Mark Beamon 01 - Der Auftrag
geärgert hatte.
»Komm rein.«
Karns schwitzte trotz der Kühle im Wald. Hobart zeigte auf den Stuhl, auf dem Swenson vorher gesessen hatte, und holte zwei Bier. Karns nickte grunzend und öffnete seine Flasche.
»Schön, dich wiederzusehen, Johnny. Es ist wirklich gottverdammt lange her.«
»Du hast doch niemandem erzählt, dass du hierher kommst, oder?«
»Wo denkst du hin! In meinem Gewerbe weiß man, was das Wort ›Diskretion‹ bedeutet.« Er nahm einen kräftigen Schluck und leerte dabei fast die ganze Flasche. »Du brauchst einen guten Privatermittler?«
»Nein. Aber ich habe tatsächlich einen Job für dich. Gute Bezahlung, auch wenn du es vermutlich umsonst tun würdest.«
Karns schien interessiert, was ihn allerdings nicht daran hinderte, sein restliches Bier in einem Zug auszutrinken. Sehnsüchtig schaute er auf Hobarts Flasche, der den Wink verstand und sie ihm zuschob. Dann ließ er unauffällig seine Hand unter den Tisch gleiten und umfasste den Schläger.
»Ich baue gerade eine Organisation auf, die dafür sorgen wird, dass in Amerika niemand mehr Drogen nimmt«, sagte er schlicht.
Karns lachte. »Tatsächlich? Wie, zur Hölle, willst du das denn anstellen?« Er griff nach der Bierflasche.
»Indem ich das ganze Zeug vergifte.«
Karns vergaß, die Flasche an den Mund zu heben. »Ehrlich wahr?«
»Ehrlich wahr.« Er konnte direkt sehen, wie sich die Rädchen in Karns’ Kopf langsam zu drehen begannen. Eine andere Geschwindigkeit hatten sie auch nicht.
Karns schob seinen Stuhl zurück und schlug sich lachend auf die Schenkel. »Scheiße! Da würden die Nigger und Latinos ganz schön dumm gucken!«
Hobart lächelte. »Bestimmt. Also, bist du dabei?«
Karns stellte seine Bierflasche auf den Tisch. »Du meinst es wirklich ernst?«
Hobart nahm eine Aktentasche vom Boden und öffnete sie. »Das sind fünfzigtausend Dollar. Dein Vorschuss.«
Karns’ Augen klebten förmlich auf den ordentlich gebündelten Stapeln von Hundertdollarscheinen. Er tastete nach der Bierflasche und hätte sie fast umgestoßen.
»Also bist du dabei?«
»Scheiße, und ob!« Er strich über die Geldbündel, zog eines heraus und fächerte es wie ein Kartenspiel auf. Dann schaute er Hobart an. »Du hast Recht, weißt du.«
»Womit?«
»Ich hätte es auch umsonst getan.«
Er hatte mehr Glück gehabt als erhofft. Der Schläger klebte immer noch unbenutzt unter der Tischplatte in der Küche. Die restlichen sechs Kandidaten waren im Verlauf der letzten Woche nach und nach erschienen, doch bei ihnen hatte es etwas mehr Mühe gebraucht als bei Karns, dessen Leben man auf einer Postkarte zusammenfassen könnte. Hobart hatte Mahlzeiten serviert, war mit ihnen gewandert, Boot gefahren und auf die Jagd gegangen. Er hatte sie gründlich ausgeforscht, ob es irgendwelche ernsthaften Beziehungen zu Frauen gab, Bindungen an Jobs, an das Zuhause, an kranke Verwandte, ob sie fest zementierte Zukunftspläne hatten und so weiter. Erst wenn er mit ihren Antworten zufrieden gewesen war, hatte er die entscheidende Frage gestellt.
Es hatte einige angespannte Augenblicke gegeben; manche waren etwas unentschlossen, andere begeistert, und am Ende hatten alle zugestimmt. Hobart hatte damit gerechnet, dass wenigstens einer von ihnen verschwinden müsste, wahrscheinlicher sogar eher zwei, und war mehr als erleichtert.
Die übrigen sechs waren allesamt bessere Männer als Karns, der sich jedoch in eine Sache richtig verbeißen konnte und ihm treu ergeben war. Karns würde bei ihm bleiben bis zum Ende, ganz egal unter welchen Umständen. Die anderen würden auf der Hut sein vor dem FBI und den Dealern und aussteigen, falls es zu brenzlig wurde. Aber im Gegensatz zu Karns waren sie intelligent, hatten Erfahrung und waren in der Lage, eine solche Aktion reibungslos durchzuführen.
Hobart verlangsamte kurz vor Baltimore das Tempo seines Wagens, um die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbeschränkung einzuhalten. Er hoffte, im Verlauf des nächsten Jahres nicht das Geringste mit der Polizei zu tun zu haben.
»Peter! Schön, dich zu sehen!« Hobart saß in seinem Lieblingssessel neben der Tür, als Peter Manion in das trüb erleuchtete Zimmer trat. Neben sich hatte er auf dem behelfsmäßigen Tisch zur Einschüchterung seine 45er gelegt.
»Hallo, John«, murmelte Manion. Er kniff seine glasigen Augen zusammen, um deutlicher zu sehen. Seine Sprechweise klang ein wenig unsicher.
Die Tatsache, dass Manion nicht erschrocken war, verriet Hobart, dass
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