Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)
schon mehr, als ich verantworten kann.«
»Danke, Sir«, sagte ich.
Commander Harris hatte sich bereits abgewandt.
»Lieutenant Ibaka, sind Sie bereit, die Schleuse zu schließen?«
»Jawohl, Sir.«
»Warten Sie noch meinen Befehl ab!«
»Aye, aye, Sir.«
Drei Sekunden vergingen, vier Sekunden, fünf Sekunden. Meine Augen suchten verzweifelt den Golfplatz ab. Ich konnte es nicht fassen, daß Ruth nicht gekommen war. Was hatte sie aufgehalten?
»Noch drei Sekunden, Captain«, sagte Commander Harris.
Noch bevor er das ausgesprochen hatte, begannen sich die Büsche, die den Golfplatz säumten, zu bewegen, und gleich darauf brachen aus ihnen, silbrig glänzend, die ersten Laser–Batterien hervor.
»Sir!« sagte ich.
Commander Harris‘ beherrschte Stimme übertönte meinen Ausruf.
»Lieutenant Ibaka – Schleuse schließen!«
»Aye, aye, Sir!«
»Captain Brandis – Alarmstart!«
»Aye, aye, Sir!«
Ich ließ mich in meinen Sitz fallen, drückte den Alarmknopf und zündete das Triebwerk. Delta VII, im Kampf mit der Schwerkraft, begann unruhig zu rütteln und zu stoßen. Drüben bei den Laser–Batterien blitzte es plötzlich auf, und Hagelkörner schienen auf einmal gegen den Schiffsrumpf zu schlagen. Das Feuer der Laser–Batterien lag zu tief und traf lediglich die unverwundbaren Partien von Delta VII. Ich brachte das Triebwerk auf Leistung.
Und da, im Moment des Abhebens, für ein Hundertstel einer Sekunde, bevor es mich in meinen Sitz zurückwarf, sah ich Ruth.
Kapitel 20
Die folgenden Tage waren für mich von einer sonderbaren Leere geprägt. Unzählige Male redete ich mir ein, daß Ruth nicht mehr zu helfen gewesen war und daß weder den Commander noch mich eine Schuld traf, aber ihr Bild – diese kaum wahrnehmbare Momentaufnahme – hatte sich mir eingeprägt, und die Erinnerung daran ließ mich meines Lebens nicht mehr froh werden. Früher hatte ich dann und wann ein Glas Whisky getrunken, zur Entspannung, zu Geselligkeit, nun jedoch trank ich mehr, als mir guttat. Ich schüttete gläserweise Alkohol in mich hinein, ohne daß dieser jedoch die einzige mildtätige Wirkung tat, die ich von ihm erhoffte: mir Vergessen zu schenken.
Von dem Zwischenfall auf dem Golfplatz abgesehen, hatten wir mit Delta VII eine Flucht wie im Bilderbuch hinter uns gebracht, unbehelligt von der Raumpatrouille, die wir mit unserer weit überlegenen Geschwindigkeit geschickt ausmanövriert und dann für immer hinter uns gelassen hatten.
Auf der Venus waren wir zunächst verhört, dann jedoch ohne weitere Formalitäten aufgenommen worden. Die VEGA–Vertretung übernahm bis auf weiteres die Kosten unserer Unterbringung im Hotel.
Drei Tage nach unserer Ankunft wurden wir erneut zu einer Unterhaltung mit einigen Beamten des Sicherheitsdienstes gebeten, doch es war weniger ein Verhör als ein in freundschaftlichem Ton geführtes Gespräch, bei dem es im wesentlichen darum ging, alle unsere Erfahrungen mit dem System der Reinigenden Flamme kundzutun. Auch Kleinigkeiten, die uns selbst vielleicht unwichtig erschienen, seien, im Zusammenhang mit anderen Erfahrungen gesehen, unter Umständen von Bedeutung, sagten die Beamten des Sicherheitsdienstes. Ich war während dieser Unterredung ziemlich betrunken, ohne daß es mir anzumerken war.
Die meiste Zeit verbrachte ich in irgendwelchen Bars; im Hotelzimmer war ich zu sehr mit meinen Gedanken allein. Ibaka und Stroganow versuchten mich aufzuheitern, doch ihr glückliches Familienleben ließ mich meinen Verlust nur noch schmerzlicher empfinden, und darum wich ich ihnen nach Möglichkeit aus. Dann und wann fuhr ich hinaus zur VEGA–Vertretung – in der Hoffnung, wieder eine sinnvolle Tätigkeit zu finden, aber vorerst gab es nichts für mich zu tun. Ein Angebot, als Pilot zur Strategischen Raumflotte zu gehen, lehnte ich ab. Ich hatte die Diktatur des Generals nicht hinter mir gelassen, um nun doch noch Soldat zu werden.
Wäre der Gedanke an Ruth nicht gewesen, so hätte ich sicherlich die Erinnerung an die Tage, die ich in Metropolis verbracht hatte, rasch verdrängt. Das Leben auf der Venus ging seinen gewohnten Gang – und über die Vorgänge auf der Erde erfuhr man lediglich in den Nachrichten. Die anfängliche Aufregung hatte sich gelegt, und von der erhöhten Alarmbereitschaft der Strategischen Raumflotte, die unverändert weiterbestand, bekam man in den Towns kaum etwas zu spüren.
Das Erstaunliche war, daß ich jegliches Interesse an den politischen Ereignissen
Weitere Kostenlose Bücher