Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)
noch: um uns zu helfen, hatte er sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt.
Was mag aus ihm geworden sein?
SALOMON 76 verfügte über eine phänomenale Kombinationsgabe.
Einige Minuten später erschien die bewaffnete Eskorte. Ein letztes Mal wurden unsere Namen mit denen auf der Liste verglichen, dann rasteten die Handschellen ein.
»Fertigmachen zum Abtransport!« hieß es. Und: »Einer nach dem andern! Es herrscht Sprechverbot!«
Im Hof wartete ein großer grauer Helikopter. Wir stiegen wortlos ein. Die Eskorte – fünf schwerbewaffnete Polizisten unter dem Kommando eines bereits ergrauenden Hauptmanns – folgte.
Der Helikopter schwebte auf. Hoch über REHABILITATION zog er eine Schleife, dann nahm er Kurs auf den Flughafen. Ich blickte hinab auf die Stadt, die ich so sehr liebte. Würde es mir je vergönnt sein, sie wiederzusehen?
Eine Frage ohne Antwort.
Die Polizisten unterhielten sich halblaut über dienstliche Angelegenheiten. Ihren Worten ließ sich entnehmen, daß man ihnen die freien Tage gestrichen hatte. Die Verhaftungswelle raste ungebrochen weiter durch das Land.
Ich betrachtete ihre Gesichter: normale menschliche Gesichter. Und dahinter: normale menschliche Empfindungen und Wünsche – nach etwas mehr Ruhe, nach einem Urlaub mit Frau und Kind, nach einer Nacht voller Schlaf.
Nein, diese Polizisten waren keine Roboter; es waren schwer arbeitende Männer, die ruhigen Gewissens ihre Pflicht taten. Sie bekamen ihre Befehle, und sie führten sie aus. Was kümmerte es sie, daß ihr oberster Dienstherr kein Wesen aus Fleisch und Blut war? Sie waren zum Gehorsam erzogen.
Was wußte ich wirklich von ihnen? Vielleicht empfanden sie sogar so etwas wie Mitleid mit uns – freilich, ohne sich das anmerken zu lassen. Andererseits würden sie nicht zögern, von ihren Waffen Gebrauch zu machen, falls unser Plan mißlang.
Captain Romen stieß mich an: eine fast unmerkliche Berührung.
Tief unter uns waren die Gebäude, Hangars und Rampen der VEGA in Sicht gekommen. Der Helikopter bog nach Norden ab.
Dies war der entscheidende Augenblick. Einen anderen wie diesen würde es für uns niemals wieder geben. Alles hing davon ab, wie sich die Polizisten verhalten würden.
Sergeant Dahlsen saß dem Polizeihauptmann am nächsten. Er schien zu dösen: dem äußeren Anschein nach ein Mann, der sich mit seinem Schicksal abgefunden hatte.
In Wirklichkeit war er hellwach und wartete auf mein Zeichen.
Ich zog die kurzläufige Pistole aus dem Stiefelschaft und warf.
Sergeant Dahlsen fing sie mit seinen gefesselten Händen im Flug auf und setzte sie dem Polizeihauptmann auf die Brust.
Die Augen des Hauptmanns weiteten sich. Er hatte begriffen.
Der erste Akt der Überrumpelung war gelungen.
Nun galt es, schnell und entschlossen das ganze Stück zu Ende zu spielen, bevor die lautlose Drohung an Wirkung verlor.
»Hauptmann«, sagte ich, »es dürfte Ihnen klar sein, daß wir nichts mehr zu verlieren haben. Eine falsche Bewegung Ihrer Leute – und Sie sind ein toter Mann! Entscheiden Sie also selbst, was Ihre Männer tun oder lassen sollen!«
Der Hauptmann schien mit sich zu ringen.
Sergeant Dahlsen verstärkte den Druck auf seine Brust. Das half. Der Hauptmann beschloß, kein Held zu sein. »Gut«, keuchte er, »gut, Sie haben für den Moment gewonnen!«
Der Hauptmann fürchtete um sein Leben. Ein rascher Blick hinüber zu Sergeant Dahlsen enthüllte mir, daß er dazu auch allen Grund hatte. Unser Schiffskoch hielt die Waffe mit fester, sicherer Hand – entschlossen, die unausgesprochene Drohung wahrzumachen, falls man ihn dazu zwang.
»Manchmal«, wandte ich mich wieder an den Hauptmann, »kommt es einzig und allein auf diesen Moment an. Sie sind unser Gefangener, Hauptmann. Ich wiederhole, daß wir nichts mehr zu verlieren haben. Sollte es zum Kampf kommen, sind Sie der erste, der stirbt. Andererseits – wenn Sie sich fügen, haben Sie mein Wort, daß Ihnen und Ihren Männern nichts geschehen wird. Wir sind keine Gangster.«
»Ihr Wort!« Der Hauptmann begehrte noch einmal auf. »Und darauf soll ich mich verlassen?«
»Auch wenn es Ihnen schwerfällt«, sagte ich kühl. »Sie haben keine andere Wahl.«
Der Hauptmann senkte den Blick. Seine Kapitulation war vollständig.
Captain Romen schloß seine Fesseln auf, erhob sich und entwaffnete die Polizisten. Nicht einer von ihnen widersetzte sich. Lediglich ihre wütenden Augen verrieten, was sie am liebsten mit uns getan hätten.
Als wir im Besitz aller
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