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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Glücklicherweise wurde in aller Regel kaum etwas nach Kolumbien eingeschmuggelt.
    Das Hotel war weit schlimmer als das in Warschau. In Europa schienen alte Gebäude einen ganz besonderen Charakter zu haben und erinnerten bei allem Verfall noch immer an eine glanzvolle Vergangenheit. In Südamerika war ein heruntergekommenes Haus einfach nur heruntergekommen. Das Hotel sah aus, als sei es erbaut worden, um gleich wieder zusammenzustürzen.
    Das Zimmer war ungefähr das, was er erwartet hatte. Ein schmutziger Raum ohne irgendwelche Möbel außer einem Bett mit einer einzigen Decke und einem Klappstuhl. Dem Bett gegenüber hing ein Spiegel. Nach den Verfärbungen an der Wand zu urteilen, hatte er einstmals eine Kommode geschmückt.
    Hobart schob seine Tasche unter das Bett und breitete einen zerknüllten Stadtplan darauf aus. Soweit er es beurteilen konnte, war die Bar, die sein Freund als Treffpunkt vorgeschlagen hatte, ungefähr zwanzig Blocks entfernt. Da er bis zu ihrer Verabredung noch zwei Stunden Zeit hatte, beschloss er, zu Fuß zu gehen, um die Gegend kennen zu lernen. Außerdem würden ihm die frische Luft und die Bewegung gut tun. Bogotás Höhe von rund 2650 Metern über dem Meeresspiegel bereitete ihm bohrende Kopfschmerzen.
    Es war fast vier Uhr, als er das Hotel verließ, aber die Wintersonne schien noch so stark, dass sie sein schwarzes T-Shirt aufheizte und das Jackett eigentlich unnötig gewesen wäre. Er zog eine Sonnenbrille aus der Tasche und begann seine Wanderung durch die Stadt.
    Das Gefühl, in die frühen achtziger Jahre zurückversetzt zu sein, wurde unterwegs immer stärker. Bogotá schien wie in einer Zeitschleife gefangen. In den Straßen wimmelte es von Menschen in Kleidern, die seit Jahren nicht mehr in Mode waren. Bei den Anstrichen der kleinen Häuser, die seinen Weg säumten, hatte man wenig Rücksicht auf die Farbe der Nachbarhäuser genommen. Viele sahen verlassen aus, Müll häufte sich in den Höfen, doch auf den Veranden sah man ihre Bewohner in der Sonne sitzen.
    Immer wieder umringten ihn schmutzige Kinder und bettelten um Pesos. Er bemerkte, dass er einer der wenigen war, die so bedrängt wurden, was ihm bestätigte, dass seine Verkleidung wenig taugte.
    Allmählich wurden die Wohnhäuser seltener, dafür gab es immer mehr grellbunte Läden und schäbige Bars. Statt des Geschreis spielender Kinder und der warnenden Stimmen ihrer Mütter hörte man plärrende Musik aus den kleinen cantinas , in denen trotz der frühen Stunde schon Betrunkene zu schrillen spanischen Rhythmen schwankten. Aus einer offenen Tür taumelte ein alter Mann und hätte Hobart fast angerempelt. Er landete in einem Stapel aufgeblähter Müllsäcke und kam wegen seines gestörten Gleichgewichtssinns nicht wieder hoch, was er offenbar überaus komisch fand. Sein heiser bellendes Lachen übertönte sogar den Lärm aus der Kneipe. Schließlich torkelte eine Frau zu ihm hinaus und zog ihn hoch. Arm in Arm gingen sie davon und stützten sich gegenseitig.
    Hobart lief hinüber auf die ruhigere Seite der Straße und setzte seine Suche nach der Bar fort, in der sein Freund sich mit ihm treffen wollte.
    Reed Corey und er waren in derselben Einheit der Special Forces in Vietnam gewesen, und nach Hobarts Ansicht hatte es kaum einen besseren Dschungelkämpfer in der Geschichte der U.S. Armee gegeben als Corey. Seit dem Kriegsende war er ziellos durch Asien und Südamerika gereist und schien einfach nicht mehr fähig, sich wieder in die Gesellschaft einzufügen. Hobart verstand sein Dilemma. Nach drei Dienstzeiten in Vietnam, wo seine Truppe ihre ganz eigenen Gesetze gehabt hatte, war das Leben in Amerika bedrückend und voller Einschränkungen gewesen. Während er seinen Weg gefunden hatte, war Corey aus der bürgerlichen Gesellschaft ausgestiegen.
    Ganz oder gar nicht – das war schon immer Coreys Devise gewesen, beim Trinken, beim Kämpfen, beim Sex. Nur eines lehnte er radikal ab, und das waren Drogen. Hobart erinnerte sich, wie er einmal einen seiner Männer fast totgeprügelt hatte, weil er Heroin bei ihm gefunden hatte. Er hatte nie das Bedürfnis seiner Kameraden verstanden, gelegentlich der grimmigen Realität des Krieges zu entfliehen. Das, was andere an den Rand des Wahnsinns trieb – die Hitze, die Insekten, der Regen, die Brutalität –, schien ihm überhaupt nichts auszumachen.
    Warum sich das Hirn kaputtmachen, wenn man doch ein paar Schlitzaugen wegpusten kann, sagte er immer. Alles in allem ein

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