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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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nicht kommen. Ich rannte die Treppe hinauf, erreichte das Flugdeck, zwängte mich in meinen Helikopter und startete.
    Zum ersten Mal in meinem Leben rannte ich vor dem Gesetz davon, zum ersten Mal handelte ich wie ein aufgespürter Verbrecher, der sich nicht ergeben will.
    Und indem ich dies tat, begann mein Duell mit SALOMON 76.
    Später versuchte man mich dafür zum Helden zu stempeln. Aber eben dies, ein Held, bin ich nicht gewesen. Es war reiner Zufall, daß die Wahl des Schicksals ausgerechnet auf mich fiel. Jeder andere aufrechte Bürger der EAAU, der sich vom Wahnsinn noch nicht hatte anstecken lassen – oder mittlerweile davon wieder geheilt war –, hätte an meiner Stelle stehen können.
    Einer mußte es tun; und viele – wie man inzwischen weiß – versuchten es und gingen dabei zugrunde; ich hatte lediglich das Glück auf meiner Seite.
    Die Polizisten erschienen auf dem Flugdeck – gerade als ich den Helikopter abhob. Einen Herzschlag lang sah ich ihre enttäuschten Gesichter. Das Wild war ihnen durch die Lappen gegangen – und das ist etwas, was kein Gendarmenherz verträgt.
    Ich will diese Männer, die mich verhaften wollten, nicht moralisch herabsetzen. Sie taten ihre Pflicht. Sie erhielten ihre Befehle, und sie führten sie aus, nach bestem Wissen und Gewissen. Darüber nachzudenken erschien ihnen überflüssig.
    Das Denken besorgte SALOMON 76 als ihr oberster Dienstherr. Kein Zweifel rührte sie an.
    Im Gegenteil: gerade der Umstand, daß sie von einer Verhaftung zur anderen eilen mußten, bestätigte sie in ihrem Selbstgefühl. Die Gesellschaft brauchte sie, um sich von ihren Schädlingen und Parasiten zu reinigen; sie erfüllten eine wichtige und gerechte, ja geradezu heilige Funktion. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes ging die Menschheit – in ihren Augen – einer herrlichen Zukunft entgegen.
    Gendarmen haben immer so gedacht und empfunden; die Geschichte beweist es.
    Offenbar hatte man nicht mit einem Fluchtversuch meinerseits gerechnet: in der VEGA-Zentrale, die ich nach kurzem Flug erreichte, standen keine weiteren Häscher bereit. Es paßte wohl auch nicht in das Weltbild der Gendarmen, daß ich mich meiner Verhaftung dadurch entzog, daß ich zum Dienst flog; wahrscheinlich suchte man mich an tausend anderen Orten – nur dort nicht, wo ich war.
    In der Disposition erfuhr ich, daß sich die Crew bereits an Bord begeben hatte. Ich nahm die Flugorder in Empfang und bestieg einen Transporter, um zur Rampe zu fahren. Die unmittelbare Gefahr schien gebannt.
    Der zweite Schritt mußte nun sein, in Moskau unterzutauchen und nach Verbündeten und Gesinnungsfreunden Ausschau zu halten.
    Einen Verbündeten besaß ich bereits: Captain Grischa Romen mit seinem ungebärdigen Zigeunerherzen. Früher als ich hatte er den Wahnsinn erkannt – als ich noch nicht bereit gewesen war, ihm zu glauben.
    Und es war erforderlich, Professor Kalaschnikow zu finden – um ihn entweder mittels Überzeugung oder auch mittels Zwang dazu zu veranlassen, SALOMON 76 zu überprüfen. Niemand außer ihm war dazu in der Lage. Sämtliche Konstruktionspläne waren nach der Inbetriebnahme – um späteren Manipulationen vorzubeugen – vernichtet worden.
    Mein Fluchtplan war einfach. Kurz vor Moskau, so hatte ich beschlossen, wollte ich auf freiem Feld eine Landung unternehmen, um bei der Gelegenheit selbst von Bord zu gehen. Captain Romen mochte die Ares I dann ohne mich zur Übergabe in die Werft fliegen.
    Um ihn nicht als meinen Komplizen erscheinen zu lassen, würde ich den entsprechenden Befehl vor versammelter Mannschaft geben.
    Es war ein heller, sonniger Vormittag, Die Cockpitscheiben der Ares I funkelten, der silberne Rumpf glänzte in makelloser Schönheit.
    Ich verließ den Transporter und atmete in tiefen Zügen die würzige Luft der Freiheit ein. Ich war noch einmal davongekommen – und in wenigen Augenblicken würde ich vollends außer Reichweite meiner Verfolger sein.
    Und wenn sie die ganze Strategische Raumflotte alarmieren sollten; die Ares I würde ihnen davonfliegen.
    »Alles in Ordnung, Sir?« – die übliche Frage des diensttuenden Fahrers.
    »Alles in Ordnung.«
    »Dann guten Flug, Sir, und Hals- und Beinbruch!«
    Der Transporter schwebte fauchend auf, wendete und jagte davon. Zurück blieb der aufgewirbelte Staub.
    Ein letztes Mal blickte ich zurück zu den mir vertrauten Gebäuden der VEGA. Wann würde ich all das, was ich so sehr liebte, wiedersehen? Die Tage des untadeligen Commanders Mark

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