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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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im Zusammenhang mit Harris‘ absurder Verhaftung auf Empörung und Entrüstung zu stoßen, auf die spontane Bereitschaft eines rechtschaffenen Menschen, etwas in dieser Angelegenheit zu unternehmen.
    Ich fühlte mich enttäuscht und im Stich gelassen. »Sir«, sagte ich beschwörend, »die gegen Harris erhobene Anklage lautet auf Sabotage! Das ist das Abwegigste, was ich je gehört habe. Niemand weiß besser als Sie, daß Harris die Ehrlichkeit in Person ist!«
    Villiers hob abwehrend seine schlanken, weißen Gelehrtenhände. »Weiß ich wirklich alles über Harris, Commander? Ich bin nur ein Mensch, beladen mit Vorurteilen und Leidenschaften, und mein Urteil ist und bleibt das eines Menschen. Deshalb habe ich mein Amt an SALOMON 76 übergeben! Soll ich es nun zurückfordern – nur weil einer meiner Freunde aufgrund eigener Verfehlungen zwischen die Mahlsteine von Recht und Gerechtigkeit geriet? Selbst wenn ich dies wollte – es wäre unmöglich. Es wäre gegen das Gesetz.«
    Wieder tauchte die fatale Erinnerung in mir auf: Captain Romen als Bittsteller – und ich, nicht anders als Villiers jetzt, das personifizierte NEIN. Damals war ich felsenfest von der Richtigkeit meiner Argumente überzeugt gewesen – und wenn ich‘s mir recht überlegte, dann gab es davon auch zu dieser Stunde nichts zurückzunehmen. Der Fall John Harris lag anders.
    »Sir«, sagte ich, »ich bitte Sie ja nicht darum, die Anklage unter den Tisch zu fegen. Ich weiß, daß dies nicht in Ihrer Macht steht. Aber SALOMON 76 müßte dazu veranlaßt werden, sie noch einmal zu überprüfen.«
    Villiers schüttelte langsam den Kopf. »Das ist überflüssig, Commander. SALOMON 76 ist unbestechlich. Er hat sich noch nie geirrt. Wenn er sich dazu aufrafft, einen Haftbefehl auszustellen, dann kann man sicher sein, daß am Ende des Verfahrens die Verurteilung stehen wird.«
    »Immerhin«, sagte ich aufgebracht, »gibt es zum Glück für den Angeklagten auch noch die Verteidigung!«
    Villiers hob die Brille an und rieb sich die Augen. »Es hat sich gezeigt, Commander, daß die Verteidigung eine reine Formsache ist. Sie vermag mildernde Umstände ins Spiel zu bringen – aber aufgrund der Tatsache, daß SALOMON 76 nur den vor Gericht stellt, der bereits hundertprozentig überführt ist, vermag sie keinen Freispruch zu erzielen.«
    »Demnach ist John Harris‘ Schicksal bereits besiegelt, Exzellenz?«
    »Ja«, bestätigte Henri Villiers. »Der einzige unsichere Faktor ist die Höhe des Strafmaßes. Darüber entscheidet SALOMON 76 in einem getrennten Arbeitsgang: Grün gegen Rot.«
    Einen Atemzug lang wußte ich nicht weiter.
    Hatte ich wirklich gehofft, in Villiers einen Verbündeten zu finden?
    Immerhin war SALOMON 76 sein Werk. Andererseits war mir der ehemalige Minister als lautere Persönlichkeit bekannt, als ein Mensch, dem die Gerechtigkeit über alles ging.
    Ich nahm einen neuen Anlauf.
    »Kein Mensch, Sir, ist unfehlbar. Das stimmt. Aber ich, der ich tagtäglich mein Leben einer komplizierten Technik anvertraue, kann Ihnen sagen: auch die perfekteste Maschine ist nicht unfehlbar. Auch sie ist imstande, Fehler zu begehen.«
    Villiers blickte traurig. »Ihr Eifer ehrt Sie, Commander, und als Mensch bewundere ich Ihre Haltung. Treue ist ein seltenes Element auf dieser Erde. Dennoch vermögen Sie mich nicht zu überzeugen. SALOMON 76 ist aufgebaut auf dem Prinzip permanenter Selbstkontrolle. Er kann sich nicht irren – verstehen Sie? Was Ihnen als Irrtum erscheint, ist jener Umstand, den ich als Unbestechlichkeit bezeichne. Er erhebt Anklage auch dort, wo ein Mensch aus dem einen oder anderen Grund großzügig beide Augen zugedrückt hätte. Aber gerade das ist es, was mit ihm bezweckt wurde. Er kennt keinerlei Emotionen.«
    »Im Fall Harris hat er sich geirrt!« beharrte ich auf meinem Standpunkt. »Und das muß ihm klargemacht werden. Warum rufen Sie nicht Professor Kalaschnikow an, den Konstrukteur? Vielleicht findet er heraus, wie es zu diesem Irrtum gekommen ist.«
    »Unmöglich, Commander! Auch der Professor vermag nicht einzugreifen. Kein Mensch darf mehr Hand anlegen an SALOMON 76! Nur der Verzicht auf jede Manipulation gewährleistet sein einwandfreies Funktionieren. Im übrigen ist SALOMON 76 gegen jeglichen Eingriff automatisch abgesichert.«
    Villiers stand auf und reichte mir verabschiedend die Hand.
    »Es tut mir leid, Commander. Es tut mir aufrichtig leid. In jeder anderen Angelegenheit wäre ich Ihnen von Herzen gern behilflich

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