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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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und nicht durch das Gewissen gefiltert ist, degradiert den Menschen zum Roboter.
    In die Monotonie der Tage brachte lediglich Captain Romens Mundharmonika etwas Farbe. Eines seiner Lieder blieb mir auf ewig in Erinnerung:
    Feuer glimmt im kleinen Öfchen,
    auf den Scheiten glänzen Tränen.
    Und es bringt ins kalte Erdloch
    mir dein Lächeln die Harmonika ...
    Meist jedoch begnügte sich Captain Romen damit, seinem Instrument jene schon von mir beschriebenen seltsamen Töne zu entlocken, mit denen ich nichts anzufangen vermochte.
    Was es damit auf sich hatte, sollte ich am vierten Tage des Wartens erfahren.
    An diesem Tag wurde zu einer Stunde, da es niemand von uns erwartete, plötzlich die eiserne Klappe der Zellentür geöffnet.
    Flüchtig gewahrte ich eine blaue Uniform, hernach ein braunes Gesicht – und dieses Gesicht flüsterte: »He, ihr! Wo steckt der verdammte Zigan?«
    »Meinst du mich?« Captain Romen war bereits auf den Beinen. Er lachte über das ganze Gesicht. »Wenn mich nicht alles täuscht, bist du selbst ein verdammter Zigan. Aber, hol‘s der Teufel, mich freut‘s, dein braunes Gesicht zu sehen!«
    Der Polizist legte warnend einen Finger vor den Mund. »Nicht so laut, Bruder. Wenn man auf mich aufmerksam wird, ist alles verloren.«
    Captain Romen murmelte ein »Verzeihung, Sir«, trat über meine ausgestreckten Beine hinweg und näherte sich der Tür. »Du hast meine Botschaft verstanden?«
    »Als Zigeuner hat man feine Ohren.«
    »Und ein Zigeuner läßt keinen Zigeuner im Stich!«
    »So ist es, Bruder. Was ich für dich tun kann, wird getan. Mein Wort darauf.«
    »Nicht nur für mich.« Captain Romen schüttelte den Kopf. »Wenn es um die Freiheit geht, ist jeder Mensch ein Zigeuner. Ich und meine Kameraden, der ganze Stamm, brauchen deine Hilfe.«
    »Du bist verrückt, Bruder!« sagte der Polizist. »Seh‘ ich so aus, als ob ich zaubern könnte? Einen könnte ich vielleicht rausschleusen, mit mehr Glück als Verstand. Doch alle acht – das ist unmöglich!«
    »Mit andern Worten«, sagte Captain Romen fest, »ich kann auf dich nicht zählen? Geh und schäm dich! Für mich bist du kein Zigan!«
    Der Polizist schnaubte entrüstet. »Ich gab dir mein Wort. Also gut – was soll ich tun?«
    Captain Romen warf mir einen raschen Blick zu.
    Ich verstand: ich sollte mich in das Gespräch nicht einmischen. Dies war eine Sache unter Brüdern.
    »Erst einmal – wann sollen wir hingerichtet werden?«
    »Morgen«, antwortete der Polizist.
    »Und wo?« »Da, wo neuerdings alle hingerichtet werden – auf TRABANT IX.«
    »Das ist doch diese aufgegebene Raumstation – oder?«
    »Aufgegeben?« Der Polizist lachte auf. »Bruder, die Station ist grundüberholt. Jeden Tag sterben da mindestens hundert Menschen. Du hast ja keine Ahnung, wie die Zeiten sich geändert haben.«
    Captain Romen schwieg und dachte nach. Schließlich sagte er: »Und wann sollen wir dorthin überführt werden?«
    »Mit dem nächsten Transport, heute abend.«
    »Gut«, sagte Captain Romen, »das ist unsere Chance.«
    »Ihr werdet gefesselt sein!« mahnte der Polizist.
    Captain Romen nickte. »Das habe ich bereits bedacht. Du wirst uns den Schlüssel besorgen.«
    »Gemacht!« sagte der Polizist. »Aber dann sind da noch immer die Wachen. Bruder, stell dir das Entkommen nicht zu einfach vor!«
    Captain Romen nickte erneut. »Dies, Bruder, habe ich auch schon in Rechnung gestellt. Wir brauchen eine Waffe!«
    »Auch das!« sagte der Polizist. »Aber was weiter? Man wird euch jagen wie acht tollwütige Kaninchen. Die haben doch alle den salomonischen Tick.«
    Captain Romen lächelte. »Und du hast ihn nicht?«
    Der Polizist machte ein entrüstetes Gesicht. »Ich bin Zigeuner. Es ist schon erbärmlich genug, daß ich diese Uniform trage. Aber vor so einem Automaten auf den Knien zu liegen – das geht zu weit! Ich halte mich an das Gesetz, solang‘s mir paßt – und wenn‘s mir nicht mehr paßt, dann pfeif‘ ich drauf! Bruder, wenn man als freier Mensch nicht mehr leben darf – was ist dann das ganze Leben noch wert?«
    »Nichts, Bruder!« antwortete Captain Romen. »Und deshalb verlassen wir uns auf dich.«
    »Auf mich könnt ihr zählen!« sagte der Polizist. »Aber ich fürchte, ihr werdet nicht weit kommen«
    »Vielleicht nicht, vielleicht doch«, meinte Captain Romen. »Und deswegen wirst du uns noch einen dritten Dienst erweisen, Bruder. Du wirst feststellen, ob die Ares I noch auf der Rampe steht.«
    Die Augen des Polizisten

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