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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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fallen würde.
    Ein dumpfer Schlag ertönte – offenbar hatte der erste Hieb nicht richtig gesessen.
    Die kreischenden Tiere gerieten in Aufruhr, doch schon im nächsten Moment verstummte eine der Stimmen. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken; Skrohisarn blieb allerdings völlig ungerührt. Ich wandte mich ab und sah in die andere Richtung. Zwei Gestalten mit einem Pferd näherten sich erneut auf dem Weg. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass es hier sonst ruhiger zuging. Unauffällig stieß ich Skrohisarn mit dem Ellbogen an und deutete mit einem Kopfnicken den Weg hinunter. Dieser kratzte sich das Kinn, was für mich darauf hindeutete, dass er sich Sorgen machte. Dann rief er seine Schwester herbei. »Hravan, da kommt jemand!«
    Hravan kam herbeigeeilt, sich die Hände an ihrem fleckigen Kleid abwischend. Skrohisarn deutete auf die sich nähernden Gestalten. Mittlerweile konnte man am Umriss erkennen, dass es sich wohl um zwei Frauen handelte.
    »Das müssen Frilike und Lioflike sein! Ich hoffe, sie bringen endlich die Nahrungsmittel, auf die wir schon warten! Aber sie sind spät, sie werden nicht mehr ausreichend Zeit für den Heimweg haben!« Sie schaute kurz nachdenklich. »Wir werden die beiden auch mit unterbringen müssen heute Nacht! Ich werde mich darum kümmern!« Damit stapfte sie wieder ins Haus.
    Skrohisarn und ich warfen uns einen Blick zu. Er schien das Gleiche wie ich zu denken. »Hier ist einiges mehr los als bei mir«, raunte er.
    »Ich kann nicht sagen, dass mir das nicht gefällt«, antwortete ich und hoffte, dass er es mir nicht krummnahm.
    Ich dachte kurz nach. Den Namen »Frilike« hatte ich doch schon einmal gehört. Dann fiel es mir wieder ein.
    »Ist Frilike nicht die Tochter von Ingimundi? Diejenige, die Hetigrim den Langobarden heiraten soll?«, fragte ich Skrohisarn.
    »So ist es, Witandi! Du trägst deinen Namen zu Recht«, zwinkerte er mir zu.
    »Aber warum bringt die Tochter eines Häuptlings Korn her? Ich hätte gedacht, solche Aufgaben übernehmen andere für sie.«
    Skrohisarn sah mich einen Moment lang fragend an. »Nein, so ist es nicht bei uns Chauken. Ingimundi ist zwar adlig und ein Häuptling, aber nur für eine begrenzte Zeit zum Kriegsherzog gewählt worden, solange die Gefahr von Kämpfen besteht. Er kann bei jedem Thing wieder abberufen werden. Frilike ist als unverheiratete Frau genauso zur Arbeit verpflichtet wie jede andere auch. Ihre jüngere Schwester Lioflike bringt sie sogar ebenfalls noch mit. Es sind also zwei hochgestellte Töchter.«
    Er zwinkerte mir zu und schwieg einen Moment.
    »Aber der eigentliche Grund für ihr Kommen ist wohl eher, dass meine Schwester Hravan ihre Tante ist, da Godagis ein Bruder von Ingimundis Frau Blithlik ist. Und Frilike und Hravan haben sich schon immer prächtig verstanden.«
    Skrohisarn schmunzelte.
    Hier scheint wirklich jeder mit jedem verwandt zu sein , dachte ich und konnte nun schon Einzelheiten der Herannahenden erkennen.
    Die eine war eher groß und hager und hatte aschblondes Haar. Sie redete unaufhörlich hektisch auf die neben ihr gehende Frau ein. Die andere hörte bloß zu und nickte hin und wieder. Sie war zierlich, mit langen hellblonden Haaren, die den dunklen Schatten der Bäume mit ihrem goldigen Funkeln verdrängten. Ein hellblaues Kleid mit grauen Borten an den Ärmeln, dem Ausschnitt und am Saum presste sich aufgrund einer leichten Brise eng an ihren makellosen Körper. »Wer ist wer von den beiden?«, fragte ich Skrohisarn fast atemlos und kniff die Augen zusammen, um noch besser sehen zu können. Mein Blick heftete sich auf jede Bewegung der hellblonden Frau.
    »Die Helle ist Frilike, die etwas Dunklere und Größere ist Lioflike«, antwortete er und warf einen kurzen bohrenden Blick auf mich.
    Trotz dieser Distanz löste Frilikes Anblick eine angenehme Verzückung in mir aus. Ihr Gesicht lag zwar halb im Dunklen, denn die beiden waren noch etwa fünfzig Meter entfernt. Dann traten sie jedoch aus dem Schatten der letzten Bäume heraus und blickten erwartungsvoll zu den Häusern und dem kleinen Weiher in ihrer Mitte.
    Mir stockte für einen Moment der Atem. Das fein geschnittene, hübsche Gesicht Frilikes mit den großen Augen, den vollen, elegant geschwungenen Lippen, den hohen Wangenknochen und den Zöpfen, die mit dünnen bunten, im Wind flatternden Bändchen zusammengehalten wurden, richtete sich nun musternd und kühl abschätzend auf mich. Dann wandte sie sich an ihre Schwester und sagte etwas,

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