Mark Beamon 01 - Der Auftrag
T-Shirt zog er einen schmutzigen Poncho und setzte einen verwitterten Filzhut auf. Anschließend rieb er sich kräftig mit einigen Hand voll Staub ein. Aus seiner Tasche holte er eine Flasche Tequila und träufelte die klare Flüssigkeit auf seinen Poncho. Im Spiegel auf der Beifahrerseite musterte er das Resultat.
Es war nicht gerade umwerfend. Bei genauerer Inspektion würde man ihn zweifellos als Gringo erkennen. Und wenn er gezwungen war, zu reden, würde ihn sein klägliches Spanisch verraten.
Aber wenigstens hatte er absolut keine Ähnlichkeit mehr mit dem gepflegten Mann mit Brille, der vor einer Stunde an dem Laster der Wächter vorbeigekommen war. Hobart rechnete zwar nicht damit, gesehen zu werden, aber es war immer besser, vorsichtig zu sein. Er steckte seine Pistole in den Hosenbund und ging etwa hundert Meter auf der Straße zurück, bis er zu der Stelle kam, derentwegen er sich diesen Platz ausgesucht hatte. Erstens machte die Straße hier eine scharfe Biegung, und zweitens lief quer über die Fahrbahn eine tiefe Rinne. Er hatte diese Stelle mit seinem Range Rover im Kriechtempo meistern müssen; der alte Pritschenwagen musste sicher fast stehen bleiben.
Hobart ging die Böschung am Straßenrand hinunter und setzte sich vor einem Baum ins Gras. Es würde vermutlich noch zwei Stunden dauern, bis der kleine Laster wieder den Berg hinaufkam.
Allmählich wurde es dunkel und merklich kühler. Die nächtliche Kälte vertrieb die Wolken, und er konnte durch das Blätterdach des Waldes die Sterne funkeln sehen.
Seine Schätzung war etwas zu optimistisch gewesen, wie sich zeigte. Erst nach fast drei Stunden hörte er das unverkennbare Brummen des alten Motors, der sich in der dünnen Bergluft abmühte. Hobart stand auf und reckte sich. Noch waren die Scheinwerfer nicht zu sehen, und er musste sich die Böschung hinauf tasten, wo er hinter einem dichten Grasbüschel liegen blieb. Die Geräusche des Dschungels verstummten. Das Einzige, was noch existierte, war das Husten des Motors und das weiche Gras unter ihm.
Er schloss die Augen, als das Scheinwerferlicht die Nacht durchdrang, damit sie ihn nicht durch ihr Funkeln verrieten. Der Gestank der Auspuffabgase vertrieb den angenehmen Geruch nach Erde und verrottendem Laub.
Wie erwartet wurde der Laster immer langsamer. Hobart öffnete blinzelnd die Augen. Die Vorderräder sanken in die tiefe Rinne, der Fahrer trat aufs Gas, und die Räder quälten sich mühsam auf der anderen Seite heraus. Trotz der Seile, mit denen sie gesichert waren, schlugen die Fässer mit Kerosin auf der Ladefläche gegeneinander.
Endlich waren auch die Hinterräder aus dem Graben, und der Fahrer schaltete in den nächsten Gang, dass das Getriebe knirschte. Jetzt konnte Hobart sicher sein, dass er nicht mehr länger in den Seitenspiegel schaute, und lief los.
Rasch hatte er den Pritschenwagen eingeholt und sprang auf die Ladefläche. Er atmete tief durch und entspannte sich für einen Moment, da er wusste, dass die großen Metallfässer ihn vollkommen verbargen; außerdem hatte er bei seiner Erkundung der Raffinerie gesehen, dass das Rückfenster der Kabine durch ein altes Metallschild ersetzt worden war.
Der alte Laster schwankte die Straße bergauf, dass Hobart sich an den Fässern festhalten musste, um nicht herunterzufallen. Damit hatte er nicht gerechnet. Er würde beide Hände brauchen.
Vorsichtig kletterte er auf die Fässer und bemerkte, dass drei von ihnen nicht ganz zusammengeschoben worden waren. Er kroch hinüber, zwängte sein rechtes Bein in die Lücke und bewegte sich hin und her, um zu prüfen, ob er festen Stand hatte. Der Laster fuhr über eine Bodenwelle, wodurch die Fässer gegeneinander gedrückt wurden und seinen Schenkel zusammenquetschten.
Aber wenigstens hatte er jetzt beide Hände frei. Er zog eine Zange aus der Tasche und begann die Deckel von den Fässern zu lösen. Das laute Gelächter aus der Kabine machte ihn etwas nervös, und durch das Schaukeln des Fahrzeugs wurde ihm fast übel. Zu allem Überfluss stank es auch noch gewaltig nach Kerosin.
Er brauchte fast zehn Minuten, bis er sämtliche Deckel abgelöst und in einer Stofftasche verstaut hatte, die er für diesen Zweck mitgebracht hatte. Er stopfte sie in die Lücke, in die sein Bein gezwängt war, und zog unter seinem Poncho ein Bündel aus sieben weißen Plastikschläuchen hervor. Jeder war ungefähr zwanzig Zentimeter lang und an einem Ende mit einer weißen Plastikscheibe versiegelt. Über
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