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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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musste mich setzen und versuchte, tief und regelmäßig einzuatmen. Ich war zum Glück körperlich unverletzt geblieben, doch die Bilder der von mir in Brand gesetzten Menschen, des vielen Blutes und der durchbohrten Leiber hatten sich unauslöschbar in mein Gehirn gebrannt.
    Erst jetzt kam hoch, was ich in den letzten Stunden im Kampfgetümmel erfolgreich unterdrücken konnte: Heiß schossen mir Tränen in die Augen und der Schmerz über den Verlust von Skrohisarn brach durch.
    So saß ich eine Weile in den herrlichen Weserdünen an einem wunderschönen sonnigen Morgen am Rande eines blutgetränkten Schlachtfeldes und heulte wie ein Schlosshund ein Meer aus salzigen Tränen. Wieso war ich hier? Was sollte ich nun tun? Warum war mir das passiert? Wie hatte ich so dumm sein und diesem Feuer damals zu nahe kommen können? Ich machte mir bittere Vorwürfe und ärgerte mich sogar, nicht in dieser Schlacht gefallen zu sein.
    Einige Zeit später hatte ich mich wieder einigermaßen beruhigt und wischte mein Gesicht mit meinem verdreckten Leinenhemd wieder sauber. Dann machte ich mich auf den Weg zurück – von Schmerz erfüllt, weil Skrohisarn nicht mehr war. Ich stellte fest, dass ich die Patronenhülsen noch in der Hand hielt, und steckte sie fürs Erste in einen Beutel an meinem Gürtel, dort, wo ich auch schon Brunos Halsband aufbewahrte.
    Ich hatte Angst vor dem, was ich auf dem Schlachtfeld vorfinden würde. Es musste grauenhaft sein. Hunderte waren gefallen und ich hatte viele grausige Szenen gesehen. Die Bezeichnung »Schlacht« war wortwörtlich zu nehmen in diesen Zeiten. Die scharfen Hiebwaffen trennten Gliedmaßen ohne Weiteres von den Körpern oder schlitzten das ungeschützte Fleisch auf, sodass alles Innere nach außen drängte.
    Ein grausiger, ekelhafter, widerwärtiger Gestank nach den Exkrementen der Getöteten, nach dem Blut und den verteilten Innereien ließ mich zusammenbrechen und kotzen, als ich auch nur in die Nähe des Schlachtfeldes zurückkam. Überall stöhnten und wanden sich Verletzte. Viele lagen einfach nur im Schock da, unfähig, etwas anderes zu tun als zu atmen und in den freundlichen Morgenhimmel hinaufzublicken. Die Sonne lachte den Sterbenden unbeeindruckt ins Gesicht.
    Möwen, Raben und Krähen kreisten bereits hoch oben – bereit, sich den Magen mit der unter ihnen ausgebreiteten üppigen Mahlzeit vollzuschlagen.
    Währenddessen ging das Schlachten am Strand noch weiter. Ich vernahm die aufgeregten Schreie der germanischen Häscher, wenn sie wieder eine arme römische Sau in den Dünen aufgestöbert hatten. Die Schreie der dem Tod ins Auge Blickenden lösten Gänsehaut über Gänsehaut bei mir aus.
    Ich stapfte durch die ehemals grüne und saftige, jetzt von Blut und Gedärmen getränkte Wiese, um Skrohisarn zu suchen. Immer wieder sah ich auch Römer, die, von schrecklichen Brandwunden entstellt, tot im Gras lagen. Ich wusste, dass ich Mitschuld trug an ihrem Tod, doch Bedauern konnte ich für sie nicht so recht empfinden. Immerhin hatten SIE dieses Lager angegriffen und SIE wollten dieses Land und die in ihm lebenden Völker unterwerfen, um es früher oder später als weitere Provinz in ihr »Imperium Romanum« einzugliedern. Wer als Soldat in die römische Armee eintrat, musste mit dem Tod rechnen, dachte ich grimmig. Sie selbst brachten vielfachen Tod in jedes Gebiet, das sie betraten. Trotzdem fröstelte mir bei dem Gedanken.
    Ich fand einige bekannte Gesichter unter den Gefallenen. Dann sah ich Haduolf! Sofort kam mir mein Verdacht Julia betreffend wieder hoch und ich unterbrach meine Suche nach Skrohisarn.
    Haduolf lebte tatsächlich noch ein wenig, doch ein Schwertstreich hatte ihm den rechten Unterarm abgetrennt und er war schwer am Kopf verletzt. Kreidebleich und ausgeblutet lag er mit zitterndem Körper im Gras, seine stumpfen, glasigen Augen blickten teilnahmslos in den Himmel. Aus dem Armstumpf rann nur noch ein kleiner Strom dünnen Blutes. Er würde jeden Moment sterben, ich musste mich beeilen!
    Ich verscheuchte einige Fliegen, die auf der breiigen, blutigen Masse seiner rechten Kopfseite saßen.
    »Hörst du mich? Wach auf!« Heftig schüttelte ich den Oberkörper des Langobarden, doch er reagierte kaum noch. Sein Blick wurde für einen kurzen Moment klarer, schaute aber weiter an mir vorbei in den Himmel.
    »Gehe … zu … Wodan …«, röchelte er und ich meinte, die Spur eines Lächelns in seinem ansonsten immer grimmigen Gesicht auszumachen.
    »Wo ist das

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