Mark Beamon 01 - Der Auftrag
das Hobart ihm vor so vielen Jahren gebrochen hatte.
»Wie geht es dir, Peter? Lange nicht gesehen.« Hobart packte Manion an seinem dreckigen Pullover und stieß ihn auf den Sessel, in dem er die letzte Stunde verbracht hatte.
Er setzte sich auf eine alte Feldkiste aus Armeebeständen, die als Tisch diente. »Du scheinst abgenommen zu haben – hast du fleißig Sport getrieben?«
Der ausgezehrte Manion starrte ihn weiter an. »Sie sind nicht mehr bei der DEA«, sagte er schließlich trotzig. »Ich weiß, dass man Sie gefeuert hat.«
Hobart schüttelte nur den Kopf. »Das glaubt zwar alle Welt. In Wirklichkeit habe ich bloß die Organisation gewechselt.«
»Für wen arbeiten Sie jetzt? Das FBI?«
Hobart schüttelte erneut den Kopf.
Manion riss die Augen auf. »CIA?«
Hobart lächelte und nickte kaum wahrnehmbar. Peter Manion hatte immer schon unter einem krankhaften Verfolgungswahn gelitten. Hobart erinnerte sich noch an seine Phantastereien über die CIA, die seiner Ansicht nach hinter allem steckte – von Kennedys Ermordung bis zur Schließung des Supermarkts in seinem Viertel. Manion sah die CIA als eine gesichtslose, allmächtige Organisation, deren Agenten hinter jeder Ecke lauerten, und diesen Wahn wollte Hobart sich zunutze machen.
Manion zog seine Knie an die Brust und umklammerte sie mit seinen knochigen Armen.
»Was wollen Sie, Mann?«
»Nur ein paar Informationen. Sollte direkt in dein Fach fallen.«
Manion blieb stumm. Er sah aus, als bräuchte er einen Schuss.
»Wir planen eine kleine Aktion, bei der ich deine Kenntnisse in Chemie brauche.« Manion horchte bei dem Wort ›Chemie‹ auf.
»Wir sind es leid, dass mit dem Drogenhandel so viel verdient wird. Dieses Geld sorgt dafür, dass einige Regierungen an der Macht bleiben, bei denen uns lieber wäre, wenn sie schleunigst verschwänden. Du verstehst, was ich meine?«
Manion schaute verzweifelt um sich und schien gar nicht zuzuhören.
»Wir müssen diese Geldquellen austrocknen – deshalb werden wir die Drogenlieferungen in die USA vergiften.«
Manions Hände lösten sich, und seine Füße landeten mit einem lauten Rums auf dem Teppichboden. »Sie sind verrückt!« Seine Blicke schweiften weiter durch den Raum. Hobart war nicht sicher, ob er nach einem Fluchtweg suchte oder nach CIA-Agenten, die sich hinter den Möbeln versteckt hatten.
»Ich habe meine Befehle. Es wird sich für dich ebenfalls auszahlen. Zehntausend Dollar und auf Lebenszeit kostenlos erstklassiges Heroin. Natürlich giftfrei.« Um seine Worte zu unterstreichen, zog er ein Bündel Geldscheine aus der Tasche zu seinen Füßen und warf es aufs Sofa.
»Auf keinen Fall, Mann! Sie können mich nicht dazu zwingen, Ihnen zu helfen. Ich habe auch meine Rechte.« Der letzte Satz klang mehr wie eine Frage als wie eine Bemerkung.
»Natürlich hast du das«, sagte Hobart begütigend. »Aber wenn du mal darüber nachdenkst, musst du doch einsehen, dass das ein großzügiges Angebot ist. Wir machen es mit oder ohne deine Hilfe. Warum willst du dann nicht davon profitieren?«
»Nein, verdammt!«, fauchte er, dass der Speichel von seinen Lippen spritzte.
Hobart schaute auf den Boden, wo ein Kanister Brennspiritus stand. Sein alter Informant schien ihm nicht der Typ für Grillabende zu sein. Zweifellos benutzte er das Zeug für die Herstellung irgendeines Rauschgifts.
Er griff nach dem schmierigen Kanister und betrachtete ihn nachdenklich. Manion umklammerte wieder seine Knie, schaukelte hin und her und murmelte etwas, das wie ein Gebet klang.
»Weißt du, Peter, ich habe gestern Abend eine interessante Fernsehsendung über diese Mönche in Vietnam gesehen, die sich selbst verbrannten, um gegen den Krieg zu protestieren. Erinnerst du dich daran? Ich hab’s einmal selbst erlebt, als ich drüben war. Hässlich.« Er drehte den Kanister um und las die Produktinformationen auf der Rückseite. »Es heißt, dass Verbrennen die qualvollste Todesart ist. Angeblich ist der Geruchssinn eines Menschen der letzte, der aussetzt. Glaubst du das?«
Manion schüttelte kläglich den Kopf. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Hobart fing an, die Sache zu genießen.
»Brennendes Fleisch – das ist ein schrecklicher Gestank.
Und es muss noch scheußlicher sein, wenn es das eigene ist.« Er nahm ein Steakmesser von einem halb leeren Teller auf dem Boden und hielt es Manion an die Kehle. Mit der anderen Hand goss er ihm den Spiritus über den Kopf. Das Messer an seinem Hals hinderte ihn daran
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