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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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schmunzelte. »Nein, im Ernst, Mark. Sie fangen nicht an, sich zu langweilen?«
    »Nicht im Geringsten«, erwiderte Beamon aufrichtig.
    Er war erst seit ein paar Monaten als Garretts Stellvertreter in El Paso, aber er fühlte sich bereits wie ein neuer Mensch. Für ihn waren die Agenten in den Außenstellen das eigentliche FBI, und Washington war nur dazu da, um ihnen das Leben leichter zu machen. Unglücklicherweise vertrat man in der obersten Etage genau die entgegengesetzte Ansicht.
    Die unverbrüchliche Loyalität der Kollegen und das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander hatten das FBI immer zu etwas Besonderem gemacht, doch in Washington war davon kaum mehr etwas zu spüren. Die FBI-Zentrale wurde mehr und mehr zu einer normalen Regierungsbehörde mit normalen Arbeitszeiten, geleitet von typischen Bürokraten mit Aufstiegsambitionen.
    Beamon war überglücklich gewesen, als er entdeckte, dass sein Zynismus von den Agenten im Büro von El Paso nicht geteilt wurde. Sie waren noch mit der gleichen Hingabe dabei, wie er es als junger Mann gewesen war, und er hatte das Gefühl, endlich wieder dort zu sein, wo er hingehörte.
    »Ich habe langsam schon geglaubt, diese Kerle im Hauptquartier behalten mich nur für Schießübungen bei sich.«
    Sein neuer Chef lachte. »Nun, genug Munition haben Sie ihnen auf jeden Fall geliefert.«
    »Na ja, Sie wissen doch, wie das ist.«
    Beamon schaute aus dem Fenster auf die ausgedorrte felsige Landschaft. Seine Gedanken gingen zurück zu den letzten Sommertagen nach seinem Highschool-Abschluss vor dreißig Jahren. Das kleine graue Schulhaus, in dem er einen guten Teil seiner Kindheit verbracht hatte, war schon lange abgerissen worden, aber es hatte nicht weit entfernt in dieser Gegend gestanden.
    Seine Familie war so stolz gewesen, als er in Yale angenommen worden war und dazu noch ein Stipendium gewonnen hatte. Wie so viele seiner Freunde war er damals der Erste aus der Familie gewesen, der aufs College ging. Die Tatsache, dass er von einer Eliteuniversiät akzeptiert worden war, wusste sein Vater jedoch gar nicht einzuschätzen. Für ihn waren alle Colleges generell majestätische und mysteriöse Institutionen. Bis zu seinem Todestag brüstete er sich jedem gegenüber, der nur zuhörte, dass sein Sohn ins College gegangen sei. Wenn man ihn fragte, in welches, hatte er nur geantwortet, in eines »drüben im Osten«. Woher dieses Unverständnis kam, hatte Beamon nie so recht verstanden.
    Am Tag vor seiner Abreise hatte er seine Sachen gepackt und war mit seiner Freundin hinaus in die Wüste gefahren. Mit einem Kasten warmen Bier im Auto über die Wüstenstraßen zu fahren war damals unter den Jugendlichen eine der liebsten Freizeitbeschäftigungen gewesen.
    Er hatte sie nie wiedergesehen. Ihre Eltern waren im Lauf seines ersten Jahres in Yale nach Dallas gezogen. Anfangs hatten sie sich geschrieben, doch die Zeit zwischen den Briefen war allmählich immer länger geworden. Er hatte noch heute vor Augen, wie sie ausgesehen hatte im Licht der untergehenden Wüstensonne. Seltsam, was man sich alles merkte und irgendwo in seinem Hirn aufbewahrte. Es war ihm damals wie ein ganz zentraler Moment in seinem Leben vorgekommen, aber letztlich war es nur eine unbedeutende Episode gewesen.
    Das schroffe Klingeln eines Handys unterbrach seine Tagträume, und er bedauerte, wieder in die Realität zurückkehren zu müssen. Es lag noch eine Stunde Fahrt vor ihnen, und danach erwartete sie eine zweifellos sehr lange und sehr öde Besprechung.
    Garrett schaltete auf ›Mithören‹ und meldete sich.
    »Mr. Garrett, hier ist Bill Michaels. Wir haben soeben die Mitteilung erhalten, dass eine Filiale der Houston National Bank überfallen worden ist. Ein Wächter ist dabei getötet worden. Zwei Polizisten in einem Zivilfahrzeug haben die Verfolgung aufgenommen und fahren in nördliche Richtung nach Limestone, das liegt ungefähr vierzig Meilen westlich von El Paso. Wir schicken Agenten zur Verstärkung.«
    Beamon schaute sich aufmerksam um.
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Bill.«
    »Ja, Sir.«
    Garrett schaltete ab.
    »Wussten Sie, dass ich hier in der Gegend aufgewachsen bin, Steve?«, fragte Beamon.
    Garrett warf ihm einen etwas unsicheren Blick zu. »Irgendwer hat das mal erwähnt. Ich glaube, sogar Sie selbst.«
    »Außerdem habe ich ungefähr sechs Jahre hier als Agent gearbeitet.«
    »Und?«, erwiderte Garrett misstrauisch.
    »Na ja, ich könnte schwören, dass wir etwa eine Meile

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