Mark Beamon 01 - Der Auftrag
vergifteten Drogen stammen – aber es ist noch zu früh, um zu sagen, ob das etwas bringt.« Sie blätterte auf die nächste Seite.
»Unsere Jungs von der Gerichtsmedizin haben bislang nicht herausgekriegt, welches Gift verwendet wurde, aber sie arbeiten rund um die Uhr daran. Sie haben einen der führenden Toxikologen hinzugezogen – aus Harvard oder so.« Laura warf den Ordner auf den Tisch, dass er bis zur anderen Kante rutschte.
»Was ist mit dem Umschlag? Gibt’s da irgendwas?«
»Nichts.«
»Also kann man durchaus sagen, wir stehen beschissen da«, sagte Beamon.
»Eine etwas unglückliche Wortwahl, aber darauf läuft es hinaus.«
»Irgendwelche Schätzungen über die Opfer?«
»Das letzte Mal bewegten sie sich auf eine vierstellige Zahl zu.«
Beamon verschränkte die Arme und starrte auf die Tafel. »Das wird ein verteufelt interessanter Fall. Es ist das einzige Verbrechen, das ich je erlebt habe, bei dem die Opfer nicht reden wollen. Wir werden bei den Drogenkonsumenten gegen eine Mauer rennen und nicht die geringsten Informationen bekommen.«
Beamon überlegte, doch ihm kam kein brillanter Geistesblitz, und er wusste aus Erfahrung, dass er es nicht erzwingen konnte. Sie würden vermutlich auf den nächsten Schritt des CDFS warten müssen, um dann vielleicht etwas Greifbares zu haben. Das hieß, falls es einen nächsten Schritt gab.
Das durchdringende Läuten des Telefons unterbrach seine Gedanken. Er schaute sich um und entdeckte den Apparat auf einem Schränkchen an der Wand. Langsam schlenderte er hinüber und hob ab. »Mark Beamon.«
»Mark! Hier ist Trace.«
Trace Fontain war der Leiter des kriminaltechnischen Labors des FBI, wo man das Blut der Opfer und das beschlagnahmte Rauschgift untersuchte, um das Gift zu isolieren. Beamon kannte ihn nicht besonders gut, aber sie waren sich in den letzten fünfzehn Jahren immer mal wieder begegnet.
»Was gibt’s an guten Neuigkeiten, Trace?« Beamon fand eine Fernbedienung und versuchte den Fernseher einzuschalten, der an der Wand über ihm hing.
»Leider gar keine, Mark. Sie haben die Wahl zwischen schlechten und noch schlechteren Neuigkeiten.«
»Herrgott, mir ist anscheinend gar keine Atempause vergönnt. Dann zuerst die schlechten Neuigkeiten.«
»Es ist uns bisher noch nicht gelungen herauszufinden, um welches Gift es sich handelt. Wir wissen, dass es lebenswichtige Organe angreift, aber es ist ein Gift, das wir nie zuvor gesehen haben.«
»Verfluchter Mist, Trace. Sie brauchen den Dreck doch nur unter ein Mikroskop zu legen, so ein Massenspektrometer oder wie das heißt, und den Rest erledigt der gottverdammte Computer für Sie.«
Laura schaute ihn mahnend an. Er hatte vergessen, wie sehr er diesen Blick hasste.
Sie hatte natürlich Recht. Trace hatte genug akademische Auszeichnungen, um sein Haus damit zu tapezieren. Das FBI konnte von Glück sagen, ihn zu haben.
»Entschuldigung, Trace. Es ist noch ziemlich früh, wissen Sie? Servieren Sie mir die ganz schlechten Neuigkeiten.«
»Das wird Ihnen wirklich nicht gefallen.«
»Ich verspreche, nicht den Boten zu töten.«
»Wir haben die Opfer befragt, die noch ansprechbar sind, sowie die Organe der Toten untersucht, und es gibt Anzeichen dafür, dass es bei diesem Gift, nun ja … so etwas wie eine verspätete Reaktion gibt.«
Beamon überlegte einen Moment. »Das heißt also, wenn ich heute etwas Koks schnupfe, könnte es sein, dass sich bis zum nächsten Tag keinerlei Symptome zeigen? So ungefähr?«
»Nein … es ist ein bisschen schlimmer. Je nachdem, wie viel man nimmt und abhängig von der jeweiligen körperlichen Konstitution ist die Zeitspanne unterschiedlich.«
»Kommen Sie zum Punkt, Trace.«
»Nun, im Durchschnitt dauert es wohl, na ja … so etwa anderthalb Wochen, bis die ersten Symptome auftreten. Der Tod erfolgt dann nach drei Tagen.«
Beamon schlug langsam seinen Kopf gegen die Wand. »Heute keine weiteren schlechten Neuigkeiten mehr, okay?«
»Alles in Ordnung, Mark?«, fragte Laura, als er den Hörer hinknallte.
»Wussten Sie, dass einige Gifte erst verzögert wirken?«
»Ist wohl logisch, denke ich. Ich habe nie richtig drüber nachgedacht.«
»Und was glauben Sie, wäre die längste Zeitspanne?«
»Keine Ahnung. Ein oder zwei Tage?« »Eine oder zwei Wochen kommt eher hin.« Sie schwieg einen Moment. »Ist das jetzt wieder einer Ihrer blöden Scherze?«
»Fühlst du dich noch gar nicht besser, Schatz?«
Erica zog Blake die graubraune Wolldecke über die
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