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Mark Brandis - Testakte Kolibri

Mark Brandis - Testakte Kolibri

Titel: Mark Brandis - Testakte Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Abschied. Landung bedeutet neues Leben.
    Andererseits hatte ich diesen Flug nicht unternommen, um mich auf dem Mond meines Lebens zu freuen. Die Aufgabe, die mit diesem Flug verbunden war, hatte ihre Lösung nicht gefunden.
    Die Zwiespältigkeit meiner Empfindungen drückte sich in meiner Antwort aus: »Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist ja wohl noch nicht gesprochen, Doktor Greene. Wieviel Zeit werden Sie jetzt brauchen?«
    Greene runzelte die Stirn.
    »Sie entscheiden, Commander. Wenn Sie meinen, daß ein Routinecheck für Sie genug ist, können Sie in sechs Stunden wieder starten. Sonst müßten Sie hier übernachten. Der Generalcheck braucht seine Zeit. Ich würde Ihnen zum letzteren raten.«
    Greene hatte recht. Eile war fehl am Platz. Nur wenn man systematisch vorging und nichts ausließ oder übersah, konnte der Defekt gefunden werden.
    »Generalcheck, Doktor! Ich bleibe über Nacht.«
    Ich streifte die Kombination ab und warf sie in die aufgefahrene Schleuse. Dabei konnte ich es mir nicht verkneifen, mit der flachen Hand gegen das Blech zu schlagen – wie es am Tag zuvor Burowski getan hatte.
    »Im Prinzip ist er schon eine Sensation, dieser neue Vogel! Mir gefällt er.«
    Greene schüttelte – wie mir schien, unwillig – den Kopf. »Das hat auch Baklanow schon gesagt – und ein paar andere vor ihm.«
    Auf einmal fühlte ich mich von der gleichen niedergeschlagenen Stimmung umgeben, wie sie auch auf Espiritu Santu vorherrschte. Sie drückte sich aus in Greenes Worten, man sah sie in den Gesichtern der Mechaniker und Ingenieure, ja, man atmete sie ein mit jedem Atemzug, den man in dieser riesigen Halle tat. Der Geruch des Geschlagenseins lag in der Luft. Ein winziges Stück Technik versagte, und ein gewaltiges Aufgebot der besten und fähigsten Techniker des Landes war nicht in der Lage, den Fehler aufzuspüren. Ihre Verbitterung war bis zu einem gewissen Grad verständlich.
    Aber ich war nicht gewillt, mich anstecken zu lassen. Ich hatte mein Herz für den Kolibri entdeckt.
    »Eine Bitte, Doktor«, sagte ich. »Erwähnen Sie nie wieder in meiner Gegenwart Baklanow! Und jetzt machen Sie sich an die Arbeit.«
    Ich ließ ihn stehen und ging hinüber zu den Aufenthaltsräumen für die Piloten – und während ich dies tat, wurde mein Schritt schneller und schneller, bis ich fast lief, denn am Ende des Ganges hatte ich einen kupferroten Haarschopf und ein Paar meergrüne Augen entdeckt.
    »Ruth!« sagte ich freudig überrascht. »Ruth, was führt dich her?«
    Ruth O‘Hara, die Public-Relation-Chefin von VEGA und seit fast einem halben Jahr meine Frau, war für mich heute so schön wie in jenen fernen Tagen, als es gegen den General Smith ging.
    »Der Anlaß, mein Lieber«, antwortete sie, »ist hochoffiziell. Ein paar Journalisten interessieren sich für das Projekt Kolibri . Sie würden dir gern bei Gelegenheit ein paar Fragen stellen.«

Kapitel 05
    Als ich eine Stunde später den Saal betrat und die auf mich gerichteten Blicke sah, spürte ich, daß ich bei dieser Pressekonferenz einen schweren Stand haben würde. Mehr als zwanzig Journalisten vom Fach waren erschienen, um mich gewissermaßen ins Kreuzverhör zu nehmen. Und einige waren entschlossen, mich unbarmherzig anzugehen.
    Auf das übliche Vorgeplänkel folgte die erste massive Breitseite. Der Vertreter des Venus-Reports feuerte sie ab.
    »Commander Brandis, man hat Sie uns als einen besonnenen Mann geschildert, der einen ausgezeichneten Ruf genießt. Wie kommt es dann, daß Sie sich bereit erklären konnten, ein so anrüchiges Projekt wie Kolibri fortzuführen?«
    Bevor ich auf diese Frage einging, nahm ich mir Zeit, meinen Gegner in Augenschein zu nehmen: Williard Barley, ein Mann, der die Gepflogenheit hatte, seine Berichte sensationell aufzubauschen.
    »Mr. Barley, daß das Projekt anrüchig ist, erfahre ich erst aus Ihrem Mund. Bis jetzt hielt ich es für vielversprechend und zukunftsträchtig.«
    Barley wischte sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Es hat Opfer gegeben, Commander. Wenn mich nicht alles täuscht, überlegte man sogar, das Projekt aufzugeben, die Versuche einzustellen. Sie aber lassen sich kurzerhand zum neuen Projektleiter ernennen und machen weiter. Warum? Was springt für Sie dabei heraus?«
    Es kostete mich Überwindung, mich an die Spielregeln zu halten. In der Tat – was sprang für mich dabei heraus? Hätte ich nicht mehr Verantwortung bewiesen, wenn ich Harris gegenüber skeptischer gewesen wäre? Aber

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