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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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mich zu schnell. Ich kam nicht aus dieser, ihrer Welt und sie spürten es alle – mehr oder weniger stark, instinktiv. Irgendetwas stimmte mit mir nicht. Zum Glück wusste aber bisher keiner, was. Das musste auch so bleiben und mir blieb nur ein Gefühl der Beklemmung.
    »Ich habe meinen Vater auf vielen Reisen begleitet, viele Dinge gesehen und gelernt, mehr als manch anderer. Ob das Schmiedehandwerk meiner Bestimmung entspricht, vermag ich nicht zu sagen. Wer kennt schon seine Bestimmung? Nicht einmal die Götter!«, antwortete ich mit Blick auf das Gelernte in den letzten Monaten und hoffte, dass diese Antwort dem Gespräch eine andere Richtung geben möge.
    »Du sprichst Recht, Witandi! Ehre gebührt denen, die ihrem Namen gerecht werden«, rief er nun mit Blick auf seinen Sohn und stand mit einer schnellen Bewegung auf. »Ingimer! Unterhalte dich ruhig ein wenig weiter mit diesem Mann hier, er scheint schon die Weisheit von Wodans Raben [47] in sich zu tragen und ist gerade mal so alt wie du! Vielleicht kannst du was von ihm lernen!«
    Damit wandte er sich allen zu. »Lasst uns noch etwas trinken, Männer! Morgen haben wir einen harten Tag vor uns!«
    Grölend wurde angestoßen, nur ich schaute ein wenig gedankenverloren, froh darüber, dass die befürchtete Befragung durch Ingimundi nicht stattgefunden hatte. Aber warum hatte ich das Gefühl, dass seit einigen Tagen jeder nur in Rätseln zu mir sprach? Oder waren meine Sprachkenntnisse einfach doch noch nicht weit genug fortgeschritten, um alles richtig zu verstehen? Es schien allerdings eine Eigenart dieser Menschen zu sein, viel zwischen den Zeilen zu sagen und Interpretationsspielraum zu lassen. Vielleicht musste ich mich nur noch daran gewöhnen. Jedenfalls wollte ich heute Nacht nicht erneut abstürzen und morgen den halben Tag verkatert unter Decken verbringen. Also verdrückte ich mich bald darauf unauffällig vom Feuer – vor allem, da ich das bereits konsumierte Bier schon wieder deutlich im Kopf spürte. Zwar hätte ich gerne mehr Zeit mit Werthliko und Ingimer verbracht, aber dazu hatte ich morgen sicher noch ausreichend Gelegenheit. Ich war wirklich müde und heute war viel passiert. Ich wollte nur noch schlafen.
    Unruhig warf ich mich hin und her. Meine Blase drückte quälend und wollte dringend entleert werden. Diese Botschaft arbeitete sich allmählich aus meinem Unterbewusstsein bis an die Oberfläche – wie eine Luftblase im Wasser, die unaufhörlich nach oben strebt. Nach und nach wachte ich auf, ganz langsam, aber sicher. Ich spürte die kühle Luft in meinem Gesicht und wühlte mich tiefer in die Decken. Jetzt aufzustehen wäre wirklich unangenehm , dachte ich und versuchte, den Druck in meiner Bauchgegend zu ignorieren. Doch es gelang mir nicht. Vorsichtig blinzelte ich kurz, um zu sehen, ob es noch dunkel war. Ja, es war. Verdammt! Aber es war diese eigentümliche dämmrige Dunkelheit, die immer in den Minuten vor ihrer Ablösung herrschte und den Übergang von Dunkel zu Hell einleitete. Es musste also kurz vor dem Morgengrauen sein. Das Lager war in komplette Ruhe versunken. Schnarchen drang aus allen Richtungen an mein Ohr und die einzigen sonstigen Geräusche kamen aus den lichten Bäumen vor mir. Einige Vögel zwitscherten schon geschäftig und machten sich bereit für einen weiteren Tag der Brutpflege und Nahrungssuche.
    Ich seufzte und schloss die Augen wieder in der Hoffnung, der Inhalt meiner Blase würde sich vielleicht in Luft auflösen, aber leider geschah dies nicht. Wohl oder übel musste ich aufstehen.
    Ich raffte mich hoch und warf die Decken zurück. Die kühle Luft ließ mich unangenehm frösteln, obwohl es doch eigentlich Sommer war. Skrohisarn lag neben mir mit aufgerissenem Mund und schlief friedlich. Eine ziemliche Bierfahne ging dabei von ihm aus. Offensichtlich hatte er meine Anteile letzte Nacht noch mit getrunken.
    Ich ergriff meine Schuhe, die ich an meiner Decke festgebunden hatte. Man wusste ja nie, wer Gefallen an ihnen finden konnte. Ich schlüpfte hinein, ohne die Schnüre festzuzurren, dann nahm ich meine Taschenlampe und schwang mich aus dem Zelt. Einige der Männer waren direkt auf dem Boden eingeschlafen und liegen geblieben, doch die meisten hatten es in ihre Zelte geschafft. Die Feuer waren heruntergebrannt und es schien, als sei ich der einzige wache Mensch in diesem Lager.
    Ich stapfte zwischen den herumliegenden Leibern in Richtung des Birkenwäldchens auf der Nordseite. Ich musste wirklich sehr

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