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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Signale.
    Doch wem mochten sie gelten? Und wer mochte sie deuten, wenn selbst ich sie nicht verstand?
    Einmal sprach ich Captain Romen daraufhin an. »Was ist das? Ein neuartiger Morsecode?«
    Captain Romen hob die Schultern und schüttelte die Mundharmonika aus. »Es ist nichts, Sir, nichts von Bedeutung.«
    Und er fuhr mit halbgeschlossenen Augen fort, als sei er in Trance versunken, seiner Mundharmonika diese Signale ohne Bedeutung zu entlocken. Nie zuvor war ihm der Zigeuner so sehr anzusehen gewesen. Wie er dasaß und spielte, schien er mir fast glücklich zu sein – ein Mensch, der endlich zu sich selbst und seinem Ursprung zurückgefunden hatte. Wie mir meine Phantasie, so gab ihm seine Mundharmonika die Freiheit, nach der es ihn dürstete.
    Wir verbrachten in der Zelle den ganzen Tag und die Nacht. An andern Morgen begannen die Prozesse.
    Als ersten holte man Sergeant Dahlsen. Zwei blauuniformierte Polizisten nahmen ihn in die Mitte und führten ihn davon: zur Verhandlung, wie sie sagten.
    Keine fünf Minuten später stießen sie ihn wieder in die Zelle.
    »Erledigt! Der Nächste! Jan Minkowski!«
    Sergeant Dahlsen war zum Tode verurteilt. Er erwähnte es nahezu beiläufig – so als hätte er nichts anderes erwartet.
    Ein Todeskandidat war auch Lieutenant Minkowski, als er in die Zelle zurückkehrte. Er lächelte mit bleichen Lippen: »Zum ersten Mal weiß ich wirklich, wer ich bin: ein kriminelles Element, ein Feind der Menschheit! Freund SALOMON hat sich fast überschlagen vor Beschimpfungen. Ich habe mir nie träumen lassen, daß ein Computer so geifern kann.«
    Zum Tode verurteilt wurden auch in der Reihenfolge ihrer Verhandlungen: Lieutenant Mercier, Lieutenant Simopulos, Lieutenant Xuma und Lieutenant Stroganow.
    Captain Romen wurde geholt.
    Er steckte die Mundharmonika ein, nickte mir zu und ging. Als er bald darauf zurückkehrte, lachte er wie über einen guten Scherz: »Sie werden‘s kaum glauben, Sir – aber auf dem Stuhl da sitzt man herrlich bequem. Um ein Haar hätte ich ein Nickerchen gemacht.«
    Auch Captain Romen war zum Tode verurteilt.
    Die Reihe, vor SALOMON 76 hinzutreten, war an mir. REHABILITATION verfügte über einen eigenen Tochtercomputer: Metropolis XV.
    Der Verhandlungsraum war die übliche graue, schalldichte Kabine mit dem elektronischen Sessel.
    Die Polizisten forderten mich auf, mich zu setzen, schnallten mich fest und ließen mich dann allein. Eine einlullende, nahezu hypnotische Wirkung ging von diesem Sessel aus. Ich fühlte mich darauf gefangen und preisgegeben – aber doch auch auf magische Weise auf mich selbst zurückgeworfen. Einem Boxer im Ring mag es so ergehen – in jener Sekunde vor dem Niederschlag, inmitten einer tobenden, johlenden Menge, wenn ihn das Gefühl der absoluten Einsamkeit durchzuckt.
    Weißes Licht fiel über mich her, grell und gleißend wie die Sonne. Ich war versucht, die Augen zu schließen, aber eine unerklärliche Kraft bewirkte, daß ich dazu nicht imstande war. Die Lider gehorchten nicht mehr meinem Willen. Das übliche Ritual begann.
    Weiß erkundigte sich nach meinem Namen, gab die gegen mich aufgebaute Anklage bekannt und erkundigte sich sodann, ob ich mich schuldig bekennen wolle.
    Auf diese Frage hatte ich gewartet. Ich war vorbereitet, alles, was es dazu zu sagen gab, lag in meinem Gedächtnis auf Abruf bereit. »Nicht schuldig!« erwiderte ich. »Ich bitte um die Erlaubnis, meinen Standpunkt zu begründen. Sehen Sie, bei diesem Prozeß geht es letztlich gar nicht so sehr um mich.«
    Weiß unterbrach mich. »Ihre Begründung ist hinlänglich bekannt, Commander Brandis. Ich übergebe an Rot.«
    Aber das ist doch Mord! wollte ich schreien. Jeder Angeklagte hat das Recht zu einer Erklärung! Ich bekam keinen Laut über die Lippen. Die gleiche unerklärliche Kraft, die mich daran hinderte, die Augen zu schließen, lähmte meine Stimme.
    Der Computer schaltete um auf Rot, und eine gleichgültig scheppernde Stimme sagte: »Die Anklage hat das vorliegende Beweismaterial geprüft. Die Schuld des Angeklagten ist erwiesen. Ich übergebe an Grün.«
    Grün, die Verteidigung, war meine letzte Hoffnung. Hier mußte alles das gespeichert sein, was zu meinen Gunsten sprach: meine Verdienste, mein guter Leumund, meine lauteren Absichten.
    Grün erwies sich als ein schwächliches Flackerlicht. »Angesichts der schweren Verfehlungen des Angeklagten verzichtet die Verteidigung auf ein Plädoyer. Sie bittet um ein gerechtes Urteil!«
    Ich habe ein

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