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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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das?« Er befühlte das Hartplastik des Klickverschlusses. Dann dämmerte es ihm. »Es gehört dir, oder?«, fragte er mit einem kurzen Blick auf die kleine Stofftasche an meinem Gürtel, die meine Taschenlampe verbarg.
    »Ja«, nickte ich. »Ich muss es damals im Wald verloren haben. Es gehörte meinem Hund.«
    Die Verwunderung in Skrohisarns Miene war wohl nicht zu übertreffen. Warum ich ein Hundehalsband mit mir herumtrug, an dem wertvolle Metallscheiben baumelten, und warum mir so daran lag, es wiederzubekommen, übertraf sein Begriffsvermögen. »War der Hund heilig?«, fragte er ernst.
    Wäre die Situation nicht so bitter gewesen, hätte ich laut losgelacht. Bruno heilig?! Ja, sicher, mir war er heilig. Die Vorstellung, dass ihm aufgrund meines Verschuldens etwas zugestoßen sein könnte, machte mich fast krank. Aber noch viel mehr plagten mich die Vorstellungen, dass Julia etwas passiert sein könnte! Mir blieb nichts anderes übrig, als Haduolf noch einmal zu sprechen. Ich musste wissen, wo er das Halsband gefunden hatte und ob er etwas über Julia wusste. Er oder seine beiden Kameraden. Für diese Information würde ich mich sogar wieder zusammenschlagen lassen.
    »Er hat mir viel bedeutet«, entgegnete ich nur und dies schien Skrohisarn Begründung genug zu sein.
    »Ich schätze, ein wenig Bier wird dem Mann reichen. Geh zum Wagen und hole einen der Schläuche von Godagis, ich kläre das hier.« Er gab Werthliko ein Zeichen, mich zu begleiten.
    Ich konnte von Glück sagen, diesen verständnisvollen, durch und durch freundlichen, gütigen und weisen Mann in dieser Welt gefunden zu haben. Er hatte mich permanent unterstützt in den letzten Monaten. Er hatte es mir leicht gemacht, mich einzuleben, obwohl er sehr wohl gespürt hatte, dass meine Geschichte nicht der Wahrheit entsprach und ich ihm etwas verheimlichte.
    Der Tausch ging problemlos vonstatten. Ich hatte zwar keine Ahnung, was ich hier mit einem Hundehalsband sollte, aber ich konnte es ja auch unmöglich dort liegen lassen. Der chaukische Händler hatte erfreut eingewilligt und das von Skrohisarn gereichte gefüllte Horn in mehreren langen Zügen geleert.
    Ich hatte erst einmal keine Lust mehr auf weitere Streifzüge und wollte zum Lager zurück, um meinen Gedanken nachzuhängen. Ich musste nochmals alle Möglichkeiten in Bezug auf Julia durchgehen. Konnte sie mir tatsächlich gefolgt sein, wenn auch unbeabsichtigt? Waren sie oder Bruno ebenfalls dem Sog machtlos ausgeliefert gewesen? Zumindest ließen sich so das Halsband sowie Haduolfs Spruch mit der Hure erklären.
    Julia als Hure? Mir lief es wieder kalt den Rücken herunter. Was hatte ich damals in den ersten Tagen befürchtet? Dass man mich als Sklaven verkaufen könnte … Hatte dieses Schicksal nun Julia statt meiner ereilt? Zum Glück sprachen die extreme Angst und große Vorsicht Julias vor Feuer dagegen. Außerdem die Tatsache, dass ich mich ja schließlich fast zwei Tage und eine Nacht in jenen Wäldern aufgehalten hatte. Wäre sie mir nicht zwangsläufig über den Weg gelaufen? Hätte ich ihre Rufe und ihr Schreien, und das hätte sie sicher nicht zu knapp getan, dann nicht hören müssen?
    Es ergab eigentlich keinen Sinn.
    Ich hatte mich auf die Felle unter unser Ziegenhautdach gelegt, um in Ruhe überlegen zu können. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass es eine Verkettung unglücklicher Zufälle gewesen sein musste, die dieses Halsband hierher gebracht hatte. Ich war überzeugt davon, dass Julia nichts damit zu tun hatte. Eine letzte Bestätigung wollte ich allerdings noch von einem der drei Langobarden einholen. Ich wusste aber nicht sicher, inwiefern sie mir überhaupt die Wahrheit erzählen würden. Bei Witterung meiner Verzweiflung würden sie mir schon aus purer Bosheit Lügen erzählen, dessen war ich mir bewusst. Ich nahm mir vor, den Krieger mit der hässlichen Narbe im Gesicht anzusprechen, der war mir damals am wenigsten verschlagen vorgekommen.
    Ich hatte mich vor unserem Zelt auf den Boden gesetzt und genoss von hier einen guten Überblick über das sich vor mir nach Süden erstreckende Feld. Immer mehr Männer trudelten ein, die meisten von der Südseite kommend. Der Platz füllte sich und es mussten zum Abend hin bereits mehrere Hundert Menschen anwesend sein. Wo wir am späten Vormittag unser Zelt noch am Rande des Chaukenlagers aufgebaut hatten, waren mittlerweile so viele hinzugekommen, dass wir uns nun im Zentrum wiederfanden. Die Ränder der Hegirowisa waren dicht

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