Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Garrett hielt seine Dienstmarke hoch. »FBI!«, brüllte er aus voller Kehle – nur für den Fall, dass man die Polizisten nicht informiert hatte. Erschrocken ließ er sie fallen, als ein Schuss die Windschutzscheibe des Wagens seiner Frau zerschmetterte.
Beamon hechtete in den Straßengraben und begann auf den Polizeiwagen zuzukriechen.
»Mark, alles okay?«, schrie Garrett. Eine ganze Salve von Schüssen folgte auf seine Frage.
Sie schienen von dem Wagen zu kommen, den sie gerade von der Straße gedrängt hatten. Beamon hoffte, dass es nicht wieder eine akustische Täuschung war und dass die Bullen ihre Waffen dabeihatten.
»Ja, und Sie?«, rief er zurück.
»Klar.«
Inzwischen war er links unterhalb des Polizeiwagens und konnte aus dem gut einen Meter tiefen Graben gerade noch das Blaulicht sehen.
»He, Jungs! Ich bin Mark Beamon vom FBI. Habt ihr einen Anruf gekriegt, dass wir zu euch stoßen?«
»Ja, Mr. Beamon. Ich glaube, Sie können ruhig raufkommen.«
Beamon bemerkte, dass die Schüsse aufgehört hatten. Er rappelte sich auf die Knie und spähte über den Grabenrand. Wie das Glück es wollte, stand der Wagen schräg auf der Straße, und seine vordere Stoßstange war nur ungefähr anderthalb Meter entfernt. Der Schütze war nirgends zu sehen. Vermutlich kauerte er hinter seinem Buick, um nachzuladen.
Beamon sprang aus dem Graben und rollte auf den Polizeiwagen zu, wobei er zu seinem Leidwesen bemerkte, dass das nicht mehr so mühelos ging wie früher einmal. Das Fett, das er im Hauptquartier angesetzt hatte, war seiner Beweglichkeit nicht gerade förderlich.
Schließlich lag er auf dem Rücken hinter einem Vorderreifen und schaute auf in ein erschrockenes junges Gesicht.
»Alles in Ordnung, Sir?«
»Bis jetzt schon.« Beamon stemmte sich auf die Knie und klopfte den Staub ab. Ein Polizist, der ein wenig älter war als sein Kollege, spähte um die hintere Stoßstange des Fahrzeugs.
Beamon deutete auf die Waffe des jüngeren Beamten. »Eine 357er mit einem Zehnzentimeterlauf«, bemerkte er so beiläufig, als hätten sie alle Zeit der Welt, um in Ruhe zu fachsimpeln.
»Ja, Sir«, erwiderte der junge Polizist. »Ist etwas nicht in Ordnung damit?«
»Wissen Sie, ich habe nur eine alte 38er dabei«, log Beamon. »Würden Sie mir vielleicht Ihre leihen und das Gewehr nehmen?«
»Kein Problem, Sir«, sagte er und reichte ihm die Pistole.
Beamon prüfte die Waffe sorgfältig, während der Polizist das Gewehr aus dem Wagen holte. Er war schon in jungen Jahren Schießausbilder gewesen und einer der besten Schützen des FBI. Zwar hatte er ewig kein nennenswertes Training mehr absolviert, aber Schießen war wie Fahrrad fahren, das verlernte man einfach nicht.
»Können Sie irgendwas sehen?«, fragte er den Polizisten, der um die Stoßstange spähte.
»Nicht wirklich, Sir. Das Auto des Verdächtigen steht schräg zu uns, ungefähr fünfunddreißig Meter entfernt, die Hinterräder stecken in einem Graben. Wahrscheinlich sitzt er dahinter. Kann ja nirgendwo hin, ohne seine Deckung zu verlassen.« Er wich etwas zur Seite, damit Beamon besser sehen konnte. Auf dem Namensschild an seiner Uniform stand O’ROURKE.
Beamon schaute um die Stoßstange und sah Garrett, der mit dem Rücken gegen einen Felsen lehnte und nicht besonders glücklich dreinschaute, als er mit verschränkten Armen seinen Blick erwiderte.
»Alles okay, Steve?«
Sein Chef antwortete nur mit einer obszönen Geste.
Beamon zog sich wieder zurück und holte tief Luft. Die beiden Polizisten warteten gespannt und hofften offensichtlich, dass er das Kommando übernahm.
»Wie sieht es mit Unterstützung aus, Jungs?«
»In zehn bis fünfzehn Minuten«, erwiderte O’Rourke.
Beamon wusste, dass es das Klügste wäre, einfach auf Hilfe zu warten. Dagegen sprach allerdings, dass er wenig Lust hatte, schmutzig und hinter einem Auto versteckt von Kollegen gefunden zu werden. Alles in allem wäre das nur geringfügig besser, als eine Kugel in den Arsch zu bekommen.
»Hör mal, Junge«, brüllte er zu dem Wagen des Verdächtigen hinüber, »es steht jetzt vier gegen eins, und die Lage wird für dich nicht besser. Warum kommst du nicht einfach mit erhobenen Händen raus, und wir machen der Sache ein Ende, ehe unser Einsatzkommando aufkreuzt? Das sind nämlich alles äußerst reizbare Typen.«
Er spähte erneut um die Stoßstange, um zu sehen, ob seine Worte irgendeine Wirkung zeigten. Das schien nicht der Fall zu sein. Doch plötzlich krachte ein
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