Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Griffweite seiner rechten Hand.
»Sir!«
»Lieutenant!«
»Sind Sie allein?«
»Ja.«
»Ich habe auf Sie gewartet.«
»Ich kam sofort, als ich‘s erfuhr.«
»Viel länger hätte es nicht dauern dürfen, Sir.« Lieutenant Ibakas Stimme klang schleppend; das Sprechen schien ihn Überwindung zu kosten und an seinen Kräften zu zehren.
»Ich habe mit Ihnen zu reden.«
»Dazu werden Sie ausreichend Gelegenheit haben, sobald der Arzt nach Ihrer Wunde gesehen hat, Lieutenant. Mit Ihrer Einwilligung werde ich ihn jetzt hereinrufen.«
»Keinen Arzt, Sir!«
»Aber Sie sind verwundet.«
»Mehr als dies, Sir. Mir kann kein Arzt mehr helfen. Warum also kostbare Zeit vergeuden?«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Ganz einfach, Sir. Das wird ein dauerhafter Abschied. Ich bin, um es mal unmißverständlich auszudrücken, so gut wie tot.«
Ich muß wohl einen Schritt auf Lieutenant Ibaka zu gemacht haben, denn der Rhythmus des Trommelschlages wurde auf einmal anders. Lieutenant Ibakas rechte Hand hielt mir die schwere Laser-Pistole entgegen, mit der Mündung voraus.
»Bleiben Sie, wo Sie sind, Sir!«
»Lieutenant, das können Sie sich mir gegenüber nicht herausnehmen! Sofort legen Sie die Waffe fort!«
»Zuerst müssen Sie mir Ihr Wort geben, Sir.«
»Mein Wort – wozu?«
»Daß Sie mich in Ruhe anhören. Sobald ich tot bin, können Sie noch immer den Arzt kommen lassen. Einstweilen will ich ihn hier nicht haben, weder den Arzt noch sonst wen! Alles das lenkt nur ab. Ich brauche lediglich Ihre Aufmerksamkeit, Sir.«
»Also gut, Lieutenant. Sie haben mein Wort.«
»Danke, Sir. Ich wußte doch, daß auf Sie Verlaß ist.« Lieutenant Ibaka legte die Pistole hin. Seine rechte Hand kehrte auf das Kalbsfell zurück.
Ich verlor jegliches Zeitgefühl, während er, mit zurückgeworfenem Oberkörper und schweißnassem Gesicht, die Trommel weiterdröhnen ließ. Ein letztes Mal steigerte sich ihre Klage zu jenem mir unvergeßlichen beschwörenden Aufschrei. Dann schob Lieutenant Ibaka das Schlagzeug plötzlich von sich.
»Das was ich Ihnen jetzt vorschlage, Sir«, sagte er, »wird Ihr Herz rebellieren lassen. Aber Ihr Verstand wird mir recht geben müssen.«
Nun, da die Trommel verstummt war, wirkte der gewaltige Schatten gespenstischer als je zuvor. Lieutenant Ibaka selbst war kaum zu sehen.
»Lieutenant«, sagte ich, »wollen wir unsere Unterhaltung nicht an einem anderen Ort fortsetzen?«
»Gern, Sir«, erwiderte Lieutenant Ibaka, »wenn Sie in einer der Taschen Ihres Anzugs ein neues Leben für mich mitgebracht haben.«
Jahrzehnte sind seitdem vergangen; die ärztliche Wissenschaft hat Fortschritte gemacht, die manchmal sogar an das Wunderbare grenzen. Damals jedoch war eine auf Laser-Verbrennungen beruhende Verletzung der inneren Organe fast immer tödlich; Experimente mit synthetischen Organen waren in neunundneunzig von hundert Fällen ergebnislos geblieben. Dies war eine unumstößliche Tatsache, mit der es sich abzufinden galt.
»Also gut«, sagte ich schließlich – hoffend, es möge mir gelingen, meine Stimme zu beherrschen –, »ich höre, Lieutenant.«
Lieutenant Ibaka zwang seine Lippen zu einem Lächeln. »Leider, Sir«, bemerkte er, »ist es mir nicht möglich, das, worum ich Sie bitten werde, selbst auszuführen. Sonst wäre ich bestimmt nicht mehr hier« – seine linke Hand beschrieb einen kraftlosen Halbkreis – »in diesem stinkenden Loch.«
Seine Energie war auf einmal verbraucht. Er krümmte sich, preßte beide Arme gegen den Leib und wiegte sich stöhnend vor und zurück.
»Nehmen Sie Vernunft an, Lieutenant!« sagte ich. »Der Arzt wird nichts unternehmen, was gegen Ihren Willen wäre. Ich bleibe hier und passe auf.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht mehr viel Zeit, Sir! Wir wollen endlich zur Sache kommen.« Er winkte mich zu sich heran. Als er weitersprach, war es nur noch in Form eines heiseren Flüsterns. »Denken Sie an die Najade, Sir!«
Ich fand in der Dunkelheit einen Stuhl, zog ihn heran und setzte mich.
»Was soll mit ihr sein, Lieutenant? Wenn Sie wollen, daß ich Sie verstehe, dann, bitte, sprechen Sie nicht in Rätseln.«
Er beugte sich vor, und sein Atem streifte mein Gesicht. »Sir, es gibt einen Weg, einen sicheren Weg –«
»Wovon reden Sie?«
»Es ist alles so einfach –«
»Lieutenant, sagen Sie mir, worauf Sie eigentlich hinauswollen!«
Er streckte die Hand nach mir aus, aber statt sich an mir festzuhalten, fiel er plötzlich vom Stuhl.
Schwere
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