Mark Beamon 01 - Der Auftrag
ein Stück weiter nach rechts. Ein Mikrofongalgen schwenkte knapp an ihrem Kopf vorbei.
»Ich weiß, ich werde diese Frage bereuen, aber was signalisiert denn meine Krawatte?«
Sie zog den Schlips aus seinem Jackett und hielt ihn hoch wie eine tote Maus. »Treffen wir uns später in meiner Bude, ich hab auch reichlich Bier im Kühlschrank.«
»Ich habe ein Sechserpack mitgebracht. Es ist noch ein bisschen früh, aber ich dachte, wir könnten es vielleicht brauchen.« Robert Swenson schloss die Wohnungstür und ging zum Kühlschrank. Es war 9.58 Uhr, und Hobart schaute sich die Einführung zur Pressekonferenz des Präsidenten an. Das heutige Thema interessierte ihn brennend.
Swenson ließ sich neben ihn aufs Sofa fallen und stellte zwei ungeöffnete Bierflaschen auf den Tisch. Das Bild des Weißen Hauses verschwand, und es wurde in einen überfüllten Raum mit einem leeren Podium geschaltet. Ein unverständliches Gemurmel kam von den Reportern, die unruhig und erwartungsvoll auf ihren Plätzen saßen.
Einige Augenblicke später schritt Präsident Daniel Jameson zielstrebig auf das Podium, dicht gefolgt von zwei konservativ gekleideten Männern. Er kramte für einen Moment mit dem Ausdruck tiefer Besorgnis auf dem Gesicht in seinen Papieren.
»Scheiße«, zischte Hobart leise.
Swenson schaute ihn verwundert an. »Die haben doch noch gar nichts gesagt.«
»Siehst du diesen Wichser neben Calahan?«
»Klar.«
»Das ist Mark Beamon.«
»Beamon … Woher kenne ich diesen Namen?«
»Er ist das Arschloch, das dafür gesorgt hat, dass ich bei der DEA rausgeflogen bin«, erwiderte Hobart und öffnete sein Bier. Swenson wollte nach weiteren Einzelheiten fragen, doch in diesem Moment begann der Präsident zu reden.
»Wie Sie alle wissen, hat eine Gruppe namens ›Committee for a Drug-Free Society‹ in einigen großen Tageszeitungen Anzeigen veröffentlicht und damit gedroht, Drogenlieferungen in die USA zu vergiften. Es scheint, dass sie ihre Drohung wahr gemacht haben. Wie ich höre, sind nach derzeitigen Schätzungen annähernd eintausend Menschen gestorben oder erkrankt.« Er schwieg einen Moment, um seine Worte wirken zu lassen. Die Reporter hatten Mühe, sich zurückzuhalten.
»Ich habe das FBI angewiesen, die Ermittlungen zu übernehmen und zu seiner vordringlichsten Aufgabe zu machen. Selbstverständlich werden alle anderen Behörden das FBI umfassend unterstützen. Und damit möchte ich Bill Calahan und Mark Beamon vom FBI vorstellen.«
Jameson wollte sich vom Mikrofon abwenden. Aufgeregt begannen die Reporter, ihm Fragen zuzurufen.
»Fragen nehmen wir am Ende der Pressekonferenz entgegen«, sagte er. Damit wandte er sich wieder um und schüttelte den beiden Männern die Hände, die jetzt ans Pult traten.
Calahan sprach als Erster, während Beamon zwei Schritte hinter ihm stand.
»Auf Bitten des Präsidenten habe ich eine Sondereinheit gebildet, um dieses schwere Verbrechen aufzuklären, und meinen Leuten eingeschärft, dass der Fall oberste Priorität hat. Zum Leiter dieser Einheit habe ich Mark Beamon ernannt, den viele von Ihnen bereits kennen. Mark wird Ihnen jetzt erläutern, wie weit wir mit den Ermittlungen bereits gekommen sind. Mark?« Calahan trat neben den Präsidenten. Beamon ging nach vorn und stellte sich das Mikrofon ein, wobei er sich fragte, wie er das bisschen, was er sagen konnte, so weit strecken sollte, dass es wie eine halbwegs vernünftige Rede klang. Nichts hasste er mehr als im Fernsehen zu erscheinen und zu verkünden, er habe absolut keine Ahnung, was vor sich gehe, tue aber sein Bestes, um es rauszufinden.
»Das FBI ermittelt bereits, seit die Anzeigen erschienen sind. Wir haben eine Reihe von Spuren, die wir mit Nachdruck verfolgen, obwohl wir bislang noch keine Verdächtigen haben.«
Herrgott, klang das lahm.
»Es ist uns zwar noch nicht gelungen, das verwendete Gift zu identifizieren, dafür konnten wir jedoch mehr über seine Wirkungsweise herausfinden. Ich denke, Sie von der Presse haben die Symptome bereits ziemlich anschaulich beschrieben.« Es lag ein Anflug von Sarkasmus in seiner Stimme. Die Journalisten schienen sich in einem erbitterten Wettstreit zu befinden, welcher Sender oder welche Zeitung mit den drastischsten Beschreibungen aufwarten konnte.
»Was wir allerdings erst heute Morgen herausgefunden haben, betrifft die … Reaktionszeit.« Er hielt inne und wusste, dass seine nächsten Worte eine Panik unter den Drogenkonsumenten verursachen würde. Es war
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