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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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den Schatten der hohen Bäume, bis nach wenigen Metern bereits eine größere Lichtung sichtbar wurde. Mehrere Langhäuser mit Reetdächern, die fast bis auf den Boden reichten, sowie Ställe und Vorratsspeicher duckten sich unter den mächtigen Buchen um einen freien Platz herum. Zwischen einigen Bäumen konnte ich eine Vielzahl von Lehmöfen mit schachtartigen Aufbauten entdecken. Offenbar fand hier ein Teil der Verhüttung des Eisenerzes statt. Ich konnte bei genauerem Hinsehen eine riesige Anzahl von Gruben sehen sowie größere Haufen mit Resten einer undefinierbaren Masse.
    Wahrscheinlich die Schlacke, die bei der Verbrennung der Eisenerze entsteht , sinnierte ich.
    Doch wir hielten direkt auf den freien Platz zwischen den Langhäusern zu. Schweine, Gänse und Enten tummelten sich um einen kleinen Weiher, der von matschigem Boden umgeben war. In ihm spielten schmutzstarrende nackte Kinder vergnügt zwischen den Tieren und bewarfen sich jauchzend mit Dreck.
    Als die Kinder uns entdeckten, stoben sie schreiend und gestikulierend in alle Richtungen auseinander. Besuch schien hier nicht oft vorbeizukommen. Skrohisarn blieb stehen und bedeutete mir, das Gleiche zu tun. Schon traten aus verschiedenen Türen die neugierig und besorgt dreinblickenden Mütter, bei denen die Kinder Zuflucht gesucht hatten.
    »Hravan!«, rief Skrohisarn aus und ging auf eine kräftige, leicht untersetzte Frau zu, die zwei der kleinen Dreckspatzen an der Schulter festhielt.
    »Skrohisarn!«, rief sie nun erfreut zurück. »Lieber Bruder! Es ist schon einige Monde her, seit du zuletzt mein Haus betreten hast! Es ist schön, dich wiederzusehen!«
    Sie nahmen sich gegenseitig in den Arm und drückten sich. Auch die Kinder freuten sich über Skrohisarns Besuch.
    »Euch mag man ja kaum anfassen, so, wie ihr ausseht! Ich hoffe, ihr springt noch in ein klares Wasser, bevor ihr zu eurer Mutter ins Haus geht!«
    Die Kinder lachten laut und rannten wieder in alle Richtungen davon. Es waren also nicht Hravans Kinder.
    Neugierig betrachtete ich Skrohisarns Schwester jetzt genauer. Immerhin war dies die erste Frau, die ich nicht nur seit vielen Monaten, sondern überhaupt in dieser Welt sah! Sie trug ein knöchellanges Kleid ohne Ärmel. Ein schwaches, fast schon verblasstes Fischgrätmuster war bei genauem Hinschauen in dem dunkelblauen Stoff zu erkennen. Sie hatte lange graue Haare, die ziemlich filzig waren, und sie sah mich mit einem müden, etwas verhärmten Gesichtsausdruck an, in dem aber durchaus Freundlichkeit und Herzlichkeit zum Ausdruck kamen. Ihre starken Arme und Hände verrieten, dass sie es gewohnt war, zuzupacken, und dass sie zeit ihres Lebens hart gearbeitet hatte. Erstaunt registrierte ich die feinen Tätowierungen von Spiralmustern auf ihren Unterarmen und Händen. Diese passten so gar nicht zu dieser Frau und ich fragte mich, was sie wohl zu bedeuten hatten. Trotz ihrer gräulichen Haare war sie eine Frau in mittlerem Alter, die vor Jahren vielleicht sogar einmal hübsch gewesen war. Doch das harte Leben in dieser rauen Umwelt hatte ihre Züge nun stark gezeichnet. Aus dem braungebrannten, verschwitzten Gesicht blitzten mich hell leuchtende Augen an.
    »Und wer ist dein Freund, den du mitgebracht hast?«, fragte sie Skrohisarn, ohne die Augen von mir abzuwenden.
    »Das ist Witandi, ein Lehrling in meiner Schmiede. Er hilft mir, wo er kann.«
    Hravan musterte mich weiter und unterbrach Skrohisarn.
    Sie scheint eine resolute Frau zu sein , dachte ich.
    »So, so, Witandi … Er sieht stattlich aus, groß und kräftig, fast wie ein Fürst der Nordstämme. Wo kommt er her? Spricht er unsere Sprache?«
    Ich stand einfach nur da und ließ mich bestaunen, obwohl ich sehr wohl verstand, was Hravan gesagt hatte.
    »Er kommt aus dem Osten und verfügt in der Tat über außergewöhnliche Fähigkeiten und viel Wissen. Aber später mehr davon, jetzt wären wir dankbar für ein Stück Brot und etwas Gerstenbrei.«
    Daraufhin trat Hravan einen Schritt zurück – doch nicht, ohne mich noch einmal skeptisch zu mustern – und machte den Weg ins Innere des Langhauses frei.
    Wir ließen den Ochsen und die beiden Pferde einfach stehen und folgten der Frau in das dunkle und torfrauchgeschwängerte Flett des Hauses. Wie alle umstehenden Gebäude passte es sich genau zwischen zwei gewaltigen Eichen ein. Skrohisarn hatte mir erklärt, dass diese Bauweise dem Blitzschutz diente. Bei Unwettern mit Blitzeinschlägen standen die Strohdächer in kürzester

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