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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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stießen ihn in den Fahrstuhl. Die Blauuniformierten folgten. Auch der junge Polizist, der mich aufgehalten hatte, schloß sich ihnen an.
    Er drehte sich noch einmal nach mir um: »Was soll die Geheimniskrämerei?« sagte er. »In ein paar Stunden wird es ja doch bekannt gegeben. Ihr sauberer Direktor Harris ist als Saboteur entlarvt. Falls Sie‘s noch nicht wissen, Commander: Er hat auch Ihren Unfall mit der Ares I auf dem Gewissen. Aber nun hat ihm SALOMON 76 das Handwerk gelegt – jetzt bekommt er, was solchen Leuten zusteht.«
    Die gläserne Tür des Fahrstuhles rastete ein. Der Fahrkorb setzte sich abwärts in Bewegung.
    Eine Weile lang wußte ich nicht, was ich von dem, was ich soeben erlebt hatte, halten sollte. Es widersprach jeder Logik, jeder Vernunft.
    Ich war wie betäubt. Ein Keulenschlag auf den Kopf hätte mich schwerlich mehr durcheinanderbringen können. SALOMON 76 mußte sich geirrt haben. Die Anklage, die da gegen John Harris erhoben wurde, war mehr als unmotiviert: sie war grotesk.
    Aber SALOMON 76 – daran war nicht zu zweifeln – war unfehlbar.
    Wirklich unfehlbar?
    In diesem einen Fall mußte er sich getäuscht haben.
    Ich raffte mich auf und ging zum nächsten Telefon. Die Zentrale verband mich mit der Ares I. Lieutenant Mercier meldete sich. Ich ließ das Gespräch durchstellen zur Brücke.
    Captain Romens korrekt-kühle Stimme ließ sich vernehmen: »Sir?«
    »Benachrichtigen Sie den Tower, Captain! Der Start ist auf ungewisse Zeit verschoben.«
    »Aye, aye, Sir. Der Tower wird nach einer Begründung fragen.«
    »Erfinden Sie eine! Behaupten Sie, Sie müßten alles noch einmal durchchecken!«
    »Aye, aye, Sir. Darf ich wenigstens erfahren, was der wahre Grund ist?«
    »Später!« sagte ich. »Ich habe jetzt anderes zu tun.«
    Ich schaltete ab, wählte erneut und verlangte die Bereitschaft.
    Dort bestellte ich einen Wagen. Es war eine spontane Eingebung, zu Henri Villiers, dem ehemaligen Justiz- und Polizeiminister zu fahren, aber sie war nicht unmotiviert. Villiers war der geistige Vater von SALOMON 76 und auch nach seinem Rücktritt vom Amt immer noch ein Mann mit weitreichenden Verbindungen und großem Einfluß. Wenn jemand für John Harris intervenieren konnte, dann nur er.
    Ich rief bei ihm an und bat um eine Audienz. Er war sofort bereit, mich zu empfangen.
    Erst als ich im Wagen saß und dem Fahrer die Adresse nannte, ging mir auf, daß ich im Begriff stand, eben das zu tun, was ich Captain Romen strikt und unerschütterlich verweigert hatte. Ich suchte nach einer Hintertür, nach einer Masche im Gesetz – und dies nur deshalb, weil ich mich John Harris freundschaftlich verbunden fühlte und mich aus diesem Grund mit der gegen ihn erhobenen Anklage nicht abfinden wollte.
    Und doch gab es da einen feinen Unterschied.
    Captain Romens Freund hatte bekommen, was ihm auf Grund seiner Verfehlung zustand, und Gleiches galt für Doktor Perry. SALOMON 76 hatte ihn hieb- und stichfest überführt.
    Einen Mann wie John Harris der Sabotage zu bezichtigen – dies stand auf einem anderen Blatt; dies verstieß gegen jeden gesunden Menschenverstand. SALOMON 76 mußte einer Täuschung zum Opfer gefallen sein. Er hatte voreilig eine Polizeimaßnahme ausgelöst, die der sofortigen Überprüfung bedurfte.
    Henri Villiers bewohnte einen geräumigen Bungalow in den Grünanlagen an der Südmole. Nur wenige Schritte davon entfernt brandete und schäumte der Atlantische Ozean.
    Villiers öffnete selbst, drückte mir die Hand und bat mich in den Salon. Erst nachdem ich in dem mir angebotenen Sessel Platz genommen hatte, bat er mich, ihm den Grund meines Besuches zu nennen.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Exzellenz«, begann ich. »Nicht für mich. Es geht um einen Menschen, für den Sie nicht weniger Sympathie und Freundschaft hegen als ich. John Harris ist vor einer halben Stunde verhaftet worden.«
    Villiers‘ kluge Augen hinter der altmodischen, goldgeränderten Brille hatten bislang freundlich und aufmunternd geblickt.
    Nun veränderte sich ihr Ausdruck. Vorsicht und Wachsamkeit sahen mich an.
    »So«, sagte Villiers. »Harris ist verhaftet. Nun, offen gesagt, das überrascht und bestürzt mich. Aber da es nun einmal geschehen ist, wird es ja wohl seine Richtigkeit haben. Jeder Mensch ist fehlbar. Warum sollte ausgerechnet Jolin Harris eine Ausnahme machen?«
    Ich weiß nicht, welche Art von Antwort ich erwartet hatte; auf jeden Fall war es nicht diese. Eher schon hatte ich damit gerechnet, bei Villiers

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