Mark Beamon 01 - Der Auftrag
das andere Ende war ein Kondom gespannt.
Er lauschte mit halbem Ohr auf das Gespräch aus der Kabine und schob die Schläuche mit dem Kondom voran in die Fässer. Die breiten Scheiben verhinderten, dass sie hineinfielen.
Die Schmerzen in seinem Bein wurde immer teuflischer, da die Fässer rhythmisch hin und her schaukelten. Durch die konstante Reibung waren seine Jeans zerrissen worden, und er spürte, wie ihm das Blut am Bein hinunterlief.
Nach einigen qualvollen Minuten zog Hobart einen Schlauch nach dem anderen wieder heraus. Das Kerosin hatte die Kondome aufgelöst, und das tödliche Pulver hatte sich mit unheimlicher Lautlosigkeit in den Fässern verteilt. Er warf die Schläuche zwischen die Bäume am Straßenrand, wobei er den Atem anhielt, falls vielleicht noch irgendwelche Pulverreste in die Luft entweichen sollten.
Bis er den siebten der zehn Deckel zugeschraubt hatte, war einiges Kerosin aus den Fässern geschwappt, hatte sich rings um die erhöhten Ränder gesammelt und tropfte nun langsam hinunter. Er zerrte sein Bein etwas zur Seite, damit seine Wunde, die immer größer wurde, nicht mit der Flüssigkeit in Kontakt kam.
Noch ein Fass.
Er hatte gerade das vorletzte Fass verschlossen und zog den letzten Deckel aus der Stofftasche, als das Gespräch in der Kabine eine unerwartete Wendung nahm.
»Halt mal, ich muss pinkeln«, nuschelte der Beifahrer, der eindeutig nicht mehr ganz nüchtern war.
Hobart bemühte sich, sein Bein zwischen den Fässern herauszuziehen, doch es war fest eingeklemmt. Der Laster hielt an. Mit einem leisen Fluch warf er den letzten Deckel weg und stemmte seinen Fuß gegen die Fässer. Der Beifahrer plumpste unbeholfen aus der Kabine. Endlich hatte Hobart sein Bein befreit und ließ sich hastig auf die Fässer fallen.
Der Mann, der zum Straßenrand torkelte, horchte auf. Hobart beobachtete, wie er herumfuhr, die Hand von seinem Hosenstall nahm und nach seiner Waffe tastete. Er brauchte ein paar Sekunden, aber schließlich schaffte er es, sie aus dem Halfter zu ziehen und auf den Laster zu richten.
Hobart blieb regungslos liegen und hoffte inständig, dass er nicht so dumm oder so betrunken war, aus anderthalb Metern Entfernung auf vierzehn Fässer voller Kerosin zu schießen. Aber offensichtlich war er das. Sein Finger krümmte sich um den Abzug, und Hobart biss in Erwartung der Katastrophe unwillkürlich die Zähne zusammen. Doch es passierte nichts.
Die Waffe war nicht entsichert.
Durch halb geschlossene Augen beobachtete Hobart, wie der Mann zu begreifen versuchte, was geschehen war. Es dauerte nicht lange. Er entsicherte die Pistole.
»Du auf dem Laster! Runter da!«
Hobart setzte sich langsam auf, als sei er betrunken und halb benommen.
»Was, zur Hölle, ist da draußen los, Carlos?«, brüllte der Fahrer und öffnete die Tür.
»Sieht so aus, als hätten wir einen Passagier!« Carlos, der während der Fahrt fleißig dem Tequila zugesprochen hatte, schwankte immer noch etwas.
Hobart sprang von der Ladefläche und stürzte zu Boden, da sein Bein völlig taub war. Trotzdem war er dankbar, dass er nicht mehr in dem vergifteten Kerosin lag, das allmählich durch seine Kleidung gedrungen war.
»Was zum Teufel hast du da oben gemacht?«, schrie Carlos und hielt Hobart seine Waffe ins Gesicht, als er unsicher aufstand. Der Fahrer kam ebenfalls näher und richtete ein Gewehr auf ihn.
»Ceratibo«, erwiderte Hobart leise und hielt unterwürfig den Kopf gesenkt. Ceratibo war ein kleines Dorf ungefähr zwanzig Meilen hinter der Raffinerie.
Carlos drängte ihn gegen den Laster und schob mit dem Lauf der Waffe seinen Kopf nach rechts.
»Sieht das aus wie ein verfluchter Bus?«
»No, Señor«, erwiderte Hobart und hoffte, dass bei diesen einfachen Antworten sein Akzent nicht auffiel.
»Es stinkt, als sei von einem der Fässer der Deckel abgegangen und dieses Arschloch hätte drauf gepennt«, sagte Carlos angewidert zu seinem Kumpan. »He, ich hab eine Idee.«
Er packte Hobart am Poncho und zerrte ihn torkelnd zum Straßenrand. Mit der freien Hand griff er in seine Tasche, kramte ein Feuerzeug hervor und knipste es an.
»Ich wette, das Schwein gibt eine hübsche Fackel!«
Der Fahrer lachte, und Hobart hätte fast eingestimmt. Genauso hatte er Peter Manion bedroht – und es war eine Ironie des Schicksals, dass er sich nun in der gleichen Situation wiederfand. Falls es ein Leben nach dem Tod gab, hätte Manion bestimmt seinen Spaß daran.
Hobart ließ sich gegen die
Weitere Kostenlose Bücher