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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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an dicht mit den Unterkünften der Anwesenden besetzt. Überall wehten Banner oder irgendwelche andere Stammeszeichen stolz vor den einzelnen Zeltgruppen.
    Ich versuchte, zu den Langobardenzelten hinüberzuschauen, konnte jedoch nichts erkennen.
    Von Süden her war gerade eine größere Reiterschar eingetroffen, mit der wohl wichtige Persönlichkeiten kamen. Jedenfalls standen um mich herum plötzlich alle auf und machten sich auf den Weg zu dieser Gruppe.
    Werthliko kam auf mich zugeeilt. »Komm mit, Witandi, wir wollen auch dahin, Ingimundi, Bliksmani und seine Männer begrüßen!«
    »Nein, geht nur! Ich warte hier auf euch!«
    Zweifelnd sahen mich Werthliko und Furthiro an, machten sich dann aber auf den Weg. Mir war absolut nicht danach, in dieser Menschenmasse jetzt schon wieder Haduolf zu begegnen. Schließlich hatte es ja geheißen, dass auch Hetigrim mit Bliksmani und Ingimundi eintreffen würde, also war Haduolf sicher da unten irgendwo. Nein, wenn ich ihm wieder begegnete, sollte es ungestört sein. Vielleicht bekam ich dann vernünftige Antworten auf meine drängenden Fragen.
    Die Gruppe hielt sich etwa zwanzig Minuten dort auf, umringt von nahezu allen Anwesenden. Schließlich teilte sie sich in drei kleinere Gruppen, von der eine auf das Angrivarierlager zusteuerte, welches direkt neben dem der Langobarden lag. Eine weitere hielt auf das Langobardenlager selbst zu und die letzte auf die chaukischen Zelte. Die Umstehenden zerstreuten sich und begaben sich wieder an ihre Feuer. Der Abend war mittlerweile angebrochen und die Sonne stand schon tief über den westlichen Sanddünen.
    Der Reitergruppe voran ritt eine imposante, große Gestalt. Der Mann wirkte beinahe grotesk auf dem kurzbeinigen, stämmigen Pferd. Seine Füße berührten fast den Boden, während das kräftige Tier gemächlich über die Wiese schritt. Das rotblonde Haar des Hünen sowie sein mächtiger Bart wallten leicht im aufkommenden Westwind. Seine Augen musterten scharf und wach die gesamte Umgebung, jedes einzelne Zelt und jeden Mann, wie es schien. Einige Habichtfedern waren in seinem Haar an dünnen Bändern befestigt und an seinem Hals hing über der Kleidung eine Kette mit zahlreichen Klauen und Bernsteinstücken. Ansonsten trug er die für die Stämme übliche Kleidung: ein blau gefärbtes Leinenhemd, braune Beinkleider, hohe Schnürstiefel aus Leder. Sein Oberkörper war von einem Lederharnisch bedeckt, so, wie ich ihn damals schon bei Hetigrim gesehen hatte, seitdem allerdings nicht wieder. Vielleicht war dieser nur den Adligen vorbehalten?
    Ein Schwert und zwei Framen waren hinter ihm auf dem Rücken des Pferdes sicher verstaut, außerdem hing ein kleiner Schild an der Flanke des Gauls. Als er das Chaukenbanner passierte, fiel sein Blick kurz auf mich. Er maß mich abschätzend von Kopf bis Fuß und schien sich über mein ihm unbekanntes Gesicht zu wundern. Es war der Blick des Mächtigen, des Herrschers, eines Mannes, der den Anspruch hatte, über alles und jeden Bescheid zu wissen. Er trug hier die Verantwortung, denn immerhin fand die Zusammenkunft auf seinem Territorium statt, da wollte er keine Überraschungen. Ich war mir sicher, dass er schon bald einen seiner Männer oder mich direkt über meine Anwesenheit befragen würde.
    Seine erhabene Art abzusteigen und sein stolzer Schritt hoben Ingimundi deutlich von den anderen Männern ab. Ich verstand nun besser, was Skrohisarn damit meinte, als er sagte, dass die Männer nur den Adligen folgten, die das »Heil« in sich trugen. Ingimundi strahlte diese Kraft förmlich aus, er war ein Hüne von Gestalt, wirkte aber gleichzeitig sehr umsichtig. Er sprach ruhig und dennoch bestimmt mit seinen Leuten, nicht mit der herablassenden Distanz, die Hetigrim zu eigen gewesen war. Ich war in hohem Maße beeindruckt von diesem Ingimundi.
    Dann fiel es mir wieder ein: War er nicht der Vater von Frilike? Natürlich, ja! Sofort hatte ich ihr Gesicht vor Augen, so deutlich, als stünde sie vor mir! Ein eigenartiges Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit und ich fragte mich, was bloß mit mir los war. Dieses Gefühl kannte ich nicht, hatte es nie zuvor gehabt. Doch nun war es da und Frilike war offenbar der Grund dafür.
    Im nächsten Moment schämte ich mich aber auch schon wieder für meine eigenen Gedanken. Den ganzen Nachmittag hatte ich hier verloren herumgehangen, um über Julia nachzudenken. Doch kaum wurde ich an Frilike erinnert, hatte ich die berühmten Schmetterlinge im

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