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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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denn sein Bier zu teilen, hieß hier, Freundschaft anzubieten.
    An diesem Abend gab es viel zu lachen und ich lernte einige offene und herzliche Menschen kennen, durchweg in meinem Alter, aber auf Kriegszug mit Ingimundi oder seinen Verbündeten. Auch die zwei noch lebenden Söhne des Ingimundi, Ingimer und Ingimodi, gehörten dazu. Sie waren mir gegenüber ebenfalls äußerst freundlich und erkundigten sich vorsichtig nach meiner Herkunft, ohne mich dabei zu bedrängen. Besonders Ingimer hatte großes Interesse an meiner Geschichte. Offenbar war er für seine Kriegergruppe ständig auf der Suche nach kampfwilligen Männern. Mehrfach war ich bereits gefragt worden, ob ich mich ihnen nicht anschließen wolle. Und mit fortgeschrittenem Betrunkenheitsgrad verlor diese Aussicht sogar ihren Schrecken, die sie zweifellos, in nüchternem Zustand betrachtet, auf mich gehabt hätte. Ich als chaukischer Krieger in einem kleinen Kampftrupp die Nachschublinien der Römer überfallend? Was sollte ich heute bloß noch alles werden? Aber ich fühlte mich geehrt, dass man mich mit einschließen wollte, und so lachte ich nur und winkte ab.
    Ingimer war etwas jünger als ich, hatte aber schon allerhand Abenteuerliches erlebt. Sein ebenfalls rotblondes Haar funkelte im Schein des Feuers und seine großen grauen Augen waren weit aufgerissen, als er Werthliko und mir von seinen letzten Erlebnissen erzählte. Sein kurz geschorener, gepflegter Bart glänzte fettig vom Essen und Bier, doch insgesamt wirkte er genauso erhaben und würdevoll wie sein Vater und sein älterer Bruder. Wir stießen gerade erneut an und kippten das Biergebräu in einem gewaltigen Zug hinunter.
    »Bei den Göttern, ich schwöre es! Sie sind so flink, dass sie die Kaninchen in den Dünen mit den bloßen Händen fassen können! Ich habe es selbst viele Male gesehen!« Ingimer schaute uns beschwörend an, so, als würde er alles dafür tun, dass wir ihm seine Geschichte glaubten. »Sie ahnen jede Bewegung des Tiers, bevor dieses sie ausführt, und greifen es sich nach kurzer Verfolgung! Sie haben keine Gelegenheit, zu entkommen! Sie sehen fast selbst aus wie Kaninchen!« Er schürzte die Oberlippe und machte das schnüffelnde Gesicht eines Hasen nach.
    Lachend klopften wir uns auf die Schenkel.
    »Und wo soll das sein? Du sagst, gar nicht weit von hier?«, fragte ich Ingimer.
    Werthliko und ich sahen ihn nun wieder interessiert an.
    »Nein, nicht weit. Hinter dem Bataverland, dort, wo der riesige Rhenus ins Nordmeer mündet, leben sie. Ihre Nachbarn nennen sie nicht umsonst ›Cananefaten‹ [46] ! Dort oben gibt es kein Vieh und auch sonst keine wilden Tiere, nur Kaninchen, Fische, den Himmel und das Meer. Bis zum Ende der Welt und zum Maul der Weltenschlange ist es von dort nicht mehr weit! Sie kennen nicht einmal Bier, trinken nur Wasser, die armen Schweine!«
    Wieder lachten wir laut, als in diesem Moment Ingimundi sich zu uns setzte. Er hörte kurz seinem Sohn zu, wandte sich dann aber mir zu, um mich anzusprechen – so, wie ich es schon erwartet hatte. Die anderen beiden unterhielten sich mit etwas gedämpfter Stimme weiter.
    »Was hast du weiterhin vor, Witandi? Willst du bei Skrohisarn das Schmiedehandwerk erlernen? Oder willst du der Haugmerki den Rücken kehren und wieder in deine Heimat zurück?« Neugierig, aber abschätzend blickte er mich an. Offenbar hatte auch er schon einiges von diesem grässlichen Gesöff hinuntergestürzt, denn seine Augen sahen ein bisschen glasiger aus als noch früher am Abend. Ein breites Lächeln entblößte zwei Reihen braun-schwarzer Zähne, um die es scheinbar nicht zum Besten stand. Dann schlug er sein Trinkhorn jovial gegen meines und bedeutete mir zu trinken. Ein wenig eingeschüchtert von seiner herrischen Erscheinung nahm ich einen kleinen Schluck.
    »Zurück in meine Heimat? Ich denke nicht, es ist sehr weit …« Ich legte eine kurze grüblerische Pause ein. »Warum nicht als Schmied? Ich kann sehr viel von Skrohisarn lernen und Waffen werden in den nächsten Jahren ja wohl stark nachgefragt, oder?«
    »Sehr richtig! Schmiede werden in Zeiten wie diesen immer gebraucht und wir haben nicht genug davon. Aber mir scheint trotzdem, deine Bestimmung ist eine andere als die eines Schmiedes!« Er sah mich skeptisch an, meinen Brustkorb, meine Oberarme. »Was hast du in deiner Heimat gemacht? Du wirkst nicht wie der Sohn eines Schmiedes …«
    Da war es also wieder! Ich konnte machen, was ich wollte, die Leute durchschauten

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