Mark Beamon 01 - Der Auftrag
mit seinem Jeep über die 295 und hatte in einer Viertelstunde fast schon das Lagerhaus erreicht.
Fünfzehntausend Meilen hatte er inzwischen zurückgelegt, seit er seine Jagdhütte vor zwei Wochen verlassen hatte. Es kam ihm vor, als seien es zwei Jahre her.
Das gemietete Lagerhaus in Canton schien auf den ersten Blick unverändert. Doch dann bemerkte er die neue Eingangstür, das neue Tor zum Lager und die soliden Gitterstäbe an den Fenstern im Erdgeschoss. Von innen waren Jalousien angebracht worden.
Ein kleines Metallkästchen in der gleichen Farbe wie die Backsteine war unauffällig an den Rahmen der Eingangstür geschraubt. Er klopfte, und Swenson ließ ihn fast sofort ein.
Das Vorzimmer war komplett renoviert worden. Die Wände waren frisch mit weißer Farbe gestrichen, auf einem dicken beigefarbenen Teppich standen zwei antike Sofas; ein kleiner Baum wuchs in einem Kübel in der Ecke und reckte sich zum Licht, das durch die Jalousien drang.
»Wie war deine Reise?«
»Erfolgreich.«
»Ausgezeichnet. Bereit für eine Besichtigung?«
Hobart vergewisserte sich, dass der Boden seiner Tasche sauber war, ehe er sie auf eines der Sofas stellte. »Klar.«
Swenson führte ihn ins Büro. Es war im gleichen Stil möbliert wie der Empfangsbereich, nur stand hier anstelle der Sofas ein großer Schreibtisch. Ein neuer Computer nahm darauf fast den gesamten Platz ein. Gegenüber hing eine gerahmte Karte der Vereinigten Staaten über einem kleinen Zweisitzer. New York, Chicago, Washington, Los Angeles und Baltimore waren mit farbigen Nadeln markiert. Auf dem Schreibtisch prangte ein Firmenschild mit den eingravierten Worten:
JOHN SEVEREN, PRESIDENT, CLIPPER CITY ANTIQUES AND ODDITIES. In einer Kristallschale lagen Visitenkarten mit der gleichen Aufschrift.
»Sieht ziemlich gut aus.«
»Stimmt. Sie sind gerade fertig geworden. Glaub mir, ich möchte lieber mit zehn wütenden Koksdealern zu tun haben als mit einem einzigen Bauunternehmer aus Baltimore.« Swenson setzte sich hinter den Schreibtisch. »Ich habe Gitterstäbe an alle Fenster anbringen und Stahltüren einbauen lassen. Wir haben Bewegungsmelder im Empfangsbereich, dem Büro und dem Lager. Alle Fenster und Türen sind gesichert.« Er warf Hobart eine Schlüsselkette zu. »Der kleine Schlüssel öffnet das Tastenfeld der Alarmanlage draußen – du hast es vielleicht vorhin bemerkt.«
Hobart nickte.
»Der große goldene ist für die Eingangstür. Das Tor zum Lager lässt sich von außen nicht öffnen. Die beiden silbernen Schlüssel sind für die Wohnungen oben. Du hast die im ersten Stock. Die Kisten, die ich bei dir zu Hause abholen sollte, stehen im Schlafzimmer.«
Hobart kramte seinen Schlüsselbund aus der Tasche und befestigte die neuen daran.
»Und wann bekommen wir jetzt die Pilze?«
»Am fünften Dezember.« Hobart nahm ein Stück Papier aus seiner Brieftasche und warf es auf den Schreibtisch. »Ruf diesen Kerl an und sag ihm, du arbeitest für Professor Stapleton. Er wird dir Bescheid geben, wenn die Sendung da ist. Sie wird nach Norfolk geliefert.«
»Und wo bist du?«
»In Bogotá. Ich fliege in ein paar Tagen.«
Swenson nickte. »Kein Problem, ich kümmere mich darum.«
»Wie machen sich unsere Jungs?«
»Besser, als wir erwartet haben. Ich konnte ihnen schnell falsche Papiere beschaffen, und sie sind alle an Ort und Stelle. Unser Mann in New York versucht gerade, in einem Lagerhaus, das Anthony DiPrizzio gehört, einen Job zu kriegen. Es heißt, da wird eine Menge Zeug durchgeschleust. Die zwei in Miami sind dabei, zum Schein ein Transportunternehmen aufzubauen und lassen verbreiten, dass sie sich nicht sonderlich drum kümmern, was sie fahren. Ziemlich clevere Jungs, wie es aussieht.«
»Das sind sie«, erwiderte Hobart. »Ich dachte mir, wir schicken unsere beiden besten Leute nach Miami. Dort müsste es einige Gelegenheiten geben, an große Drogenlieferungen ranzukommen.«
Swenson nickte zustimmend. »Lass mal sehen … unser Mann in Washington gibt sich als Lieferant für Straßendealer aus. Kein besonders spektakulärer Job, aber er sagt, er hat bereits einige Deals gemacht. Die in Chicago haben ein Labor eingerichtet und fabrizieren Designerdrogen – hauptsächlich Speed und LSD. Sie haben gemeldet, dass sie vermutlich in einer Woche mit dem Verkauf anfangen können. Die Burschen in L.A. versuchen, als Zwischenhändler ins Geschäft zu kommen. Bei ihnen entwickelt sich’s etwas langsam, und es könnte ein paar Monate
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