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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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anderes als zum System gewordener Wahnsinn? Zum System geworden, weil der normale Mensch nicht über die Phantasie verfügte, die dazu gehört hätte, das krebsartige Wachstum solcher Entwicklungen vorauszusehen.
    Mit meinem Instinkt mochte ich begriffen haben, daß mit SALOMON 76 etwas nicht stimmte – doch noch weigerte sich mein Verstand, diesen fürchterlichen Gedanken konsequent zu Ende zu denken.
    Dagegen rebellierte mein gutes Gewissen. Ich hatte mir nie etwas zuschulden kommen lassen, mich nie gegen das Gesetz gestellt. Warum also sollte ich in Gefahr sein?
    »Mir scheint«, gab ich darum zur Antwort, »wenn Sie wollen, daß ich Ihnen Glauben schenken soll, dann müssen Sie sich schon klarer ausdrücken. Wer sind Sie, weshalb warnen Sie mich – und welcher Art ist die Gefahr, die mir droht?«
    Der anonyme Anrufer ließ sich nicht beeindrucken. »Wer ich bin, Sir, ist unwichtig. Es mag Ihnen als Antwort genügen, daß ich mich in einer Position befinde, die mir einigen Überblick verschafft. Und weshalb ich Sie warne? Sie haben mir einmal einen großen Dienst erwiesen, und ich zähle nicht zu den Leuten, die so etwas vergessen. Und die Gefahr liegt auf der Hand. SALOMON 76 hat einen Haftbefehl gegen Sie erlassen.«
    Ich erstarrte. »Gegen mich. Aber warum?«
    »Wissen Sie es nicht, Sir?«
    Es war diese kurze Frage, die mir vollends die Augen öffnete. Der Unbekannte warnte mich, weil er der Ansicht war, mir diesen Dienst erweisen zu müssen – dennoch zweifelte er nicht an der Rechtmäßigkeit des Haftbefehls. In seinen Augen war ich schuldig, wie immer die gegen mich erhobene Anklage auch lauten mochte.
    »Nein«, sagte ich, »nein, ich weiß es nicht.«
    Der Unsichtbare schien sich zu amüsieren. »Sir«, sagte er, »ein jeder von uns macht Fehler. Zum Glück bin ich nicht Ihr Richter. Und jetzt mein Rat! Ich habe Ihren Flugplan gesehen. Auf dem Programm steht ein Überführungsflug mit der Ares I nach Moskau. Wenn ich Sie wäre, würde ich machen, daß ich an Bord käme – und ich würde den Flug ein wenig ausdehnen. Lassen Sie Gras über die dumme Geschichte wachsen! Es gibt zum Glück noch genug Himmelswinkel, in denen man sich verkriechen kann.«
    Einige Sekunden lang war ich versucht, an einen üblen Scherz zu glauben. Doch dieser Eindruck hielt nicht vor. Der Unbekannte meinte es völlig ernst. Und das bedeutete, daß ich keine Zeit zu verlieren hatte.
    »Sie schlagen vor, ich soll davonlaufen, statt mich zu rechtfertigen?«
    »So ist es, Sir«, bestätigte der Unsichtbare. »Es geht um Ihren Kopf, Commander!«
    Damit schaltete er sich aus.
    Wenn er mir nicht zu verstehen gegeben hätte, daß er mich für schuldig hielt – ich glaube, ich wäre trotz allem, was bereits geschehen war, geblieben, um es mit SALOMON 76 aufzunehmen. Aber dies, so begriff ich nun, war das Verhalten eines Toren. Weder Ruth noch mir war damit geholfen, wenn ich mich wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf den elektronischen Sessel schnallen ließ, um dann im Wechselspiel von Rot und Grün die absurde Anklage und das nicht minder absurde Urteil zu vernehmen. Es mochte eine heldische Geste sein – doch zu gewinnen war mit ihr nichts.
    Ich ließ mich mit der VEGA-Disposition verbinden.
    Dort war alles in Ordnung. Captain Romen hatte mein Fernbleiben entschuldigt. Man war froh, zu hören, daß ich den kleinen Rückfall in den Unfallschock so rasch überwunden hatte. Im übrigen bestätigte man die Worte des anonymen Anrufers: für den Nachmittag war die Überführung der Ares I nach Moskau vorgesehen. Die Crew war bereits vollzählig versammelt.
    Moskau paßte mir gut. Dort hatte ich Freunde, dort konnte ich untertauchen – vielleicht sogar eine Spur von Professor Kalaschnikow finden, der dort, in der Stadt seiner Geburt, seine Wochenenden zu verbringen pflegte.
    Eine Flucht zu den Sternen, wie sie mir der unbekannte Anrufer anriet, wies ich von mir. Ich konnte und wollte nicht meine ganze Besatzung mit mir ins Unglück reißen.
    Eine Abänderung des Flugplanes war erforderlich. Ich ersuchte die Disposition um eine Vorverlegung des Startes auf den frühen Vormittag. Um mir einen Gefallen zu tun, willigte man ein.
    Mit diesem Gespräch hatte ich wichtige Zeit vergeudet. Ich entdeckte es, als ich hinaustrat in den Flur.
    Eine Lifttür ging gerade auf, und zwei Männer in grauem Zivil, gefolgt von einigen blauuniformierten Polizisten, stürzten heraus. »Commander Brandis, auf Befehl von SALOMON 76 ...«
    Weiter ließ ich es

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