Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Offizier und machte mich gleichzeitig auf eine Ambulanz aufmerksam, die ich noch nicht entdeckt hatte, »ist längst zur Stelle. Aber dieser wildgewordene Lieutenant weigert sich, ihn an sich heranzulassen.«
    Wenn es zutraf, daß Lieutenant Ibaka verwundet war, hatte ich keine Zeit zu verlieren. Dennoch mußte ich zunächst einmal in Erfahrung bringen, was sich überhaupt zugetragen hatte.
    »Wissen Sie bereits, was ihn in diesen Zustand versetzt hat?«
    »Keine Ahnung, Sir.« Der Offizier zuckte mit den Schultern. »Es heißt, er soll die ganzen Tage apathisch auf seiner Pritsche verbracht haben. Auf einmal ging er dann einen seiner Bewacher an, nahm ihm die Waffe ab und erzwang sich gewissermaßen seine vorzeitige Entlassung. Eine Stunde später wäre er ohnehin draußen gewesen. Der Kurier mit seiner Begnadigung war bereits auf dem Weg.«
    »Und diese Begnadigung«, fragte ich, »gilt auch weiterhin?«
    »Bisher«, sagte der Offizier mißbilligend, »wurde sie jedenfalls nicht widerrufen. Sobald der Lieutenant zur Vernunft kommt, kann er gehen, wohin es ihm beliebt.«
    »Wieso steckt er überhaupt in diesem Kellerlokal?«
    »Er soll sich da hineingeflüchtet haben, als er nicht mehr weiterkonnte. Es muß ihn ziemlich arg erwischt haben, Sir. Ein Wunder, daß er überhaupt so weit laufen konnte.«
    Der Schlag der Trommel war plötzlich lauter und beschwörender geworden: wortloser Aufschrei, den nur ich allein verstand.
    »Haben Sie versucht, ihn da rauszuholen?«
    »Ja, Sir. Aber es ist nur möglich, wenn ich das Lokal stürmen lasse. Ibaka oder wie immer er heißt läßt keinen die Treppe hinab. Er hat aber wiederholt nach Ihnen verlangt, Sir.«
    »Und warum erfahre ich das erst so spät?«
    »Sie waren unauffindbar, Sir. Wir haben, um Sie zu finden, halb Berlin auf den Kopf gestellt.«
    Ich hatte kein Recht, ihm Vorwürfe zu machen. Immerhin hatte er vor dem Hotel geduldig auf mich gewartet, während ich meinen Weltschmerz genährt hatte.
    Lieutenant Ibaka mußte ernsthafter verwundet sein, als der Offizier der Militärpolizei vermutete. Ich spürte, daß es kein Zufall war, daß er sich für den Gesang des sterbenden Kriegers entschieden hatte, falls in diesem Fall überhaupt noch von einer freien Entscheidung die Rede sein konnte. Eher vollzog sich für Lieutenant Ibaka soetwas wie eine Heimkehr zu seinen Ahnen. Afrika erhob zum letztenmal gebieterisch seine Stimme – jenes unzerstörbare Afrika, das die Zivilisation seiner Einwohner mit einer für mich kaum faßbaren Leidenschaftlichkeit erfüllte. Antoine Ibaka, Lieutenant (VEGA) – Nachfahre jenes bereits zur Legende gewordenen Kongo Häuptlings gleichen Namens, den man den fliegenden Krieger genannt hatte.
    »Darf ich einen Ihrer Lautsprecher benützen?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Der Offizier winkte einen der Mannschaftstransporter herbei. Jemand reichte mir ein Mikrofon.
    »Sie können sprechen, Sir. Vielleicht läßt er sich ja von Ihnen überzeugen. Wir haben alle unsere Argumente aufgebraucht.«
    Ich hatte keinerlei Argumente vorzubringen. Alles, was ich diesem dröhnenden Trommelschlag entgegenzuhalten vermochte, war eine simple Ankündigung: »Lieutenant Ibaka, hier spricht Commander Brandis. Ich komme jetzt zu Ihnen runter.«
    Ich war darauf gefaßt, ein brechend volles Lokal vorzufinden. Niemand hatte mich wissen lassen, daß Lieutenant Ibaka die Barbesucher einschließlich der Kellner und Musiker schon längst hinausgescheucht hatte. Er war in dem Kellerlokal völlig allein.
    Die sparsame Kerzenbeleuchtung sollte die Atmosphäre der Existentialistenlokale aus den vierziger und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts imitieren. Lieutenant Ibaka saß einsam auf dem Podest hinter dem Schlagzeug, und sein unruhiger Schatten war riesengroß. Es war eine genau kalkulierte Wirkung: nicht der Mann am Schlagzeug, sondern sein zu dämonischen Dimensionen gesteigerter Schatten beherrschte den Raum.
    Der Trommelschlag verstummte nicht einmal für eine einzige Sekunde. Ibakas Hände fuhren fort, das Fell zu bearbeiten. Lediglich sein mir zugewandter Blick verriet, daß er mein Eintreten zur Kenntnis genommen hatte. Ich blieb stehen; meine Augen brauchten etwas Zeit, um sich an das flackernde Licht der Kerzen zu gewöhnen.
    Das erste, was ich – sah man von Lieutenant Ibakas Schatten ab – mit einiger Klarheit wahrnahm, war die Laser-Pistole, die er in seinen Besitz gebracht hatte. Sie lag auf einem leeren Stuhl gleich neben ihm, in

Weitere Kostenlose Bücher