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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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– so was wie ein Weltenretter? Das war ja grotesk! Mir tat es fast leid, die ernsthaften Hoffnungen, den Glauben dieser Leute so lächerlich zu finden!
    »Nein, tut sie nicht! Aber sie ist sich auch nicht sicher! Ich hätte dir das alles eigentlich nie erzählen dürfen! Bitte vergiss es einfach wieder und schweig vor allen Dingen darüber!«
    »Ja, versprochen, Skrohisarn! Mit SICHERHEIT werde ich darüber schweigen, glaube mir!« Ich konnte nur den Kopf schütteln, denn was hier gerade passierte, war absurd: ›Mensch aus moderner Zivilisation trifft auf zurückgebliebene Barbaren und wird zum Gott erhoben‹ . Genau so wäre es in einem schlechten Hollywoodstreifen passiert und ich hätte mich über eine solche Szene böse aufgeregt – zu Recht. Es entsprach dem Klischee des gebildeten, überlegenen Weißen, der den dummen, zurückgebliebenen Eingeborenen beherrschte. Natürlich waren diese Menschen nicht zurückgeblieben und auch keine Barbaren – in Ordnung, die meisten zumindest nicht. Doch ich war ihnen alles andere als überlegen: Weder nützte mir meine angebliche Bildung hier etwas, noch wusste ich auch nur ansatzweise über all jene Dinge Bescheid, die ich hier zum Überleben brauchte. Jedes Kind konnte in dieser Welt Wasser aus einem Fluss holen, ohne dabei baden zu gehen, Vieh treiben und Kühe melken, Schlingen zur Jagd auslegen oder ein Feuer ohne Feuerzeug entfachen! Aber wieso musste ich diese Dinge genau jetzt und hier herausfinden?
    Natürlich würde ich mich mit dem gerade Gehörten nun notgedrungen anders verhalten, noch unauffälliger werden müssen und bloß niemanden jemals etwas von meiner Herkunft erfahren lassen. Sollte sich der Verdacht Hravans weiter verbreiten, so würde es zwangsläufig gewisse Erwartungen an mich geben, die ich sicher niemals erfüllen konnte. Und zu was religiös fanatische Menschen, die enttäuscht wurden, alles fähig waren, das wusste ich nur zu gut noch aus meiner eigenen Zeit!
    Ich versuchte, wieder an das eigentliche Thema anzuknüpfen: Ingimundi. »Also, was soll ich deiner Ansicht nach Ingimundi sagen? Dass ich bei Schmieden aufgewachsen bin oder so etwas?«
    »Das wird sicher das Einfachste sein«, entgegnete Skrohisarn und hob die Schultern. »Sag, dass du einer von vielen Söhnen deines Vaters warst und immer auf den Feldern helfen musstest. Nur im Winter hattest du Zeit, deinem Vater über die Schultern zu schauen, und so hast du einiges gelernt. Deswegen bist du kein ausgebildeter Schmied, kennst aber die Verfahren deines Vaters.«
    Ich nickte. Ja, das war plausibel und erregte keinen Verdacht.
    »Ich werde jetzt zu Werthliko gehen, Witandi. Ich möchte mich weiter mit ihm unterhalten und ihm mein neues Schmiedeverfahren erklären. Wenn du möchtest, setze dich mit an unser Feuer. Soviel ich weiß, hat Furthiro vor wenigen Stunden einige Kaninchen in ihren Dünenhöhlen ausgeräuchert und schon geschlachtet. Heute gibt es also Fleisch!«
    Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Nichts gegen den Getreidebrei, aber morgens, mittags und abends immer das Gleiche zu essen, konnte einen schon ziemlich zermürben. »Danke, Skrohisarn, ich komme sofort nach!« Ich wollte noch kurz über das Gesprochene nachdenken und meine Geschichte für Ingimundi etwas verfeinern. Er sollte auf keinen Fall irgendeinen Verdacht gegen mich schöpfen, denn ich spürte instinktiv, dass mich das in Gefahr bringen würde.
    Die Kaninchenkeule hatte köstlich geschmeckt. Ich saß in einer großen Runde um das Feuer von Werthliko und seinen Kampfgefährten. Vielerlei Geschichten wurden erzählt, aus der Kindheit, aus Kämpfen, von den Familien. Lustige und traurige Geschichten, spannende und langweilige. Ich nahm wahr, dass es so etwas wie eine traditionelle, fast dichterische Art und Weise der Erzählung gab, die manche mehr, manche weniger elegant beherrschten. Es machte Spaß zuzuhören und so lauschte ich gebannt und lernte viel dazu, auch wenn ich noch nicht alles verstand. Doch die freundschaftliche Aufnahme in dieser Runde, die Anerkennung, die auch mir zuteil wurde für die Schmiedeleistung von Skrohisarn, die Akzeptanz insgesamt ließen meine düsteren Gedanken in den Hintergrund rücken und mich als Teil dieser Gemeinschaft fühlen. Zum ersten Mal seit heute Nachmittag besserte sich meine Stimmung wieder. Skrohisarn hatte mich geheißen, die verbliebenen Bierschläuche vom Wagen zu holen und zu verteilen. Dies ließ die Achtung vor mir noch ein entsprechendes Stück wachsen,

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