und hatte zuletzt nur noch geknattert, sodass er eine CD mit klassischer Musik eingelegt hatte.
Es dauerte fast eine weitere Stunde, ehe er die Ausfahrt sah. Es war eigentlich weniger eine Ausfahrt, sondern eher eine schlecht instand gehaltene Asphaltstraße. Er klopfte den Takt des letzten Konzerts auf der CD mit und bog darauf ein. Dunkelheit umfing ihn, als er in flottem Tempo die steil ansteigende Strecke nahm.
Irgendwann hörte die Asphaltierung auf, der Boden war nur noch geschottert, und schließlich ging die Straße in einen Feldweg über. Er schaltete den Vierradantrieb ein, verringerte das Tempo auf knapp zehn Meilen und kämpfte sich durch die tiefen Spurrillen vorwärts. Der Weg war so schmal, dass immer wieder Äste den Wagen streiften. In der feuchten Waldluft hatten sich dicke Nebelschwaden gebildet. Hobart beugte sich vor, um besser sehen zu können, und stützte sein Kinn aufs Lenkrad.
Endlich erschien im Licht der Scheinwerfer eine kleine Lücke zwischen den Bäumen zur rechten Seite. Er fuhr vorsichtig darauf zu und anschließend eine steile Anhöhe hinab. Immer wieder schabte der Boden des Jeeps über den Untergrund, doch schließlich hatte er es geschafft und sah etwa zwanzig Meter entfernt auf einer Lichtung die kleine Hütte aus Zedernholz. Er hielt neben der großen Sonnenterrasse aus Rotholz und stellte den Motor ab.
Sein Atem bildete Dampfwolken, und unter seinen Stiefeln knirschte der gefrorene Erdboden, als er zum Kofferraum des Jeeps ging und eine große schwarze Tasche herauszog.
Die von außen eher schäbig wirkende Hütte sah im Inneren ganz anders aus. Zwar schienen die Möbel wie in vielen Wochenendhäuschen gebraucht zu sein, doch ansonsten war alles tadellos in Schuss. Die Böden waren gefegt and gebohnert, und die Küche war bestens ausgestattet. Mit der Taschenlampe in der Hand durchquerte Hobart das dunkle Wohnzimmer und zündete eine Propangaslampe an der Wand an, die ein weiches, blauweiß schimmerndes Licht spendete.
Nachdem er in einem der beiden Schlafzimmer seine Tasche ausgepackt hatte, ging er zurück zum Wagen und holte eine große Kühltasche. Sie war gut gefüllt mit verderblichen Sachen, die er während seiner langen Abwesenheiten nicht in der Hütte aufbewahren konnte. Er stellte den Kühlschrank an und verstaute die Lebensmittel. Nur ein kühles Bier behielt er für sich draußen. Schließlich zündete er den Ofen an und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Das Rauschen des Winds in den hohen Kiefern rings um die Hütte war so beruhigend, dass er bald eingeschlafen war.
Hobart fuhr zurück, als das heiße Fett auf seinen Arm spritzte. Rasch warf er den Deckel auf die Pfanne mit dem brutzelnden Schinken. Der Nebel von gestern Abend war spurlos verschwunden, und durch die Dachfenster hoch über ihm drangen die ersten Sonnenstrahlen. In hellen Morgenlicht wirkte das Haus kühl, fast unbewohnt, genauso wie sein Zuhause in Baltimore. Die Geräusche aus der
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