Mark Beamon 01 - Der Auftrag
er vage. Wenn man Calahan zu viele Einzelheiten verriet, fing er bloß an, endlose und peinlich offensichtliche Ermittlungswege vorschlagen; das war allgemein bekannt.
»Haben Sie eigentlich überhaupt irgendwas getan außer herumzusitzen und in der Nase zu bohren, Frank?« Calahans Ton wurde eine Spur schärfer.
Sherman kam seinem Kollegen zu Hilfe. »Direktor Calahan, es gab bis gestern Abend wirklich nichts zu ermitteln. Mehr als Frank hätte niemand tun können.«
Calahan sah aus, als wolle er losbrüllen, schien es sich dann aber doch zu überlegen.
Richter ließ sich seinen Ärger nicht anmerken. »Sir, diese Sache wird gewaltige Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und sie fällt nicht nur in unseren Zuständigkeitsbereich, sondern auch in den der DEA und der lokalen Polizeibehörden. Ich schlage vor, dass wir deshalb eine gemeinsame Spezialeinheit bilden.«
Calahan überlegte einen Moment und spielte geistesabwesend mit dem Griff der Schreibtischschublade. »Und wen würden Sie als Leiter dieser Einheit vorschlagen?«
»Ich dachte an Dave Schupman – er ist ein verdammt guter Ermittler.«
Tom Sherman rutschte auf seinem Stuhl hin und her und unterdrückte ein Lachen. Es klang, als habe er sich räuspern wollen. »Sie sind anderer Meinung, Tom?«, fragte Calahan.
»Nun … ja, Sir.« Er hatte etwas Gewissensbisse wegen seiner mangelnden Selbstbeherrschung und wandte sich an Richter. »Schau, Frank, Dave ist ein hervorragender Ermittler, aber er wirkt wie ein verschrobener Computerfreak. Herrgott, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, trug er eine Schutzhülle in der Brusttasche, damit ihm die Kulis nicht das Hemd verschmieren.«
»Ich finde auch, dass Dave nicht der richtige Mann ist«, meldete Toleman sich zum ersten Mal zu Wort.
»Aber wir verstehen alle, warum Frank ihn vorgeschlagen hat«, fuhr Sherman fort. »Und ich glaube, wir wissen ebenfalls alle, wem wir die Leitung anvertrauen sollten.«
Richter schnaubte. »Gute Idee, Tom. Vielleicht kann er aus ein paar sterbenden Junkies die nötigen Informationen raus prügeln.«
»Diese Anschuldigung war Mist, Frank, und das weißt du auch«, erwiderte Sherman scharf.
Erneut mischte sich der Direktor ein. »Über wen reden wir?«
Sherman und Richter schauten sich nur schweigend an. Toleman beantwortete seine Frage. »Ich … ich denke, sie meinen Mark Beamon, Sir.«
Ein ungläubiger Ausdruck erschien auf Calahans Gesicht. Sherman seufzte im Stillen. Er hätte es ihm gern ein wenig behutsamer beigebracht.
»Ist das wahr, Tom? Wollen Sie das tatsächlich vorschlagen?«
Sherman nickte, doch ehe er etwas sagen konnte, kam Richter ihm zuvor.
»Sir, Beamon ist unberechenbar – er ist erst seit ein paar Wochen in El Paso und hat bereits seinen Chef in eine Schießerei reingezogen. Eine gottverdammte Schießerei! Ich kann für seine Handlungen keine Verantwortung übernehmen, wenn wir ihn zurückholen.«
»Ganz ruhig, Frank, ich bin mit Ihnen einer Meinung«, erklärte Calahan, dessen Abneigung gegenüber Mark Beamon kein Geheimnis war. »Aber ich bin ebenfalls der Ansicht, dass Dave eine schlechte Wahl ist. Wir brauchen jemanden, der besser mit der Presse umgehen kann. Machen Sie einen anderen Vorschlag, Tom. Beamon steht außer Frage.«
Sherman stand abrupt auf und wandte sich an die anderen Männer. »Könntet ihr uns für ein paar Minuten entschuldigen?«
Toleman wirkte erleichtert und eilte auf die Tür zu, ehe Calahan etwas einwenden konnte. Richter stand mit sichtlichem Missbehagen auf. Dass Sherman es verstand, ruhig und beharrlich seinen Willen durchzusetzen, war allgemein bekannt. Selbst Calahan war dagegen nicht gefeit.
Tom Sherman schloss hinter ihnen die Tür.
»Also, was ist so wichtig, Tom?«, fragte Calahan mit einer Spur Nervosität in der Stimme.
»Ich möchte noch einmal dringend empfehlen, dass wir Mark als Leiter dieser Ermittlung einsetzen.«
Calahan lächelte boshaft. »Sie haben wohl Sehnsucht nach Ihrem alten Kumpel? Mussten Sie zu viel Zeit mit Ihrer Frau verbringen?«
Sherman ignorierte die Beleidigung. Er wusste, dass Calahan letztlich nachgeben würde und nur hilflos versuchte, sich dagegen zu wehren.
»Ich habe Mark nach El Paso geschickt, damit er seine Karriere in Frieden beenden kann. Wenn ich ihm wirklich ein guter Freund wäre, würde ich ihn dort lassen.«
»Dann lassen Sie ihn dort. Es muss doch noch einen anderen geben, der für diesen Fall der Richtige ist. Finden Sie ihn.« Obwohl es ein Befehl war,
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