Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
funkelten. »Das ist ein Ding!« sagte er anerkennend. »Unter den Sternen können sie euch lange suchen!«
    Das braune Gesicht zog sich zurück, die eiserne Klappe rastete ein.
    Captain Romen wandte sich an mich. »Mir scheint, Sir, wir können ungehindert reden. Was halten Sie davon? Etwas Besseres wollte mir in der Eile nicht einfallen.«
    Ich stand auf und schloß Captain Romen in die Arme. »Was ich davon halte, Captain? Ich halte sehr viel davon. Und selbst wenn wir scheitern – dann wird es wenigstens eines Tages von uns heißen: Sie haben nicht aufgegeben.«
    In diesem Sinne äußerten sich auch meine Lieutenants und Sergeant Dahlsen. Niemand wollte zurückstehen.
    Das Risiko der geplanten Flucht lag auf der Hand – und doch war es dem sicheren Tod auf TRABANT IX vorzuziehen. SALOMON 76 sollte seine Lektion bekommen: Ein Mensch ist kein Schlachtvieh.
    »Captain«, fragte lwan Stroganow, nachdem alles bereits abgesprochen war, »wieso haben Sie eigentlich gewußt, daß in diesem Gefängnis ein Zigeuner beschäftigt ist?«
    »Ja«, erkundigte sich auch Lieutenant Simopulos, »wie sind Sie darauf gekommen? Diese Erklärung sind Sie uns noch schuldig, Captain!«
    Captain Romen lachte. »Die Welt ist voller Zigeuner!« sagte er. »Man muß nur beharrlich genug nach ihnen rufen – dann stellen sie sich ein. Und wie Sie sehen, meine Herren – die alte Bruderschaft der Zigeuner hat doch etwas für sich.«
    Ich schwieg. Ich dachte an die langen Jahrhunderte, in denen Menschen meiner Hautfarbe und meiner Rasse auf die Zigeuner herabgeblickt hatten wie auf minderwertige Wesen, in denen sie, die Seßhaften, das fahrende Volk der Geiger und Kesselflicker drangsaliert und verfolgt hatten – mit dem ganzen Hochmut ihres Glaubens, etwas Besseres und Wertvolleres zu sein. Und Reste dieses unseligen Hochmuts waren zweifellos noch immer vorhanden.
    Warum wäre es sonst so schwierig gewesen, Romens Ernennung zum Captain durchzusetzen?
    Er war ein hervorragender Pilot. Mit einer weißen oder schwarzen Haut hätte er es gewiß leichter gehabt, Karriere zu machen. Zigeunern gegenüber bewahrte jedoch selbst ein so weltoffener Verein wie die VEGA ein gewisses Mißtrauen.
    Und nun, auf einmal, waren es ausgerechnet zwei Zigeuner, die inmitten einer vom Wahnsinn befallenen Menschheit die Dinge beim rechten Namen nannten!
    Die Skepsis saß ihnen im Blut. Sie, die immer auf der Hut hatten sein müssen, waren gegen SALOMON 76 gefeit. Weil sie den Wert der Freiheit nicht nur kannten, sondern in sich trugen, verweigerten sie der falschen Obrigkeit den Gehorsam.
    Captain Romen zog seine Mundharmonika hervor und spielte:
    Drei Zigeuner sah ich einmal
    sitzen unter einer Weide ...
    Und ich saß da und dachte an Ruth O‘Hara. Eines Tages würde ich sie holen.
    Zuvor jedoch mußte ich mit Professor Kalaschnikow gesprochen haben – dem einzigen Menschen, der diesem Irrsinn Einhalt gebieten konnte.
    Eine gute Stunde mochte vergangen sein – dann tat sich die eiserne Klappe zum zweiten Mal an diesem Tag auf.
    Das braune Zigeunergesicht des Polizisten zeigte sich. »Schnell!« sagte er. »Sie kommen euch gleich holen. Hier habt ihr alles, was ihr braucht.«
    Mit diesen Worten reichte er Captain Romen einen Schlüssel und eine kurzläufige Laserpistole.
    »Danke, Bruder!« sagte Captain Romen. »Eines Tages soll es dir vergolten werden.«
    Den Schlüssel steckte er ein, die Waffe reichte er an mich weiter. Ich überprüfte sie. Die Energiekammer war aufgeladen. Auf kurze Entfernung war die Pistole ein verheerendes Instrument. Ich verwahrte sie in meinem Stiefelschaft. Kühl und hart preßte sie sich gegen meinen Schenkel.
    »Und nun noch eins, Bruder!« sagte Captain Romen rasch. »Wie steht es mit einem Schiff?«
    Der Polizist zog sein braunes Gesicht zurück. Offenbar überzeugte er sich, daß ihm noch Zeit genug blieb, uns die gewünschte Auskunft zu geben.
    »Die Ares I steht noch auf dem Gelände«, flüsterte er schließlich. »Die Überführung mußte verschoben werden. Man fand keine geeignete Crew. Und nun – Gott mit euch, Brüder! Mehr konnte ich für euch nicht tun.«
    Die Klappe rastete ein.
    Diesem Zigeuner, den ich niemals mehr wiedersah, von dem ich nicht einmal den Namen weiß, habe ich bis auf den Tag ein ehrendes Andenken bewahrt. Er hatte uns seine Brüder genannt – und dies zu einer Zeit, in der jeder andere Mensch sich im Brustton der Überzeugung lossagte von seinem inhaftierten Bruder, Vater oder Sohn. Und mehr

Weitere Kostenlose Bücher