Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Kolumbien 22. Januar
Diesmal hatte sich Hobart ein besseres Hotel in Bogotá ausgesucht, auch wenn es etwas riskanter war, aber er musste einfach ausgeschlafen sein. Die Angestellten waren zwar weniger vergesslich, dafür aber hatte das Bett eine ordentliche Matratze, und das Bad lag nicht draußen auf dem Gang. Außerdem machte er nicht wieder den Fehler, einen Kleinwagen zu mieten, sondern ein robustes Fahrzeug mit Allradantrieb, das ungefähr fünfmal mehr kostete.
Es war 15.55 Uhr, also fast drei Uhr in Mexiko. Er griff nach dem Telefon neben dem Bett – eine weitere Annehmlichkeit, für die er dankbar war – und wählte die Nummer, die Swenson ihm gegeben hatte. Beim zweiten Läuten wurde abgehoben.
»Hallo?«
Der Straßenlärm, der durch das offene Fenster drang, und das Knattern in der Leitung machte es schwierig, etwas zu hören. »Wie steht’s bei dir?«, fragte er.
»Gut. Ich warte nur auf dein Startzeichen.«
»Das hast du hiermit. Bei mir geht’s morgen Nacht los. Irgendwann am Tag danach müsste ich wieder zu Hause sein.«
Es war schwer zu sagen, ob der Laut, der durch die Leitung kam, ein Seufzer war oder nur wieder eine atmosphärische Störung.
»Ich bin froh, wenn ich die Sache hinter mir habe und heimfahren kann. Dann sehen wir uns in ein paar Tagen.«
Es klickte, als Swenson den Hörer auflegte.
Hobart konnte nur zu gut nachfühlen, wie es ihm ging. Auch in ihm wuchs die Anspannung mit jedem Tag. Die Vorbereitung einer Mission war immer nervenaufreibend. Man plante und plante, konnte aber überhaupt nichts tun.
Hobart lenkte den Range Rover durch den morgendlichen Stadtverkehr. Die Berge in der Ferne schienen in einem Nebel von Auspuffgasen zu treiben. Trotz der übel riechenden Luft holte er tief Atem. Adrenalin strömte durch seinen Körper, da er sich nun dem Punkt näherte, an dem es kein Zurück mehr gab. In den ereignislosen Jahren bei der Kirche hatte er fast vergessen, was das für ein Gefühl war. Beinahe ein bisschen wie sterben, stellte er sich vor.
Der Verkehr ließ nach, als er das Stadtzentrum hinter sich hatte; bald erreichte er die Vororte und schließlich die alte Bergstraße, auf der außer ihm niemand unterwegs war.
Die Fahrt war nicht viel bequemer als beim ersten Mal, aber es ging zumindest dreimal so schnell. Er achtete darauf, korrekt zu schalten, da auf einer solchen Piste sogar ein Range Rover Schaden nehmen konnte. Sorglosigkeit konnte er sich jetzt nicht leisten.
Ungefähr auf halber Strecke entdeckte er in einiger Entfernung eine Staubwolke, und bald sah er das Fahrzeug, das sie verursacht hatte. Genau pünktlich.
Der altersschwache Pritschenwagen der Raffinerie bremste ab und fuhr im Kriechtempo weiter, da es ziemlich steil bergab ging. Trotz der Entfernung konnte Hobart den konzentrierten Gesichtsausdruck des Fahrers sehen, der starr nach vorn schaute – fast etwas zu starr. Wahrscheinlich hatte man bereits zur Aufmunterung einige Gläschen getrunken.
Sein Verdacht bestätigte sich, als der Mann auf dem Beifahrersitz eine Flasche ohne Etikett an den Mund hob und einen kräftigen Schluck nahm. Im Abstand von dreißig Zentimetern fuhren sie aneinander vorbei. Der Fahrer behielt stur die Straße im Blick, doch sein Beifahrer musterte Hobart aus glasigen Augen, allerdings ohne jedes Misstrauen, sondern eher neugierig, da auf dieser Straße kaum je ein Auto unterwegs war. Auch bei seinen häufigen Fahrten, um die Raffinerie zu beobachten, hatte Hobart nie eines gesehen.
Es dauerte noch fast eine weitere halbe Stunde, bis er die Stelle erreichte, die er sich ausgesucht hatte. Er atmete tief durch und fuhr rückwärts die steile Böschung hinunter in den Dschungel. Dort blieb er einen Moment stehen, schaltete in den ersten Gang und trat das Gaspedal durch. Wie eine Rakete schoss der Rover die Anhöhe hinauf. Er würde also keinerlei Schwierigkeiten haben, später wieder auf die Straße zu kommen.
Zufrieden fuhr Hobart zurück in den Dschungel, stieg aus und kämpfte sich zu Fuß die Böschung hinauf. Von der Straße aus war der Range Rover völlig unsichtbar. Nur die geknickten Äste könnten ihn verraten. Fünfzehn Minuten schweißtreibender Arbeit brachten sie wieder in eine mehr oder weniger natürliche Position.
Er ging ein letztes Mal die Straße entlang und überzeugte sich, dass alles so aussah wie vor seiner Ankunft, dann schlüpfte er in die Sachen, die er schon bei seiner ersten Reise getragen hatte. Über die zerrissenen Jeans und das
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