Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Mark?«
»Gut. Ich habe gerade Chris kennen gelernt – sie scheint klasse zu sein.«
»Ja, Sie haben wirklich Glück. Sie ist eine der Besten.«
Es entstand eine verlegene Pause. Beamon hätte gern eine Zigarette geraucht, aber er bezähmte sich. Garrett war am Zug.
»Also, wie sieht’s aus, Mark?«
So leicht würde er es Garrett nicht machen. »Was meinen Sie, Steve?«
Garrett schaute auf seine Hand und schien etwas Schmutz unter dem Daumennagel entfernen zu wollen. »Ein so ehrgeiziger, hochbegabter Mann wie Sie kann nicht allzu glücklich darüber sein, nach El Paso verbannt zu sein, um für einen … konservativen Kerl wie mich zu arbeiten.«
Beamon zuckte die Schultern. »Ich will Ihnen keinen Mist erzählen, Steve. Hatte ich eine Wahl? Nee. Ich dachte, mir stünde eine leitende Stelle zu, aber Tom Sherman war anderer Ansicht. Vermutlich aus gutem Grund – er kennt sich mit so was sehr viel besser aus. Also bin ich hier.«
Garrett nickte nachdenklich. »Und was haben Sie vor?«
Beamon lächelte. »Was immer Sie wollen, Boss.«
»Ich meine es ernst, Mark. Tom sagt, Sie gelten zu Recht als der beste Ermittler des FBI. Aber wie man hört, sind Sie auch oft …«
»Nur zu, sagen Sie es ruhig, Steve.«
»Ich möchte hier keine Probleme, Mark. Ich werde langsam alt.«
»Es wird keine geben, Steve«, erwiderte Beamon nüchtern. »Wissen Sie, ich brauche ein bisschen Spielraum, um wirklich gut zu arbeiten, das will ich gar nicht bestreiten. Mit Vorschriften, Regeln und Verhaltensanweisungen hab ich’s nie besonders gehabt. Lassen Sie mir ein wenig Leine, dann werden Sie Ihre Freude an mir haben. Ehrlich, ich bin froh, hier zu arbeiten. Calahan ist tausend Meilen weit weg, und ich kann dabei helfen, aus einer Truppe junger tatkräftiger FBI-Agenten erstklassige Ermittler zu machen.«
Garrett runzelte die Stirn. »Versuchen Sie, ihnen Ihre Fähigkeiten und nicht Ihre Einstellung beizubringen. Mit einem Mark Beamon kann ich leben, aber fünfzig wären ein bisschen viel.«
Beamon lachte. Er tat so, als spucke er in seine rechte Hand und streckte sie Garrett entgegen. »Das wären sogar für mich zu viele. Freunde?«
Garrett betrachtete ein paar Sekunden lang mit gespieltem Misstrauen die Hand, ehe er einschlug.
7. Kapitel
Ü ber Bogot á , Kolumbien 26. November
Auf Bitten einer hübschen südamerikanischen Stewardess stellte John Hobart vor der Landung auf dem Eldorado Airport von Bogotá seinen Sitz in aufrechte Position und schaute ihr eher uninteressiert nach, als sie mit einem verführerischen Schwenken ihrer üppigen Hüften durch den schmalen Gang trippelte.
Er hasste das Fliegen, allerdings nicht aus Angst vor einem Absturz – irrationale Ängste waren ihm fremd –, sondern weil die Untätigkeit ihn verrückt machte. Die meisten Leute konnten ihre Zeit im Flugzeug gut nutzen, aber ihm war es in dieser monotonen Umgebung und bei dem dumpfen Summen der Motoren unmöglich, auch nur zu denken. Erst wenn die Räder den Boden berührten und die Passagiere ihre Sachen zusammenkramten, löste sich seine Erstarrung.
Zum tausendsten Mal schaute er aus dem Fenster. Keine einzige Wolke stand am Himmel. Der Captain hatte eine Temperatur von fünfzehn Grad gemeldet und eine leichte Brise aus westlicher Richtung.
Seit fast fünfzehn Jahren war Hobart nicht mehr in Kolumbien gewesen, aber er stellte fest, dass sich wenig verändert hatte. Ein Taxifahrer setzte ihn vor seinem Hotel ab und versuchte ihn immer noch wortreich zu überzeugen, dass er viel geeignetere Unterkünfte kannte. Es könnte ohne weiteres derselbe Mann sein, der ihn Anfang der achtziger Jahre durch die Stadt gefahren hatte.
Für einen Moment blieb Hobart auf dem Bürgersteig stehen und strich sich mit der Hand durch sein frisch gefärbtes tiefschwarzes Haar. Dank Höhensonne und Selbstbräuner war seine Haut beträchtlich dunkler geworden, und Kontaktlinsen färbten seine Augen braun.
Da er jedoch europäische Gesichtszüge hatte und Spanisch mit Akzent sprach, würde er trotz dieser Maskerade bestenfalls als halber Südamerikaner durchgehen.
Seine beiden großen schwarzen Taschen hatten den kolumbianischen Zoll passiert, ohne dass der diensthabende Beamte auch nur einen Blick darauf geworfen hatte. Hobart hasste es, etwas dem Zufall zu überlassen, aber manchmal war es einfach unvermeidlich. Wenn er das Pech gehabt hätte, kontrolliert zu werden, wäre der Beamte an ihrem Inhalt zweifellos sehr interessiert gewesen.
Weitere Kostenlose Bücher