Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
habe eine Lieferung Waffen für euren Vater. Wir werden morgen zu ihm gehen.«
    »Vater ist bereits gestern mit einer Kriegerschar aufgebrochen. Sie treffen Hetigrim und einige andere unterwegs.« Frilikes Gesicht verdüsterte sich für einen kurzen Moment. »Aber ich will jetzt erst einmal zu meiner Tante. Bis später!«
    Sie warf mir noch einmal einen kurzen Blick zu. Sprach aus diesem etwa neugieriges Interesse? Dann wandte sie sich zum Gehen. Auch Lioflike hob die Hand zu einem Gruß und wandte sich dann ab. Was für Schwestern! Mein Herz pochte laut. Ich starrte Frilike wohl auffällig plump hinterher, denn Skrohisarn stieß mir unsanft einen Ellbogen in die Rippen und schaute mich vorwurfsvoll an. »Junge, halte dich ein wenig zurück! So, wie du Frilike mit Blicken verschlingst, könnte man meinen, du wärest der Würgerwolf, der den einhändigen Tiu fressen will!«
    Irritiert sah ich Skrohisarn an. Hatte ich mich dermaßen auffällig benommen?
    »Aber eines muss dir klar sein, Witandi! Da ich dich mitgebracht habe, werde auch ich für alles, was du tust, geradestehen müssen! Und so, wie du Frilike gerade angeschaut hast, sollte ein Mann keine Frau anschauen, die demnächst mit einem anderen Mann verheiratet wird! Wenn du die Ehre ihrer Verwandten verletzt, wirst du das mit deinem Blut bezahlen müssen!«
    »Ist ja gut, Skrohisarn. Ich habe doch gar nichts getan! Ich habe halt schon lange keine junge Frau mehr gesehen … Na und? Ich werde mich zusammenreißen in Zukunft! Versprochen!« Skeptisch sah er mich an, sagte aber nichts mehr. Dann gingen wir ebenfalls zu Hravan ins Haus zurück.
    Später am Abend saßen wir auf groben Holzbänken u-förmig um ein großes Feuer herum. Wie angekündigt, war tatsächlich eine wertvolle kleine Sau geschlachtet und verteilt worden. Ich fragte mich allerdings im Stillen, wie die gut zwanzig Anwesenden auch nur ansatzweise von diesem winzigen Schweinchen satt werden sollten. Aber meine Gedanken waren unrecht: Diese Menschen waren zwar bitterarm, das war offensichtlich, doch die Sau, die sie heute für uns schlachteten, war das ausgewachsene Schwein, das ihnen im Winter vielleicht zum Überleben fehlen würde. Zusätzlich gab es noch einen großen Topf mit Graupenbrei, gesüßt mit Honig, die geräucherten Fische der Schwestern, körbeweise Heidelbeeren, Brombeeren und Himbeeren sowie salzige dicke Bohnen. Zum Trinken wurde anfangs nur das übliche Bachwasser und ein wenig Ziegenmilch gereicht. Doch noch während wir aßen, reichte eine junge Frau Godagis ein gewaltiges geschwungenes Horn mit einer tiefschwarzen Spitze. So, wie es aussah, konnte es nicht von einem »normalen« Ochsen stammen, denn es war wohl sechzig oder siebzig Zentimeter lang!
    Im Laufe des Abends erfuhr ich dann, dass es von einem Auerochsen stammte, vor Jahrzehnten schon von Godagis’ Vorfahren gejagt und in dieser Gegend getötet.
    Godagis richtete sich auf und sprach zu allen: »Das erste Horn trinken wir zu Ehren des Ingwio, das zweite für Donar, alle weiteren für unsere Ahnen!« Lautes Klopfen auf den Tischen verriet die Zustimmung der Anwesenden. Allerdings konnte das Horn nicht abgestellt werden – und so wollte es der Brauch, dass es durch die Gemeinschaft in einem Zuge geleert werden musste. Jeder der Männer, die das Horn ansetzten, trank in tiefen und gierigen Zügen, die Frauen sehr viel zurückhaltender. Aber ein jeder trank, sogar die jüngeren Anwesenden.
    Aufgrund der gewaltigen Größe des Horns schätzte ich sein Fassungsvermögen auf mehr als zehn Liter. Kurz rechnete ich nach: Bei rund zwanzig Anwesenden bedeutete das also im Schnitt einen halben Liter pro Trinker – ohne abzusetzen! Ich wagte mir gar nicht vorzustellen, was genau sich überhaupt im Inneren des Horns befand. Ich war gespannt …
    Als ich dann an der Reihe war, fiel mir sofort der strenge, fast bittere, undefinierbare Geruch des rötlich-orangefarbenen Gesöffs auf. Das konnte ja heiter werden! Tapfer versuchte ich, nicht das Gesicht zu verziehen, und ich spürte die erwartungsvollen Blicke aller Anwesenden auf mir. Dann setzte ich an und trank.
    Das Zeug schmeckte ziemlich – ungewöhnlich. Wie sauer gewordenes Graubrot! Die Basis war zweifellos vergorenes Getreide, wahrscheinlich Gerste, angereichert mit irgendwelchen Kräutern und etwas Honig. Der Alkoholgehalt konnte zwar nicht so groß sein, aber die Menge würde dieses Manko leicht ausgleichen, das war mir klar.
    Ich trank und trank, so lange, bis ich der

Weitere Kostenlose Bücher