Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Sicher, zwar wusste keiner von ihnen, wo er war oder wie man mit ihm Kontakt aufnahm, doch wenn das FBI erst einmal seinen Namen kannte, hatte man natürlich einen Ansatzpunkt. Und er hatte lange genug mit dem FBI zusammengearbeitet, um widerwillig anzuerkennen, dass diese Burschen zäh, ausdauernd und ausgesprochen clever waren.
Immer wieder dachte er auch an Reed Corey. Wie hatte er nur diesen dummen Fehler machen können, ihn entwischen zu lassen? Dabei war er eigens nach Kolumbien gefahren, um ihn anzuheuern, weil er einer der besten Soldaten war, den er je gekannt hatte – und nach ihrem ersten Treffen hatte er ihn als hirntoten Kokser abgetan.
Wie hieß das alte Sprichwort? Im Nachhinein ist man immer klüger.
Hobart hielt zwar nicht viel von den Drogenbaronen, die in ihren Festungen in den kolumbianischen Bergen saßen – seiner Ansicht nach waren alle miteinander dummer Pöbel –, er war aber auch nicht gerade scharf darauf, von ihnen gejagt zu werden.
Außerdem machte ihm auch noch der Ablauf der geplanten Operation Sorgen. Bei einem Unternehmen in derart großem Maßstab musste man zwangsläufig mit Pannen rechnen. Welche könnten das sein?
Hobart wandte sich wieder dem Schachspiel auf dem Monitor zu. Es brachte nichts, herumzusitzen und sich endlose Katastrophenszenarien auszumalen. Schon bald genug würden Agenten des FBI und Killer des Kartells hinter jedem Telefonmast lauern. Er versuchte, sich auf das Spiel zu konzentrieren, aber es fiel ihm zunehmend schwerer.
Um drei Uhr riss ihn das Klingeln des Telefons aus seinen Grübeleien. Hastig hob er ab. »Clipper City Antiques and Oddities.«
Trotz der schlechten Verbindung erkannte er durch das Rauschen Swensons Stimme. »Na, wie steht’s?«
Hobart blickte auf das VU-Meter neben dem Telefon. Es zeigte ihm, dass er nicht abgehört wurde. »Die Frage ist, wie läuft’s bei dir? Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
»Ich glaube schon.«
Hobart runzelte die Stirn. »Was heißt das, du glaubst?«
»Na ja, eigentlich bin ich zu neunundneunzig Prozent sicher. Penna hat mir die ungefähre Lage der Raffinerie genannt, die als privater Flugplatz getarnt ist, und ich habe ihn auch gefunden, aber ich kann nicht sehr dicht ran, weil er auf freiem Gelände liegt. Ich beobachte alles aus ungefähr hundertfünfzig Metern Entfernung mit einem Fernglas – deshalb kann ich nicht hören, was gesprochen wird. Sie haben einen ganz schön großen Hangar, größer als sie brauchen, und nie fährt ein Flugzeug hinein. Alle paar Tage landet eins, das mit einigen Kisten beladen wird und dann wieder abfliegt.«
»Klingt, als wäre es das, was wir suchen.«
»Ja, ich bin mir ziemlich sicher. Sie schaffen auch eine Menge Sachen in den Hangar, obwohl sie sich anscheinend nicht an so ein striktes Schema halten wie deine Freunde in Bogotá. Außerdem kann ich nicht sagen, wie viel Zeug sie gehortet haben, weil alles drinnen gelagert ist.«
»Also bist du so weit?«
»Und ob. Ich habe das … die fraglichen Sachen bis zu ihrem Lieferanten zurückverfolgt und dürfte ohne besondere Probleme an das Zeug rankommen. Damit rechnen die Wachen nämlich nicht. Allerdings bräuchte man eine Armee, um diesen Bastarden auch bloß einen Peso zu stehlen.«
Dass die Sicherheitsvorkehrungen bei Drogendealern nur darauf ausgerichtet waren, einen Diebstahl ihrer Ware zu verhindern, und niemand auf den Gedanken kam, jemand könne versuchen, etwas hinein zu fabrizieren, war ein Punkt, der ihr Vorhaben erleichterte.
»Mein Problem ist bloß, dass ich innerhalb von … sagen wir mal, vier Tagen nach deinem Okay zwar alles erledigen kann, aber nicht weiß, wann es Auswirkungen in Amerika zeigt, wenn du verstehst, was ich meine.«
Hobart lächelte. Die düsteren Szenarien, mit denen er sich im Lauf der letzten Woche geplagt hatte, schienen sich in Nichts aufzulösen. Zumindest vorerst.
»Das ist kein Problem. Ich müsste es schaffen, innerhalb von fünf bis zehn Tagen so weit zu sein, also werden wir die Meldung entsprechend darauf abstimmen. Versuch einfach, dich möglichst ebenfalls an diesen Zeitrahmen zu halten. Wenn dein Produkt ein paar Wochen zu spät kommt, ist es eben ein paar Wochen zu spät. Wo kann ich dich erreichen?«
Swenson nannte ihm die Nummer.
»Ich rufe dich am zweiundzwanzigsten an, um drei Uhr deiner Zeit. Behalte weiter im Auge, was dort unten vor sich geht.«
»In Ordnung«, erwiderte Swenson. »Dann bis nächste Woche .«
12. Kapitel
Bogot á ,
Weitere Kostenlose Bücher