Mark Beamon 01 - Der Auftrag
»Ist er gut?«
»Schon. Aber nicht so gut, wie er es sich einbildet. Er hat auch nicht viel Unterstützung in der Chefetage. Wenn man mal einen offiziellen Verweis kassiert hat, weil man einen Informanten verprügelt hat, hängt einem so was ewig an.«
Hobart stand grinsend auf und ging zu einem Schachbrett mit merkwürdig angeordneten Figuren. Vom Fernseher nahm er einen schwarzen König und stellte ihn feierlich dazu.
»Das wollte ich dich sowieso schon fragen, John«, sagte Swenson. »Ich glaube, das ist nicht ganz richtig aufgebaut.«
»Es ist genau richtig.« Hobart deutete auf die rechte Seite, wo in der ersten Reihe ein weißer König mit seiner Dame stand. Acht weiße Bauern waren über das Brett verteilt, ansonsten gab es keine weiteren weißen Figuren. »Wir sind die Weißen. Für uns beide stehen der König und die Dame. Die acht Bauern stellen unsere Männer im Feld dar.«
Er blickte auf die linke Seite des Bretts, wo zwei komplette Reihen von Bauern standen, eine blau, die andere schwarz, dazu jeweils ein König und eine Dame. »Die schwarzen Figuren repräsentieren das FBI. Beamon ist der König. Tom Sherman, der stellvertretende Direktor und Beamons stärkster Verbündeter, ist die Dame.«
»Und die blauen?«
Hobart runzelte die Stirn. Die Antwort war doch offensichtlich. Vielleicht war sein Partner doch nicht so helle, wie er gedacht hatte. »Das Drogenkartell. Ich weiß noch nicht, für wen der König und die Dame stehen, aber ich schätze, dass es Luis Colombar und sein Berater sein werden – Alejandro sowieso. Colombar ist derzeit der mächtigste Mann in Kolumbien – und ich habe eine Lieferung aus seiner Raffinerie vergiftet. Aber natürlich können sich in diesem Gewerbe die Verhältnisse rasch ändern.«
17. Kapitel
In der N ä he von Bogot á , Kolumbien 12. Februar
Der volle Klang der Türglocke hallte durch die große Eingangshalle seines Hauses. Luis Colombar ging rasch zur Tür und öffnete.
»Roberto! Wie geht es dir?«, grüßte er und schüttelte dem schwergewichtigen Mann herzlich die Hand. Roberto Ortega streifte sorgfältig die Schuhe auf der Matte ab und trat ein. Keiner ließ sich seinen Hass auf den anderen anmerken. Colombar musterte den Schweißfleck auf Ortegas weißem Baumwollhemd, wo er sonst stets ein Schulterhalfter trug. Es war das erste Mal, dass er ihn unbewaffnet sah.
Es war ein schwieriges Unterfangen gewesen, die mächtigsten Drogenbarone Kolumbiens zusammenzurufen. Einerseits waren sie alle Geschäftsleute, und man sollte eigentlich annehmen dürfen, dass sie keine Schießerei in seinem Wohnzimmer anfingen. Andererseits herrschte zwischen vielen seiner Gäste schon lange böses Blut. Am Ende hatte er persönlich für jedermanns Sicherheit garantiert und höflich darauf bestanden, dass keine Schusswaffen mitgebracht wurden. Einige hatten sich dagegen gesträubt, waren aber im Grunde erleichtert gewesen. Colombar war ein Killer, Drogenhändler und Dieb, aber er war ein Mann, der sein Wort hielt.
»Du bist der letzte Gast, Roberto«, sagte Colombar und schaute in den Garten, ehe er langsam die Tür schloss. Die einhundert Meter zwischen seinem Haus und der prachtvollen weißen Stuckmauer, die sein Grundstück begrenzte, waren dicht bepflanzt mit einheimischen Sträuchern und Bäumen. In ihrem Schutz versteckten sich nicht weniger als zwanzig bewaffnete Männer, die zwischen den üppig blühenden Pflanzen in ihren dunklen Anzügen etwas befremdlich wirkten.
Colombar folgte Ortega durch die große Eingangshalle, in die durch eine endlose Reihe Oberlichter das Tageslicht drang.
Colombar hatte den besten Architekten Kolumbiens angeheuert, um sein Haus zu entwerfen, und einen Innenarchitekten aus New York einfliegen lassen, der es eingerichtet hatte. Es war voll gestopft mit Kunstwerken, doch für jeden, der ihn kannte, war es offensichtlich, dass es überhaupt nicht zu ihm passte. Er hatte gehofft, etwas von der Eleganz und Klasse würde auf ihn abfärben, aber stattdessen betonte es nur, dass er ein strohdummer, ungehobelter Emporkömmling war.
Die Halle ging über in einen offenen Raum mit einem hohen Glasdach, das von kanadischen Holzstämmen gestützt wurde. Jeder Pfeiler war mit einem großen antiken Gobelin geschmückt.
Nicht weniger als fünfzehn Männer standen in kleinen Gruppen zusammen, saßen auf geschickt platzierten Ledersofas oder drängten sich um verschiedene Tische, auf denen Appetithäppchen angerichtet waren. Gelegentlich ertönte aus
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